28.

Nov

Eine Herbst- Wanderung mit Geschichte(n)

Registrierter

experten-autor

Kleine Hütte

Grau und neblig ist wohl das Erste was mir in den Sinn kommt, wenn ich an den Herbst denke. Ein Herbsttag kann aber auch mystisch daherkommen und zu einer geschichtsträchtigen Wanderung einladen.

Wer sich etwas Zeit nimmt, dem können die oftmals unscheinbaren, teils jahrhundertealten Wegkreuze, Bildtafeln oder Kapellen die am Wegesrand errichtet wurden spannende Geschichten erzählen. Durch ein schönes Projekt mit dem Namen „Horizonte erweitern“ können sie in und um Pfronten auf insgesamt 8 Routen erwandert werden. In einem kleinen Buch („Horizonte erweitern“, Hrsg. Gemeinde Pfronten) wurden die interessanten Informationen rund um diese Symbole zusammengefasst.

Ich habe mich für Route 5 entschieden. Die Wanderung startet in Pfronten-Kappel und führt über die Ortsteile Rehbichel nach Kreuzegg, Weißbach und wieder zurück zum Startpunkt. In ca. 2,5 Stunden bin ich die 7,5 Kilometer lange Tour gemütlich (mit etlichen Foto-Stopps) abgelaufen. Wer möchte kann die Strecke auch bequem mit dem Radl fahren.

Kultur und Stadtgeschichte in PfrontenMit dem Büchlein in der einen und meinem Fotoapparat in der anderen Hand, war mein Startpunkt also in Kappel. In Sichtweite meines Parkplatzes lag auch gleich der erste  Wegpunkt: die St. Martin Kapelle – von der der älteste Ortsteil Pfrontens seinen Namen erhalten hat. Hier beginnt übrigens mit Haus-Nr. 1 auch die im Jahr 1784 eingeführte Hausnummerierung der Gemeinde Pfronten.

Vorbei an einem „Maurermeister Kreuz“ von 1861 und einem relativ jungen aber sehr großen Holzkreuz (1959) führt die Strecke nach Rehbichel. In dem kleinen Ort steht die Kapelle St. Anna – schon seit über 400 Jahren.Kultur und Stadtgeschichte im Allgäu

Wie unerwartet das Schicksal manchmal zuschlagen kann zeigt das Denkmal Nr. 4, kurz vor Kreuzegg: „Im Jahr 1945 wollte Viktoria Osterried mit ihrer Tochter nach Zell radeln, als plötzlich ein Gewitter aufzog. Während das Kind vorausfuhr, traf ein Blitz die Mutter. (… ) Die besondere Tragik des Unglücks war, dass aus der Gewitterwolke nur ein einziger Blitz entfuhr.“

Das kleine „Bruder Georg“ Bethäuschen in der Ortsmitte von Kreuzegg erzählt die Geschichte eines 1696 geborenen Pfronteners. Im Frühjahr 1718 hat sich der 21-jährige Bäckergeselle von hier aus auf den Weg nach Rom gemacht. In der Ewigen Stadt ist er dann in den Orden der Kapuzinern eingetreten und hat als Bruder Georg sein Leben den Armen gewidmet. Im Jahr 1780, als der nie zu Ende geführte Seligmachungsprozess begann, besuchten zwei römische Bürger das mittelalterliche Kreuzegg und ließen bei ihrem Besuch 20 Dukaten zurück. Mit diesem Geld wurde dann das kleine Bethäuschen errichtet (weitere Informationen findet Ihr auf S. 94 in „Horizonte erweitern“).Basilika in Pfronten im Allgäu

Von Kreuzegg  führt der Weg vorbei an den Resten des Pfrontener Moors. Wer möchte kann hier einen kurzen Abstecher auf den Moor- und Streuwiesenpfad  machen. Wer auf dem Weg bleibt, den führt die Route auf ebenen, gut befestigten Wegen über Weißbach zurück zum Ausgangspunkt.

Wenn Ihr mehr über die Horizonte-Wanderwege erfahren möchtet, schaut einfach auf Pfronten.de vorbei. Eine praktische Ergänzung zum Buch „Horizonte erweitern“ ist die Smartphone App von Pfronten. Da die Wege nicht ausgeschildert sind, war die kostenlose App unterwegs sehr hilfreich. Die App gibt es für I-Phones und für Androide-Smartphones – einfach im App-Store nach „Pfronten“ suchen.

Zum Schluss noch ein kurzer Abstecher zum Wahrzeichen von Pfronten: Die St. Nikolaus-Kirche lag zwar nicht direkt auf meiner Route, ein Besuch der Kirche lohnt sich aber immer. Im Innenraum haben sich die Pfrontener Künstler selbst übertroffen. Insbesondere das Deckenfresko von 1780 ist wunderschön. Auch hat die Kirche seit Kurzem eine neue Kirchturmspitze – auch noch durch den Nebel sieht man das neue Kupfer glänzen. Und wer etwas genauer hinsieht, kann erkennen, dass die Spitze einer umgedrehten Enzianblüte nachempfunden ist.

 

Blumen im herbstlichen Allgäu

Kirchliche Kultur im Allgäu

Startpunkt der Wanderung in Pfronten-Kappel

  1. Bernd Hoffmann sagt:

    Eine Gänsehaut habe ich bekommen bei diesen tollen Bildern.
    Neben der kleinen Kapelle habe ich schon als 5-jähriger gespielt.
    Zusammen mit den Wiedemann Jungs (Bua) von gegenüber.
    Rehbichel wird immer die zweite Heimat bleiben.
    Herzlichen Grüße aus der grünsten Stadt Nordrheinwestfalens.
    Bernd Hoffmann
    Stadtanzeiger Hagen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.