2. Etappe: Wanderung auf der Wasserläuferroute von Lindenberg nach Weiler
Obwohl ich am gestrigen Abend eine wohlgemeinte Portion Allgäuer Käsespätzle brav aufgegessen habe, prasselt es heute morgen nur so vom Himmel. Mein Blick durch die regentropfenverzierte Scheibe bringt es ans wenig vorhandene Licht: schwere graue Wolken breiten sich über den Lindenberger Waldsee aus. Ja, ich werde heute ganz sicher zum Wasserläufer! Nach dem Frühstück zwänge ich mir sorgsam die hochfunktionalen Regenklamotten an und trete nach draußen. Ich höre noch wie mir jemand zuruft, dass es ja kein schlechtes Wetter gäbe, nur schlechte Kleidung. Sprachs und ging ins Hotel! Ich mag humorvolle Zeitgenossen… Aber was kümmert mich schon das Wetter!
Beginn der Wanderung Richtung Scheidegg
Ich mache mich also auf den Weg zu den Scheidegger Wasserfällen (nein, das soll jetzt keine Anspielung auf die Wetterlage sein). Kurz vor den imposanten Wasserfällen entdecke ich auf einer Stele einen kleinen Eisbären, wenige Augenblicke später einen großen lebendigen!
Eisbären im Allgäu? Vorbeigekommen auf einer weit abgetriebenen Eisscholle über den Rickenbach? Spitzbergen und Kanada sind schon ein bisschen weit entfernt – also sicher keine Eisscholle. Da der Eisbär aber in Begleitung ist, bekomme ich die Geschichte erzählt, wie einst ein aufgeweckter Junge die stolzen „Jäger“ eines großen weißen Hundes bloß stellte. Bevor ich mich vom Eisbären verabschiede, genieße ich noch ein Weilchen die Wasserfälle.
Wahre Naturschauspiele nahe der Deutsch- Österreichischen Grenze
Es hat aufgehört zu regnen. Ich wandere durch und um Scheidegg. Von hier hat man bei klarem Wetter sogar einen Ausblick auf den Bodensee. Wenn mir auch dieser Ausblick verborgen bleibt, so lichten sich die Wolken zunehmend und eröffnen fantastische Szenerien in die Landschaft.
Ein kurzes Stück führt mich der Weg durch Österreich, etwas später verlasse ich die Hauptroute und wandere durch die Hausbachklamm nach Weiler. Auf einer Länge von rund 2,5 km windet sich ein mit Steinen und Wurzeln durchsetzter Pfad ganz dicht entlang des Hausbaches. Immer tiefer dringe ich in diese vom wild herbastürzenden Wasser beherrschte Landschaft ein und erreiche schließlich Weiler.
Weiler: Zielort der heutigen Wanderung
Zum Anfang ein interessanter Fakt: In Weiler wurde der erste Emmentaler bereits im Jahr 1821 produziert!
Ein kleiner Ort mit großer Vergangenheit, die sich in den prächtigen Gebäuden der Stadt wiederspiegelt! Weiler gehörte über 200 Jahre zu Österreich. Spuren dieser Geschichte sind auf einem Rundgang durch das Städtchen immer wieder zu finden.
Beeindruckend finde ich auch den großen Platz zwischen Kirche, Rathaus und dem historischen Kornspeicher. Was Weiler zudem auszeichnet ist die Kulinarik, in der sich die regionale Identität im wahrsten Sinne des Wortes geschmeckt werden kann. Zwei Brauereien gibt es hier und versorgen Einheimische und Gäste nach deren Tageswerk – wie z.B. einer ausgiebigen Wanderung – mit köstlichem Gerstensaft. Und jetzt auch mich…morgen geht’s weiter – Prost!
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu