Ich suche meine „sieben Sachen“ zusammen, packe wieder meinen Rucksack. Aus diesem strömt mir ein zitronig frischer Duft entgegen. Die in handgeschöpftem Papier verpackte Naturseife ist der Grund. Gestern habe ich bei meinem Besuch bei Primavera ein solches, in Bhutan traditionell aus regionalen Heilpflanzen hergestelltes Naturprodukt erhalten. Beim Frühstück genieße ich nochmal den in Oy gerösteten Kaffee, dann wandere ich weiter auf meiner Tour durch das Allgäu.
Unterwegs auf dem Panoramaweg um Mittelberg
Schnell bin ich auf dem um Mittelberg verlaufenden Panoramaweg unterwegs. Den Namen hat er auch wirklich verdient, die Szenerie (sogar Schloss Neuschwanstein ist zu erkennen) ist schlichtweg großartig. Auf den mich umgebenden Wiesen herrscht emsiges Treiben. Das sehr warme und trockene Wetter sorgt dafür, dass die Landwirte fleißig Heu machen können. So riecht der Sommer (im Frühjahr). Auf meiner Wanderung habe ich den Grünten immer fest im Blick. Oder hat der Grünten mich im Blick? Schließlich ist er ja der „Wächter des Allgäus“. Auf meiner morgigen Etappe geht es dort hinauf, sieht schon imposant aus. Jetzt geht es aber erstmal bergab.
Eindrücke vom Rottachsee und Rottachberg
Am Ufer des Rottachsees wandere ich entlang. Boote liegen dort und schöne Wiesen laden zum Rasten ein. Auf dieser Etappe sollte also auch Badezeug im Rucksack sein, besonders wenn die Temperaturen so hoch sind wie heute.
An einem kleinen feinen Wasserfall vorbei erreiche ich eine bewirtschaftete Alpe. Ich empfehle hier eine Rast einzulegen!
Auf einem kräftig ansteigenden Wiesenweg geht es bergan zu einem gut sichtbaren Felsen. Hier steige ich 83 Stufen hinauf zur Ruine der Vorderburg und befinde mich auf dem Rottachberg. Dem langgestreckten Bergrücken folge ich auf naturnahen Pfaden abwechslungsreich durch Wälder und immer wieder über romantische Wiesen.
Eintreffen im Brauerei-Dorf Rettenberg im Allgäu
Dem Grünten ganz nah, steige ich hinab und erreiche mit Rettenberg mein heutiges Ziel. Ein überschaubarer ursprünglicher Ort. Nach einer erfrischenden Begrüßung in der Tourist-Information geht es auch schon weiter.
Ein paar Meter nur sind es bis zur Brauerei Zötler. Hier bekomme ich eine exklusive Führung durch Herrn Zötler persönlich! Nach einer erlebnisreichen Wanderung gebe ich mich heute mal nicht nur mit einem Biergarten zufrieden, nein, ich „nehme“ gleich eine ganze Brauerei!
Sage und schreibe seit dem Jahr 1447 wird hier ununterbrochen Bier gebraut. Damit befindet sich die Brauerei heute in der 21. Generation! Das nenne ich mal Tradition und ich bin mir absolut sicher, dass sich diese jahrhundertealte Handwerkskunst des Bierbrauens im Geschmack der Biere wiederfindet. Dass sich Tradition und Moderne zu ganz besonderen Geschmackserlebnissen verbinden, zeigen die einzigartigen und außergewöhnlichen Braukunst-Biere.
Hier fließen Allgäuer Sagen, wie die des Schwarzen Ritters von Rettenberg, in die Rezeptur mit ein. Klingt geheimnisvoll? Ist es auch! Probiert es aus, ich verspreche ein bisher nicht gekanntes Geschmackserlebnis! Danach nehme ich im „Griaß Di“ platz. Obwohl es inzwischen schon Abend geworden ist, ist es noch sehr warm und mein Blick fällt auf das direkt vor mir liegende Schwimmbad. Ohne Wasser. Der Pool ist noch leer, das ändert sich aber schon in Kürze und dann ist das hier der richtige Ort, um sich nach der Wanderung zu erfrischen – von innen und außen. Unter den Blicken des Grünten gehe ich durch Rettenberg zu meiner Pension. Heute nicht mehr, lieber Grünten, aber morgen, dann werde ich deine steilen Flanken erklimmen. Wenn Du es zulässt. Gute Nacht…
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu