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Feb

Veranstaltung - Ballonfestival im Tannheimer Tal

Heißluftballon-Invasion in Tannheim, Tirol

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experten-autor

Nun jetzt ist es zwar schon einige Tage her, dass das Ballonfestival in Tannheim – Tirol stattgefunden hat, aber dieses Jahr hinterließ diese tolle Veranstaltung einen so bleibenden Eindruck, sodass mir diese Erfahrungen wert waren, einen „ausführlichen“ Blogbericht darüber zu schreiben. Macht euch gefasst auf eine überraschende Erkenntnis, auf einen „Balloon-Hopper“ und dann noch auf eine Invasion der Heißluftballone.

Wo fange ich am besten an? Oh ja, am besten mit meinem ersten Ballonfestival im Jahre 2013. Das 18. im Tannheimer Tal. Im Januar 2013 hatte ich meinen ersten direkten Kontakt mit der Szene der Ballonfahrer. Unwissend übernahm ich bei meiner Job-Annahme Gäste dieser Szene, die schon Jahre vorher beim Ballonfestival teilnahmen.

Ein schöne Überraschung, denn die Ballonszene ist weltweit so bekannt, dass ich ein Ballonteam untergebracht hatte, welches aus Engländern und Australiern bestand. So machte ich die Bekanntschaft mit Alison, Kerry, Gretta und Aron und noch ein paar anderen.

Ich erfuhr durch dieses Team, welches mit dem Ballon Packhouse von Alison unterwegs war, so einiges über das Ballon fahren und sehr interessant waren für mich unsere Diskussionen. Eine z.B. war „Warum fährt man einen Ballon?“

Der deutsche Balloner Aik, der rein zufällig noch in den letzten Tagen des Festivals auf dem Camping Alpenwelt mit seinem Wohnmobil übernachtete, erklärte mir, dass der Ausdruck des Ballonfahrens daher rühre, dass der Ballon keinen maschinellen Antrieb hätte und es sich deswegen eingebürgert hätte keinen Ballon zu fliegen, sondern zu fahren.
Korrigiert mich, sollte ich diese Definition nicht ganz korrekt wiedergegeben haben. Aber ich glaube, so wurde es mir erklärt. Ist doch schon wieder ein Jahr her, da kann man schon mal das eine oder andere Detail vergessen. Aber um genauer zu sein, stelle ich hier doch lieber noch die Wikipedia-Definition ein zum Ballonfahren.
Im Zuge dieser spannenden Frage, erklärten mir die Australier Gretta und Aron, dass es in der englischen Sprache heißt: Ein Pilot fliegt den Ballon, während bei den Niederländischen Kollegen der Ausdruck „sail the balloon“ – also einen Ballon segeln gebräuchlich ist.

Einerseits schon sehr naheliegend, denn Niederländer waren in den vergangenen Jahrhunderten eine große Segelmacht und beim Segeln bin ich ja auch auf den Wind angewiesen, der mich in Windrichtung treibt, die ich nur durch das Ruder und die Segelstellung beeinflussen kann. Und schon stellt sich mir eine neue Frage. Warum heißt es denn nirgends „Ich treibe mit dem Heißluftballon“? Also ich meine, der Ballon wird vom Wind in die Windrichtung getrieben, oder liege ich da falsch?

Die Ballonszene ist schon ein spannendes Pflaster für einen Laien wie mich. Beeindruckend fand ich zudem dass nicht nur Aron und Kerry Piloten waren, sondern in jenem Team die Frauen das Kommando hatten. Gretta, die Pilotin, steuerte den Heißluftballon von Alison. Ich dachte immer, das Heißluftballonfahren wäre eine Männerdomäne. Und auch dieses Jahr, 2014, wurde ich eines besseren belehrt, als sich Pauline mit mir über Facebook in Kontakt setzte. Zudem quartierten sich Tracey mit Kate und Tim, Freunde von Alison, in unseren Ferienwohnungen ein. Tracey brachte dann noch eine befreundete Pilotin, Heaven und ihren Ehemann Paul mit. Beide Heißluftballon-Piloten aus Wales. So stand es dieses Jahr 4 Pilotinnen zu 2 Piloten im Kienzerle.

