6.9.2013: Welch ein Glück in dieser ersten Septemberwoche Urlaub zu haben! Nach der Bergtour zum Großen Krottenkopf wollen wir es diesmal entspannter angehen und wollen zum Schrecksee in den Allgäuer Alpen bei Bad Hindelang aufsteigen. Bei Sommerwetter brechen wir auf. Wir wollen ausprobieren, ob wir in einem See schwimmen können, welcher auf 1.813 m Höhe liegt. Unsere Kinder winken dankend ab – sie erklären uns für leicht verrückt – erst radeln, dann über zwei Stunden aufsteigen, um ins kalte Wasser zu steigen. Sie wünschen uns viel Vergnügen auf der Bergtour und bleiben gerne zu Hause.
Ab dem unteren Parkplatz in Hinterstein nehmen wir wieder einmal unsere Fahrräder um die Wanderung abzukürzen.
Wir radeln bis zum Elektrizitätswerk, das der Wasserkraftnutzung vom Schrecksee und Stausee Taufersbach dient. Von dort aus führt die Wanderung uns direkt hinauf zum Schrecksee. Direkt hinauf ist wörtlich gemeint, denn der Weg steigt gleich zu Beginn steil an.
Schließlich kommen wir in das Hochtal der Taufersalpe, die Sromleitung zeigt uns, wo letztlich unser Ziel ist.
Die Wanderwege sind sehr gut ausgebaut, doch die Steilheit fordert und so nutzen wir das kühlende Wasser. Gebirgswasser erfrischt nicht nur, es stärkt in jeder Hinsicht!
Nach rund zwei Stunden Aufstieg begegnet uns die erste nennenswerte Ansammlung von Lebewesen: Schumpen ruhen zur Mittagszeit.
Aber immer ist noch kein See zu sehen. Wir durchwandern das Hochtal und begegnen zwei Mountainbikern, die hier irgendwie fehl am Platz wirken. Aber das sollten nicht die einzigen sein, beim Rückweg sehen wir noch weitere und können auch einen Sturz beobachten, den der Biker aber lässig abtut.
Schließlich der erste Blick auf den Schrecksee, wir haben unser Ziel auf 1.813 m Höhe zunächst erreicht. Nun wird es ernst. Schaffen wir es auch dort zu schwimmen?
Geschafft! Ich bin im Wasser und ganz stolz – schaffe es allerdings nicht bis zur Insel, da ich das Gefühl habe, im kalten Wasser nicht richtig atmen zu können. Ein ganz entschlossener Hesse, Anfang 50, schwimmt auf Anraten seines Hindelanger Gastgebers bis zur Insel und taucht sogar kurz unter.
Wir nutzen die Pause um die Shirts zu trocknen, die vom Aufstieg ganz verschwitzt sind.
Schließlich setzen wir unsere Wanderung in Richtung Tannheimertal fort und folgen der Via Alpina, einem Fernwanderweg. Wir blicken zurück auf den Schrecksee, auf diese unheimlich schöne Landschaft.
Mir kommt der Allgäuer Pfarrer Sebastian Kneipp und sein ganzheitliches Naturheilverfahren in den Sinn. Seine Lehre fußt auf fünf Säulen, der Heilkraft des Wassers, der Bewegung, der Kräuter, der inneren Ordnung und der Ernährung. Wir sind gewandert, waren im Wasser und tranken Wasser, haben unsere einfache Brotzeit dabei, riechen die von Kräutern durchsetzte Alpweide und werden innerlich ganz ruhig – die Bergwelt lässt tief durchatmen.
Das Grenzschild zwischen Deutschland und Österreich steht noch. Unsere Wanderkarte zeigt, wohin die verschiedenen Wanderrouten führen.
Schließlich sehen wir wieder den Schrecksee. Unterhalb des Schrecksees treffen wir dann noch mal auf Mountainbiker. Wir fragen den Alphirten nach diesen Extremsportler und er bestätigt unsere Vermutung: haben vergangenes Jahr vielleicht eine Handvoll Mountainbiker den Berg bezwungen, seien heuer jedes Wochenende so viele zu sehen.
Abendliche Ruhe kehrt ein: in der Berghütte wird das Holzfeuer angezündet, die Kühe gemolken und die Schumpen legen sich zum Wiederkäuen.
Auch wir machen uns schleunigst auf den Rückweg, da schon die ersten Donner zu hören sind. Bei leichtem Regen erreichen wir unsere Fahrräder.