Allgäuer Alpenblog

Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu

Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu

Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu

Das kleine Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu liegt idyllisch am Rande der Adelegg zwischen Leutkirch und Kempten.

Der gläserne Pokal für den König

Königspokal

Es ist der 15. August 1874. Das letzte Stück der Allgäubahn von Leutkirch nach Isny soll an diesem Tag eingeweiht werden.
Der Eröffnungszug dampft auf Isny zu. Beim Bahnhof in Friesenhofen wartet eine Delegation aus dem Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu. Man will dem König einen eigens für diesen Anlass geschaffenen Pokal überreichen. Aber es regnet, der Zug fährt durch – und der Monarch ist nicht einmal dabei. Man ist enttäuscht. Ein Trost: der Pokal bleibt im Allgäu.
Diese Episode bildet ein Schmankerl bei Führungen im Glasmuseum in Schmidsfelden. Dort kann der Pokal mit den eingeschliffenen württembergischen Hirschstangen und Löwen bewundert werden.

Das Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu gestern und heute

Glashütte Schmidsfelden

Das mit dem mächtigen Glashüttengebäude verbundene Haus, erzählt die „gläserne Epoche“ der Adelegg, dem waldreichen Bergmassiv im Osten des Landkreises. Die ersten Hütten entstehen dort nach dem 30-jährigen Krieg, Frauen und Kinder sammeln an den Uferbänken der Gewässer die für die Glasschmelze benötigten Quarz- und Kalkgerölle auf, die endlosen Wälder liefern das Holz zum Feuern der Glasöfen. Die Grundherren hatten Spezialisten ins Land gerufen, darunter Angehörige der Glasmacherfamilie Schmid aus dem Schwarzwald. Diese bauen einige Hütten auf, werden reich, 1750 sogar geadelt, „von Schmidsfeld“ nennen sie sich fortan. Eine Galerie von Ahnenbildern zeigt sie bestens gekleidet in der Mode der Zeit, meist heißen sie Abraham oder Balthasar. „Balthasar der Zweite“ gründet 1824/25 Schmidsfelden. Ein Modell verdeutlicht die planmäßige Anlage dieses Dorfes, das sich in seinen Grundzügen bis heute nicht verändert hat. Selbst die schlichten Arbeiterhäuser stehen noch da, heute bewohnt von einem bunt gemischten, künstlerisch und sozial engagierten Völkchen.

Ofenwand

Nach langem erfolgreichen Wirtschaften wird die Hütte 1898 stillgelegt – die Eisenbahn war zu spät gekommen, besser gelegene Konkurrenz konnte mit der Bahn den Süden des Reichs mit billiger Glasware überschwemmen.
Und in Schmidsfelden stand man „im Regen“, abseits der großen Handelsströme. Glashütte und Museum bilden eine Einheit. Die Hütte beeindruckt mit ihren Dimensionen, ihre Holzkonstruktion nicht weniger. Erhalten blieb ein mächtiger Komplex von Temper- und Abkühlöfen. In der Schürerstube erfährt man vom Leben der Glasmacher: ihrem guten Verdienst, ihrem Durst und ihrer Lebenslust, aber auch ihrer schweren Schichtarbeit bei Hitze und Abgasen. An einem Hightech-Ofen arbeitet heute Glasmacher Stefan Michaelis mit seinem Team, der hier den Traum vom Aufbau einer Manufaktur erfüllte.

Glasmagazin

Träger des Museums ist die Heimatpflege Leutkirch, die sich um die Rettung des einst vom Verfall bedrohten Denkmals verdient gemacht hat. Es ist eine der letzten historischen Glashütten in Deutschland. Ein Spaziergang durch das Dorf fügt all die Eindrücke zusammen. Im repräsentativen „Oberhaus“ der Hüttenmeister, findet man heute das Glasperlenstudio von Gabriele Hummel. Die Remise, die Kapelle mit ihrer feinen Rokoko-Ausstattung, das wettergebräunte Magazin, das Verwalterhaus und die Arbeiterhäuser bilden hier ein prächtiges Ensemble.

Oberhaus-Kapelle-Remise Schmidsfelden

Im schummrigen Dachgeschoss des Glasmagazins scheint die Zeit stehen geblieben: Unzählige Gläser lagern hier noch in den Regalen. Ladenhüter! In erster Linie wurden einfache Gebrauchsgläser geblasen wie Flaschen, Trinkgläser, winzige Medizinfläschchen ebenso wie riesige Ballons für Säfte und Alkohol. Nur gelegentlich erzeugte man auch kostbare Stücke. Eines der edelsten war der vergessene Pokal. (M. Thierer)

In der Glashütte und im Glasperlenstudio im Glasmacherdorf Schmidsfelden im Allgäu finden ab Mitte April bis Anfang November laufend interessante Vorführungen rund um die Glasverarbeitung statt. Termine kannst du dem wöchentlich neu erscheinenden „Wochenprogramm“ entnehmen.

Tipp: Das“ „Traumkugelblasen“ im Glasstudio am Orstende bietet sich auch ideal für Kindergeburtstage an!
Die Kugel darf danach natürlich als Andenken mit nach Hause genommen werden. Ab 4 Jahren!

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