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, als freundliche Gastwirtin, mit meinen Gästen über ihren Beruf und Hobby zu plaudern. So erfuhr ich auch, dass  das 19. Tannheimer Ballonfestival von weiblichen Piloten dominiert wurde. Unter ihnen weilte sogar eine mehrfache Weltrekordhalterin: Pauline Baker.  Mrs. Baker war aber nicht nur zum Fahren angereist, sondern trainierte Kate. Die zukünftige jüngste kommerzielle Pilotin, wenn sie demnächst ihre Prüfung besteht. (Sie will mich auf dem Laufenden halten, sobald sie die Prüfung in der Tasche hat.)

Ihr könnt euch vorstellen, dass bei diesen Erkenntnissen, mir nicht nur einmal die Kinnlade nach unten klappte, sondern gleich zweimal. 2 Frauen von Kaliber bei mir im Betrieb – ich fand es einfach nur cool!
Die Teams, um die Pilotinnen waren auch dieses Jahr bunt gemischt. Pauline, gebürtige Irin, hatte Engländer, Iren und Schotten bei sich im Team und fuhr mit dem Ballon der Schottin Tracey. Heaven hingegen, kam mit ihrem privaten Heißluftballon. Ihr Team wurde durch ihren Mann Paul und Daniel komplett. Daniel hängte sich spontan bei den Walisern an. Er reiste eigens aus Schweden für dieses Event an. Die Balloner helfen sich halt aus. Wie die meisten Camper sich auch, das ist toll!

Ich hatte Glück!

Und so vergingen meine Tage.  Ich beobachtete von meinem Arbeitsplatz aus wie die Heißluftballone abhoben und sich vom Wind treiben ließen. Dabei kam es zwischen dem 07.01 und dem 26.01.2014 nicht selten vor, dass die Ballons am oder über die „Camping Alpenwelt“ und seinem Lokal vorbei kamen. Und manchmal musste man auch ein bisschen Glück haben, um die zügig aufsteigenden Heißluftballons nicht zu verpassen.

Am 16.01.2014 war ich wohl zur rechten Zeit am rechten Platz, denn ich hatte Glück. Ich beobachtete, wie so oft, wie sich die Ballons von unseren Teams auf der Startwiese in Tannheim aufbauten und wenig später starteten. Während der blaue Ballon mit der weißen Wolke sich steil senkrecht in die Lüfte erhob, blieb der Blau-Violett gestreifte Ballon von Heaven und Paul eher im Tal und „krabbelte“ regelrecht in Talnähe in unsere Richtung. Spontan ergriff ich mein Handy, als ich sah, dass der Ballon in unsere Richtung auf unsere Talseite getrieben wurde. Ich wollte mir auf keinen Fall die Chance entgehen lassen, einen Ballon mal von unten, so nah am Camping fotografieren zu können. Ich war nicht alleine mit dieser Idee, denn auch unsere Kundschaften griffen zu ihren Kameras, aber später noch dazu.

Könnt ihr euch vorstellen was dann passierte? Klar ich lief dem herantreibenden Heißluftballon entgegen und ergatterte nicht nur tolle Fotos, sondern konnte ihn noch bei der Landung filmen.

Paul-Heaven

Zuvor sah ich Heißluftballons nur  im TV oder 3000-4000 Metern in der Luft, ganz weit weg, wenn das Wetter mal zu einer Alpenüberquerung passte. Ich muss dazu sagen, dass ich gebürtige Vinschgerin /Südtirolerin bin und im Vinschgau gibt es leider keinen geeigneten Landeplatz für Ballone, dafür aber unzählige Apfelbäume. Als wäre das nicht schon ein tolles Erlebnis, eine Landung zum ersten mal live mitzuerleben, ist es weit besser selbst in dem Korb zu stehen.
Der Hammer war, als Paul aus dem Korb des Ballons zu mir rief: “Do you want a ride?“

Ich war so baff, einfach nur perplex, dass ich erst einmal nachfragen musste, ob das sein Ernst war. Und ja Paul machte keine Scherze, denn Daniel sprang schon aus dem Korb, dass ich einsteigen konnte. WIR HOBEN AB! Meine Emotionen überschlugen sich! Freude – Euphorie – Fotos machen – Grinsen – Winken – Schauen. Ich kann euch heute nicht mehr genau sagen, wie hoch wir waren oder welches Gefühl überwog, so spannend war diese Chance für mich. Was ich noch weiß ist, dass ich über den Funk Heaven‘s Stimme hörte, die freudig meinte: „You got a passanger!“

