Habt ihr denn überhaupt Schnee? So lautete vergangene Woche die Standardfrage von Journalisten, die wir zur Schneeschuhwanderung eingeladen hatten. Um es vorwegzunehmen: Ja, hatten wir!
Unser Start hätte nicht besser sein können, denn wir trafen uns am Donnerstagabend im Berggasthof Rohrmoos bei Oberstdorf. Als ich in Kempten losfuhr, regnete es. An der Mautschranke in Tiefenbach angekommen, traf ich dann auf die ersten Mitreisenden. Vor uns das schneebedeckte Gipfel, hinter und das Tal. Doch wir scheiterten zunächst an 5 € in
Münzen, die der Automat verlangte um uns die Schranke zu öffnen. Es blieb uns nichts anderes übrig als wieder hinab ins Dorf zu fahren und beim Bäcker Geld zu wechseln. In Rohrmoos erwartete uns der Winter: es war uns, als ob wir mit dem Öffnen der Schranke auch die Schranke zum Winter gefunden hatten, den andere Orte dringend suchen. Im idyllischen Berggasthof Rohrmoos warteten wir schließlich beim Abendessen auf die fehlenden Teilnehmer. Endlich öffnete sich die Tür und die ersten traten ein: Der starke Schneefall verlangte, dass sie ihr Auto an der Schranke stehen ließen und ein netter Mensch brachte sie mit seinem Allrad in den Berggasthof.
Die Reise sollte die Aspekte umweltfreundlicher Wintersport beinhalten. Zur Schneeschuhtour in das Gebiet des Naturparks Nagelfluhkette begleiteten uns Thomas Dempfle von der OASE-AlpinCenter in Oberstdorf und Henning Werth, Biologe und Gebietsbetreuer des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen.
Morgens war es noch schattig im Tal, die älteste Holzkapelle Deutschlands mit der Darstellung von Alphornbläsern aus dem 16. Jahrhundert strahlt eine gewisse Ruhe aus. Henning Werth hat einen Bussard und zwei Gämsen entdeckt. Beim Hindurchschauen durchs Teleskop sah ich den Bussard und hatte das Gefühl, dass er uns beobachtete. An den Hängen schien die Sonne und schließlich beginnen wir den Aufstieg mit unseren Skischuhen auf.
Wie man sieht, laufen wir in einer Spur, so verhalten wir uns naturverträglich: Gerade im Winter benötigen Tiere Ruhe, um mit wenig Energieverbrauch den Winter überstehen zu können. Und so ist es auch unser Ziel, mit Fachmännern zu wandern. Die beiden waren zusammen mit Naturschutzverbänden und anderen Bergschulen federführend dabei, als für Allgäuer Outdoor-Veranstalter Kriterien aufgestellt wurden. Diese Kriterien sichern zusammen mit denen der Marke Allgäu, dass ein nachhaltiger und naturverträglicher Tourismus angeboten wird, nun zu erkennen an dem Logo der Marke Allgäu.
Die beiden weisen uns auf die sensible Winterwelt hin: Wir stehen vor 200 Jahre alten Bergahornen, Tiere benötigen ihren Schutzraum und trotzdem ist es möglich, deren Welt zu betrachten. Hierzu hat der Deutsche Alpenverein in Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden eine Karte herausgegeben, in der die Schutzgebiete eingezeichnet sind und die man auch nicht betreten darf. Durch eine solche geführte Wanderung wird man erst so richtig sensibilisiert und bringt Verständnis für die Regeln auf.
Wir sind nur wenige Höhenmeter über Rohrmoos und schon eröffnet sich eine weite Winterwanderwelt. Im Hintergrund die Gottesackerwände des Hohen Ifen.
Wir lernen bei unserer Schneeschuhtour auch ein wenig Lawinenkunde, lernen die verschiedenen Aggregatszustände des Schnees kennen. Thomas erklärt anhand des kriechenden Schnees vom Hüttendach das Prinzip der möglichen Schneebewegungen und damit auch der Lawinen.
Henning kennt seine Schützlinge: Egal ob Kolkrabe, Gämse oder Steinadler. er zeigt uns welche, die wir sonst nie wahrgenommen hätten. Mit Fachleuten unterwegs sein ist eine Bereicherung und zugleich eine Empfehlung an alle. Eine solche Schneeschuhtour bleibt einfach unvergessen!