Wandern in Isny, zwischen Naturkunde und Kulinarik
Der Entschluss fiel mir schwer: Einen ganzen Tag lang nur 8 km wandern, dafür aber viel Kulinarik, vier Gänge essen und ein wenig Naturkunde? Keine Stadtführung, kein Museum, dafür leichtes Wandern rund um die Altstadt? Ich ließ mich überreden. Die ausgesuchten Restaurants und die hochwertige Führung durch den Biologen Dr. Stefan Hövel ließen den Tag schnell vergehen, zumal wir in netter Runde wanderten.
Los ging es im Restaurant Hohe Linde; Karl-Heinz Rimmele, der Senior-Chef, gehört seit 2005 der Vereinigung der Europäischen Spitzenköche an. Seine Töchter sind in die Fußstapfen des Vaters getreten und Susanne Rimmele gibt in ihrer Kochschule die Erkenntnisse guter Küche praktisch weiter. Für uns hat Susanne, sie war 2007 übrigens die beste Nachwuchsköchin Baden-Württembergs, zum Start der Wanderung kleine Häppchen mit Zutaten aus der näheren Umgebung vorbereitet: Der Weichkäse beispielsweise kommt aus der Käserei Zurwies, die geräucherte Forelle aus Legau, der Prosecco vom Bodensee.
Dr. Stefan Hövel führt uns vor die Tore der Stadt, mitten hinein ins Niedermoor. Wir bemerken es an dem weichen Boden und bekommen erklärt, wie ein Moor entsteht. Und er erklärt uns, dass die Bodenmöser als einer der großflächigsten Moorkomplexe Süddeutschlands gelten. Damit erhoffen wir auch ein paar Tiere der nunmehr seltenster Tier- und Pflanzenarten, die sich hier halten konnten, zu sehen. Die Bodenmöser sind die letzten Rückzugsräume einer an nährstoffarme Verhältnisse angepassten Fauna und Flora. Vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, war das hier nicht immer so, denn diese Flächen wurden als üppiges Wiesenland und Veredlungsflächen für Leinen intensiv genutzt.
Übrigens verließen die Bauern die Stadt über das Espantor – Espan deutet auf die Drei-Felder-Wirtschaft hin, und erfahren doch noch etwas über die Stadtgeschichte von Isny.
Unterwegs sehen wir nicht nur Kreuzottern, die sich in der Frühlingssonne wärmen, sondern auch die beiden Stadt-Störche. Und wir lernen, dass das Nahrungsangebot für die Störche gar nicht ausreichen würde, sie werden tatsächlich ein wenig zugefüttert. Uns freut´s, können wir doch so die Vögel in aller Ruhe betrachten, die sich in Isny offensichtlich wohl fühlen.
Auf Schloss Neutrauchburg dürfen wir einen Blick in dies Schloss werfen: Die Hochzeits-Suite wird vor allem durch den wunderschönen Parkettboden und diversen Mobiliar zu einem Schatzkästchen.
Von hier aus eröffnet sich schon der Blick ins Alpenvorland. Unseren Zwischengang nehmen wir in der „Sonne“ ein, gleich neben dem Schloss. Es gibt Zanderfilet mit Garnele auf Bärlauchrisotto.
Durch den Landschaftspark der heutigen Waldburg-Zeil-Kliniken, führt uns der Weg hinauf zum Allgäuer Terrassen Hotel Isny. Die Sicht auf die Alpenkette und unter uns das Niedermoor, darin das mittelalterliche Oval der Stadt: das macht Isny aus.
Übrigens scheinen so manche Isnyer die Kneipp-Anlage auch anders zu nutzen. Dies Schild habe ich bisher im Allgäu nur hier gesehen, wobei ich aber auch nicht alle Kneipp-Anlagen kenne.
Und schon naht der Hauptgang: Der Gourmetkoch Uli Alexa serviert uns sein Zweierlei vom Kalb, ein Kalbsrückensteak mit einer Praline von Kalbsbäckchen, dazu ein Kräutersalat und eine cremige Polenta. Weil Wein gereicht wird, macht sich nun eine entspannte Ruhe in der Runde breit. Uli Alexa signiert uns noch sein Kochbuch „Food and Fun“, enthalten sind moderne Allgäuer Gerichte.
Doch bevor es zu ruhig wird, brechen wir auf: Wir überqueren die Argen – übrigens eines der größten Fliegenfischer-Reviere in Deutschland und ganz beliebt bei den Schweizern – als uns ein kurzer Schauer überrascht.
Dies hat wohl auch die Hühner mitsamt dem Hahn dazu bewogen, kurz ein trockenes Plätzchen zu suchen.
Ein malerischer Hof, wie man ihn selten findet. Und typisch für das westliche Allgäu: Farbige Holzschindeln und viele liebevolle Details an den Fenstern und Gesims.
Schließlich haben wir unser letztes Ziel erreicht: Berghotel Jägerhof, mit einer grandiosen Aussicht auf die Allgäuer Alpen, den österreichischen Pfänder und den Schweizer Säntis. Hier gibt es dann das Dessert.
Wow, das sind aber sehr abwechslungsreiche acht Kilometer. Und für das Dessert würde ich auch 12 Kilometer wandern! LG
….. ich war jetzt schon zwei Mal mit dabei und genieße es immer wieder, so verwöhnt zu werden: einfach los wandern, die Landschaft durchstreifen, mich um nichts kümmern müssen, abschalten und mich von den Küchenchefs überraschen lassen. Und es ist soooo lecker….
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