So kam ich zu meinem ersten Balloon-Hopper. Über die ganze Länge des Camping Alpenwelt. Und wer mein Emotions-Wirr-Warr live sehen will, darf sich gerne dieses Video ansehen, welches Herr Utecht von dem Balloon-Hopper gemacht hat . Ihr dürft auch gerne Kommentare oder Bemerkungen dazu schreiben, aber seit gnädig, denn so ein Breitmaulfrosch-Grinsen sieht man bei mir nicht alle Tage. Ich freute mich über die Fahrt wie ein kleines Kind, ich glaube das sieht sogar ein Blinder.

Danach vergingen die Ballonfestivaltage eher ohne große Aufregung, die Ballons hoben ab und ließen sich treiben, mal mehr, mal weniger hoch. Hin und wieder erweckten Sonderformen wie ein Kamin am Heißluftballon oder ein Ballon in Schweinchenform – Schweinchen Babe von uns getauft – meine Aufmerksamkeit  und die meiner Mitarbeiter. Ansonsten verliefen die Tage eher ruhig.

Aber das sollte nicht so bleiben. Ich beobachtete wieder einmal den Start der Heißluftballone zwischen 10 und 10.30 Uhr, als sich ein sonderbar geformter kleinerer Ballon aufrichtete. Er sah aus wie ein „Ei“.

Ich wartete einige Zeit ab, bis er in meine Nähe kam und ich begann von dem „Ei“ Fotos zu machen bis er in einen Sinkflug ging, filmte ich diesen sonderbaren Ballon aus dem Wintergarten des Lokals. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen „Racer“ handelte. Ein Heißluftballon eigens für Rennen konzipiert, wie mir das gelandete Team „Bavaria“ aus Seeg am Boden, auf unserer Auffahrt erklärte. Wieder etwas gelernt.

Bavaria-Racer

Ich machte noch schnell ein paar Fotos beim Abbau des Racers und dann…. Ja dann überschlugen sich die Ereignisse.
Am Himmel überall Heißluftballone! Ich wusste gar nicht mehr, wo ich hinschauen oder laufen sollte. Sie waren fast alle auf unserer Talhälfte, um mich, über mir, überall. Es waren so viele. Der NRW-Polizeiheißluftballon war im Landeanflug, andere machten den Anschein gleich unterhalb des Campings zu landen, starteten dann aber wieder durch und wieder andere, wie auch der Heißluftballon von Tracey, wanderten gemütlich in Richtung Zöblen und Schattwald. Sie kamen dann aber später in höheren Gefilden durch das Tal wieder zurück. Und nicht nur sie, ich kann nur sagen: Die reinste Heißluftballon-Invasion.

 

Am letzen Tag konnte nur im Tannheimertal gefahren werden da rund herum ein Wolkenmeer lag

Am letzen Tag konnte nur im Tannheimertal gefahren werden da rund herum ein Wolkenmeer lag. Bild Malcolm Withe

Etliche verschiedene Ballone fuhren direkt über meinen Kopf hinweg, auch der Schöffel Ballon des Alpine Ballooning-Teams, welcher vom einzigen Südtiroler Balloner aus Meran gefahren wurde. Woher will Sie das wissen, denkt ihr euch? Nun, das Team kam samt Meraner am Vortag in mein Café geplatzt und stellte sich vor. Weil sie erzählt bekamen, dass ich auch Südtirolerin sei.  Ich liebe diese Tal!

Insgesamt landeten im näheren Umkreis an die 7-8 Heißluftballone und trotz Ruhetag, lud ich die gelandeten Balloner spontan auf einen Kaffee ein.
Sie dankten es mir mit einer Ehrenurkunde und schenkten mir Pins ihrer Ballone. Mittlerweile muss ich sagen, habe ich eine stattliche Sammlung davon und unzählige Bilder natürlich, die einen Ehrenplatz bekommen. Und wer weiß, welcher Pin nächstes Jahr zum 20. Tannheimer Tal Ballonfestival noch dazu kommt. Vielleicht schaffe ich es dann auch über den Balloon-Hopper hinaus…

Eure Carolyn

Balloon-Hopper

 

  1. Steffi Roth sagt:

    Da geht einem das Herz auf :) Toller Erlebnisbericht!

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