Mein Rucksack verschwindet im Kofferraum, ich klettere ins Auto und ab geht es zu meinem gestrigen Ausstiegspunkt, der Kirche in Bolsternang. Kaum hatte ich es mir bequem gemacht, es war ja noch recht früh am Morgen und in den vergangen drei Tagen habe ich rund 125 km Wegstrecke unter die Sohlen genommen, sind wir auch schon da. Raus aus dem bequemen „Sessel“, Rucksack auf und GPS-Gerät eingeschaltet, noch ein herzliches Danke an Frank Übelhör und schon wandere ich wieder weiter. Plötzlich schießt mir der Song „On the road again“ von Willi Nelson in den Kopf. Ich hoffe, dass mich niemand gesehen oder besser gesagt, gehört hat, als ich (schief) singend und pfeifend den ersten Anstieg angehe.
Durch Wälder, über Wiesen und vorbei an zahlreichen Traktoren im Allgäu
Die heutige Etappe ist geprägt vom beständigen Wechsel an Mischwäldern und Wiesen. Waren diese bis vor wenigen Tagen noch patschnass, drehen bei dem heutigen Traumwetter Gras mähende und Heu wendende Traktoren ihre Runden. Von den Höhen schweifen meine Blicke über die Wiesen und irgendwie sieht es aus, als würde ich auf die Landschaft einer Modeleisenbahn schauen. Landschaftliche Krönung meiner Wanderung ist ganz eindeutig der Eistobel. Eine faszinierende Welt aus Wasser, Felsen, Brücken, Stegen und naturnahen Pfaden.
Immer wieder sucht sich der Bach seinen Weg durch die enge Schlucht, bildet kleine Poole und Kiesstrände bieten sich als idyllische Rastplätze an. Ich schaue hier und gehe dort hin und merke gar nicht, wie dabei die Zeit verfliegt. Ich muss weiter, verspreche dem Eistobel aber, dass ich wiederkomme. Ein weiteres Ziel im Allgäu, dass ich auf meine „Hier-muss-ich-nochmal-hin“-Liste setze. Die Liste wird ganz schön lang!
Ankunft am Ziel: Isny im Allgäu
Ich erreiche Isny und freue mich, dass ich die vielen Türme der Stadt auch mal bei Tageslicht sehe (siehe mein Eintrag vom 12. Mai).
Hier schließt sich für mich ein Teil der Wasserläufer-Route. Ich werde nach Nesselwang chauffiert, wo ich übernachte. Zuvor lerne ich aber noch den Attlesee kennen.
Und natürlich den GE(h)ZEITEN-Weg, der sich nahe des Seeufers entlang zieht. Sechs liebevoll gepflegte Stationen laden zu einer ganz eigenen Reise ein. Eine Reise zu sich selbst, zu Mitmenschen und zu Gott. Viele spannende Dinge gibt es zu erfahren die Anregungen sein können, sich über das eigene Hier und Jetzt und natürlich auch über die Frage „Wo will ich hin“ Gedanken zu machen. Das schöne dabei ist, dass es keine fertigen „Rezepte“ gibt, sondern jeder individuelle Impulse aufnehmen kann.
Eine Wanderung mit besonderem Mehrwert. Und in der untergehenden Sonne wurde ich mit einem Picknick inkl. Bier aus dem Brauereigasthof Nesselwang überrascht! Heute kulinarisch…und morgen soll ich wieder überrascht werden. Ich vernahm das Wort „Adrenalin“…
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu