8. Etappe: Wandern von Bad Wurzach nach Kißlegg auf der Wiesengänger-Route im Allgäu
Die gestrige Moorwellness nach dem Wandern wirkte noch die ganze Nacht nach. Tiefenentspannt habe ich genächtigt und das kann für meine heutige rund 32 km lange Wanderung nach Kißlegg ja nur von Vorteil sein. Um 07:30 Uhr öffnet sich die automatische Glastüre des Kurhotels um mich nach draußen zu entlassen. Da ist Regen. Nicht nur so ein erfrischender Schauer. Nein, es gießt in Strömen. Zum ersten Mal seit einer Woche hole ich meine Regenjacke aus dem Rucksack hervor. Alles entsprechend verpackt, gehe ich los.
Das Alpenpanorama bleibt mir heut leider verwehrt
Mein Weg führt mich wieder am schon bekannten Naturschutzzentrum vorbei abermals ins Wurzacher Ried. Gestern: Moor und Sonne, heute: Moor und Regen. Auch sehr stimmungsvoll! Ich wandere am Rohrsee vorbei, dann eröffnet sich bei der Ortschaft Eintürnen ein Alpenpanoramablick. Nun ja, das wurde mir so berichtet. Heute bleibt es leider bei der Vorstellung. Als Alternative bieten sich mir dicke graue Wolken, die bis auf die grünen Wiesen herunterhängen. Sturmböen fegen über diese hinweg und treiben den Regen mit Wucht in mein Gesicht. Die Natur freut sich über den notwendigen Regen sicher sehr! Vorbei an zahlreichen Weihern und den Obersee wandere ich nach Kißlegg hinein.
Das Barocke Kißleeg im Allgäu
Jetzt aber erst mal ab zum Hotel und Klamotten trocknen. Ich schaue an mir hinunter und hoffe, dass mich das Hotelpersonal aufgrund meiner wassertropfenden Jacke und reichlich verschmutzten Hose nicht abweist. Die Sorge ist aber unbegründet. Dann lerne ich Kißlegg kennen, das barocke Kißlegg. Das Neue Schloss aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (ja, es gibt auch ein Altes Schloss – Privatbesitz, Besichtigung nicht möglich) bietet reichlich Platz für Ausstellungen, Kunst, Kultur und Feiern jeder Art. Und es bietet jede Menge barocke Ansichten. Ein Rundgang durch die prachtvollen Räumlichkeiten mit kunstvollem Decken- und Fensterstuck sowie einzigartigen Fresken kann ich nur empfehlen. Beeindruckt hat mich auch der Schlossaltar. Aber auch die hier ausgestellten Holzbildarbeiten des Künstlers Rudolf Wachters. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für diese gewaltigen Werke einen passenderen Präsentationsort geben könnte. Reichlich Barock begegnet mir auch in der Katholischen Pfarrkirche, einer der schönsten Barockkirchen des Allgäus. Kißlegg will entdeckt werden, genau wie das seit März 2014 privat gebraute Heimatbier „Kißlegger Kellerbräu“ – beides macht Lust auf mehr!
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu