Ich sitze beim Frühstück und schaue dabei aus dem riesigen, vom Fußboden bis zur hohen Decke reichenden Panoramafenster. Da bin ich gestern hinunter gewandert. Da oben wohnen die urigen Hochland-Rinder. Ganz versunken in der Stimmung (und womöglich auch noch nicht so ganz wach), steht plötzlich Walter vor mir. Walter kümmert sich im Balance Resort Ifenblick um das körperliche und seelische Wohl der Gäste. Massagen, Yoga, Wandern…wir konzentrieren uns auf letzteres und ziehen los.
Insider-Informationen aus erster Hand über Balderschwang
Walter ist in Balderschwang aufgewachsen und kennt den Ort und die Umgebung wie die vielzitierte Westentasche. Über den Naturpark Nagelfluhkette habe ich ja bereits einiges erfahren (z.B. in Immenstadt-Bühl im Alpseehaus). Heute lerne ich, dass sich Balderschwang als einzige Gemeinde vollständig in diesem Naturpark befindet. Sie ist sozusagen das Herzstück. Bis zum Jahr 1961 war das Dorf überhaupt gar nicht erreichbar. Zumindest nicht aus Deutschland. Wollte man hinein oder hinaus, war das lediglich über Österreich möglich. Es sei denn per pedes auf den Bergpfaden. Sehr abgelegen war Balderschwang also.
Auch wenn der Ort heute über die Riedbergpassstraße bequemer zu erreichen ist, hat sich doch spürbar etwas von dieser Abgeschiedenheit erhalten. Ist es nicht genau das, wonach so viele Menschen suchen: Ruhe finden, sich entspannen, etwas für Körper, Geist und Seele tun? Diese kleine Flucht aus dem Alltag…bitte schön! Vielleicht ist die älteste Eibe Deutschlands ein deutliches Zeichen für eine besondere Lebensqualität in Balderschwang. Sie steht bereits seit rund 2000 Jahre hier!
Oder aber das alte, originale und noch voll funktionsfähige Sägewerk, dass Walters Großvater gehörte, wo dieser noch mit 90 Jahren arbeitete! Ich bin sehr beeindruckt!
In Balderschwang machen sich nun alle bereit für die heutige Fronleichnamsprozession, ich dagegen mache mich auf die letzte Etappe meiner Wandertrilogiewanderung.
Letzter Abschnitt Richtung Oberstaufen im Allgäu
Mein Ziel ist die Talstation der Hochgratbahn. Die Wanderung ist mal wieder ein Augenschmaus. Auf schmalen Graten, gespickt mit ein paar luftigen Passagen, wandere ich dem Hochgrat entgegen.
An einem Sattel bietet sich ein ca. 2 km langer Abstecher zum Hochgrat ab. Ansonsten steht nun ein sehr steiler, teilweise mit Metallstufen versehener Abstieg bevor. Dieser Abschnitt ist aber nur kurz und ich bin froh, dass mich das aufziehende Gewitter erst jetzt eingeholt hat. Es donnert ein paar wenige Male und ein kräftiger Graupelschauer erfrischt mich, dann habe bald die Talstation der Hochgratbahn erreicht.
Ich wandere noch bis zu ein paar zur Ortschaft Steibis gehörenden Häusern, wo mich Andrea Presser (Tourist-Information Oberstaufen) abholt. Mit dem Auto geht’s nach Oberstaufen, wo ich kurz darauf auf Theo treffe. Zusammen mit Andrea finden wir Platz in dem Traditionslokal „Einkehr“ und Theo – ein echtes Original – erzählt mir von der Oberstauferner Lebensart.
Ob nun eine gesunde Schrothkur, dem bunt kostümierten Butz beim jährlichen Fegen zusehen oder dem Natur- und Wanderführer Theo auf einer der täglichen Wanderung durch seine geliebte Heimat folgen…in Oberstaufen findet jeder sein Plätzchen. Also, geht mal mit dem Theo auf Wanderschaft und wenn er Euch dann seine Lupe reicht…naja, seht selbst!
Wer den Blog aufmerksam verfolgt hat, wird nun feststellen: hey, da fehlt doch noch die Strecke von Oberstaufen nach Missen-Wilhams! Richtig! Natürlich mache ich meine 876 km Wandertrilogie auch voll. Diese Etappe hebe ich mir aber ein bisschen auf. Wir lesen uns am 24. Juli noch mal. Bis dahin alles Gute und viel Spaß! Euer Thorsten
Hier finden Sie alle Beiträge von Thorsten Hoyer zur Wandertrilogie Allgäu