Allgäuer Alpenblog

Großer Krottenkopf – höchster Berg der Allgäuer Alpen

Grenzgang am Berg – um eine Erfahrung und Bestätigung reicher

4. September 2013: Der Berg ruft! Die erste Septemberwoche bietet perfekte Bedingungen für Bergtouren. Und wir beschließen kurzfristig, den höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen, den Großen Krottenkopf, 2.657 m, zu besteigen. Der spontane Entschluss hat allerdings zur Folge, dass wir erst spät in Oberstdorf ankommen: Wie immer haben wir unsere Fahrräder dabei und fahren ab Oberstdorf das Trettachtal entlang in Richtung Spielmannsau und lassen unsere Räder an der Materialbahn hinter Oberau stehen. Von hier aus beginnt dann der Aufstieg. Dieser Trail ist übrigens auch der Beginn des Fernwanderweges E5 von Oberstdorf nach Meran und verläuft auf dem historische Wallfahrerpfad von Holzgau im Lechtal nach Oberstdorf.

Hier oben gönnen wir uns die erste kurze Pause: die kleine Kapelle von 1998 verweist auf den Standort der ehemaligen Wegkapelle der Wallfahrt vom Lechtal nach Maria Loretto Oberstdorf, diese Wallfahrt existiert schon seit 1655.

Hubschrauber, Transportmittel in den Allgäuer Alpen

Unser Ziel ist schon fast in Sicht: die Kemptener Hütte, wo wir nach unserer ersten Etappe einkehren. Die Sonne im Sperrbachtobel, der schnelle Aufstieg muss belohnt werden. Mein Lieblingsessen dort sind Pellkartoffeln mit hausgemachten Quark und Bergkäse. Wie man sieht, bieten die Allgäuer Hütten eigentlich Berggasthof-Qualität an – eine wunderbare Belohnung für Wanderer.

Pellkartoffeln mit ausgemachten Kräuterquark – unschlagbar gut

Auf der Kemptener Hütte, 1844 m Höhe, treffen wir auch auf vier junge Italiener, die den E5, den Fernwanderweg von Oberstdorf nach Meran wandern.

Nach kurzer Pause gehen wir den Aufsteig zum Großen Krottenkopf an. Ein Blick hinunter zur Hütte belohnt zusätzlich die Romantiker: ein blühendes Herz fordert zum Innehalten in dieser Bergwelt auf.

Unsere Bergsteigertour führt uns zunächst auf 2093 m Höhe, zum Mädelejoch und damit auch zur Staatsgrenze. Grenzgänger gibt´s hier auch. Aber diese sind ganz gelassen, im Gegensatz zu uns, da wir noch ein paar Stunden Bergtour vor uns haben.

Danach führt uns der Pfad erst hinab, bevor er über steile Geröllhängen wieder ansteigt. Immer wieder müssen wir nach der Wegmarkierung suchen. Schließlich steigen wir entlang der Gratkante nach oben und werden durch grandiose Aussichten belohnt.

Schwindelfrei zu sein ist hier äußerst nützlich. Ich zweifele schon daran, auch noch die letzten Meter zu schaffen. Meine persönliche Grenze ist eigentlich schon erreicht. Nicht die Kondition ist gefragt, sondern das Vertrauen in die eigenen Fähigigkeiten. Aber schlißelich ist das Gipfelkreuz in Sicht.

Endlich geschafft – der höchste Gipfel der Allgäuer Alpen, auf 2.657 m Höhe, der Große Krottenkopf. Nur mit einer gewissen Überwindung schaffe ich es -indem ich nicht seitwärts schaue.

Der Gipfel gibt allerdings Rätsel auf: zu was ist dies blutrot gefärbte Wasserloch auf diesem schmalen Gipfel?

Wir genießen die Fernsicht, blicken auf den Karsee im Osten hinab. Allerdings muss ich gestehen: Stolz bin ich ja schon, aber so ein richtiger Genuss, mit lockerer Pause auf dem Gipfel, stellt sich nicht ein, wir müssen ja noch hinunter. Die Kemptener Hütte wäre zwar zur Übernachtung perfekt, doch wir haben uns ja ein Ziel gesetzt und wollen den höchsten Gipfel an einem Tag besteigen – vom Tal aus.

Die Sicht gen Norden. Man erkennt das Illertal.

Schließlich machen wir uns an den Abstieg, Impressionen davon mit Blick gen Süden.

Beim Abstieg benötige ich länger als beim Aufstieg, der Blick nach unten behagt mir nicht so… Und erst jetzt geht es richtig an meine Grenze: Kopf einschalten, langsam und konzentriert absteigen.

Die Sonne zehrt uns richtig aus. Unser Wasser wird knapp. An Gebirgsbächen können wir das wunderbare, kühle und gut schmeckende Wasser zur Abkühlung nutzen und wir füllen damit auch unsere Trinkflaschen auf. Wir sind ausgepowert: nicht nur der Akku der Kamera war leer (daher alle Aufnahmen ab dem Gipfel mit dem Handy), unsere Akkus ebenso! Das ist übrigens auch der Grund, warum wir uns nicht fotografierten. Durch die Hitze war die Bergtour so anstregend wie schon lange nicht mehr. Und wir hatten ja ein Ziel: Aufstieg und Abstieg an einem Tag!
Schließlich kehren wir noch in der Kemptener Hütte auf ein Radler ein – und treffen auf Bekannte: Unser Biobauer aus Altusried, der uns seit 16 Jahren beliefert, ist dort mit seinen Söhnen. Nach einem kurzen Hoigarte geht´s aber hinab. Wir wollen noch bei Tageslicht den Sperrbachtobel hinab.

Sperrbachtobel in der Abendsonne.

Schneereste, symmetrisch ausgetaut. Das Muster erinnert an Waben, die ganze Form an ein Höhlensystem. Sie finden sich entlang des Sperrbachtobels.

20.15 Uhr: wir sind bei unseren Rädern. Der Abstieg in der Dämmerung hat geklappt. Nun geht es nur noch rollend hinab. Ein wunderschönes Gefühl zu wissen, man muss nicht mehr laufen!

Ich bin an Grenzen gestoßen, habe aber auch erfahren, dass man sie erweitern und verschieben kann.

Wandertipps finden sich im großen Urlauberportal von www.allgaeu.info

Die mobile Version verlassen