Schon gestern hat mir der Grünten die Richtung gewiesen. Ich trete vor die Türe, die Luft ist jetzt schon am frühen morgen sehr warm. Ich schaue auf die Flanken des Grünten, mein Blick erreicht den Gipfel, mein heutiges – im wahrsten Sinne des Wortes – Highlight. Ich bin mir sicher, es wird ein schweißtreibender Weg.
Wanderung auf den „Wächter des Allgäus“: Der Grünten
Von Rettenberg wandere ich über ein paar Feldwege und schon stehe ich am Fuß des 1.738 Meter hohen Berges. Er wird aufgrund seiner markanten Form und Lage als der „Wächter des Allgäus“ bezeichnet und ist einer der schönsten Aussichtsberge in den Allgäuer Alpen. Nach fast 1.000 Höhenmeter am Stück stehe ich am Jägerdenkmal, das den Gipfel des Grünten ziert. Das Denkmal erinnert mit seiner Form an einen tibetischen Stupa. Im Buddhismus symbolisieren diese Bauwerke Glück und Frieden für die Welt. Somit ist dies ein passender Ort, die Aussicht ist berauschend schön. Sehr weit schaue ich ins Alpenvorland, die Sicht auf den Allgäuer und Vorarlberger Alpenkamm ist jedoch ein wenig getrübt. Wie ich später erfahren soll, ist Saharasand dafür verantwortlich. Aha, daher die hochsommerlichen Temperaturen!
Ein kurzer Grat bringt mich zu den Sendeanlagen des Bayerischen Rundfunks und ich steige wieder bergab in Richtung Burgberg. Der Berg lässt mich aber noch nicht los.
Eintauchen ins Innere des Grünten: Die Erzgruben Erlebniswelt
Nachdem ich auf seinem Haupte stand, führt mich nun ein langer schmaler Tunnel in sein Herz. Hier in der Erzgruben Erlebniswelt offenbart der „Allgäuwächter“ seine ganz andere Seite. Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert wurde im Berg Eisenerz abgebaut. Ich besuche zwei Gruben und bekomme einen sehr guten Eindruck von der unglaublich schwierigen Arbeit der Knappen – und jede Menge Respekt.
Lange und tiefe Spalten wurden in den Fels getrieben, um an das begehrte, für die Herstellung von Stahl erforderliche Erz abzubauen. Eine Knochenarbeit unter kaum vorstellbaren Bedingungen. Sehr anschaulich wird das Leben in dieser Zeit im Museumsdorf gezeigt.
Fortsetzung der Wanderung druch die Starzlachklamm bis nach Sonthofen
Nach einer Rast in der urigen Alpe Topfen wandere ich weiter. Und dann treffe ich auf ein echtes Schmankerl: die Starzlachklamm! Eine faszinierende Welt aus steilen Felsen, wildem Wasser, Brücken und Stegen und Felsdurchgängen. Am liebsten würde ich am Ende der Klamm nochmal umdrehen und zurücklaufen. Aber ich bin nicht der Einzige, der davon so fasziniert ist. Ich treffe auf eine Familie, er Australier, sie Japanerin, die mit ihrem Sohn auf einer viermonatigen Europareise sind. Gemeinsam wandern wir in Richtung Sonthofen und so ist Zeit für sehr interessante Gespräche. Jetzt wissen auch schon mindestens ein Australier und eine Japanerin von der Wandertrilogie Allgäu. Sonthofen hat sich richtig ins Zeug gelegt: Gerade trete ich mitten im Zentrum vor mein Quartier, da sehe ich mindestens 20 in Tracht gekleidete Herren vor mir stehen, jeder ein Alphorn in der Hand und schon erfüllt sich der warme Abend mit ungewohnten Klängen. Morgen erfahre ich dann mehr über Sonthofen, die „Fair-Trade-Stadt“. Bleibt also dran…
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu