3. Etappe: Von Pfronten im Allgäu über den Breitenberg nach Tannheim im Tannheimer Tal
Um 06:30 Uhr reißt mich der Wecker aus dem Schlaf. Geschlafen habe ich, wie immer, tief und fest. Und wie entspannt sich meine Füße anfühlen…ich habe gestern Abend hier im Hotel Berghof nämlich noch eine Fußmassage genießen dürfen. Und gar nicht schwer sollte zu erraten sein, was in dem Öl drin war… Richtig: Pfrontener Heuextrakt. Nicht nur Getränke können Flügel verleihen! Und deshalb schreckt mich auch nicht, als mir der Breitenberg seine Flanke zeigt.
Da muss ich rauf. Auf seinem Gipfel thront gut sichtbar die Ostler Hütte. An diesem schwül-heißen Sonnentag lockt sie aber schon jetzt zu einer erfrischenden Einkehr. Dabei habe ich noch nicht mal einen Meter von den rund 1.000 bevorstehenden hinter mich gebracht.
Aufstieg auf den Breitenberg durch die schöne Landschaft im Allgäu
Direttissima…mit überflüssigen Ziehstrecken wird sich erst gar nicht aufgehalten. Die Rohstoffsicherung für genüssliche Heuprodukte scheint gesichert zu sein, denn ich steige auf herrlich bunten Wiesenhängen kräftig bergan.
Zwischen hüfthohen Latschenkiefern setze ich meine Schritte auf dem Weg durch den starken Regen der vergangenen Nacht mitunter rutschigen Untergrund, vorsichtig erreiche die ersten Felsen und steige über diese hinauf zur Hütte. In Gedanken sehe ich ein riesiges Glas mit Traubenschorle vor mir…und ganz real einen Mann mit einer Kraxe und einem Baby auf dem Rücken. Irre, denke ich, mit Kind auf dem Rücken auf den Breitenberg! Von der Breitenbergbahn erfahre ich, nachdem ich mein klatschnasses T-Shirt ausgewrungen habe. Ich bin fasziniert von dem 360°-Panoramablick. Wenig später steige ich wieder über Felsen und entscheide mich an einem Abzweig zu einem kurzen Abstecher auf den Aggenstein.
Blick vom Aggenstein auf Füssen im Allgäu
Hier hinauf muss man schon ein bisschen klettern, aber die Aussicht auf das Alpenvorland bis nach Füssen und den Forggensee lohnt sich.
Nur nicht für mich in diesem Moment.
Ruckzuck zieht es sich zu und am Gipfelkreuz schaue ich ausschließlich in dicke, graue und bedrohlich wirkende Wolken.
Es fängt an zu regnen. Noch schnell ein Eintrag ins Gipfelbuch, dann steige ich zügig und konzentriert ab. Donnergrollen. An der nahen Bad Kissinger Hütte überlege ich: abwarten oder weiter gehen. Prüfender Blick…ich gehe weiter. Der Regen lässt nach. Der Weg führt zunächst relativ eben weiter, dann kommt der lange Abstieg ins Alptal.
Vom Füssener Jöchle abwärts Richtung Tannheimer Tal
Dem sich sofort ein kräftiger Anstieg hinauf zum Füssner Jöchle anschließt. Die Wolken werden zunehmend dichter, erfrischen mich mit dem einen oder anderen Schauer und verlangen erhöhte Aufmerksamkeit. Dann plötzlich ein breiter Weg und aus dem mich umgebenden Grau schälen sich die Umrisse der Bergstation Füssener Jöchle. Der Blick auf mein GPS-Gerät verrät mir, dass ich bis hierhin rund 2.000 Höhenmeter zurückgelegt habe. Langen Aufstiegen folgen in der Regel auch ähnlich lange Abstiege. In diesem Fall bei nun zunehmend auflockernden Wolken hinab ins Tannheimer Tal. Über einen Skihang wandere ich nach Grän und im Tal weiter ins nahe Tannheim. Nach einem leckeren Mahl wandere ich zurück…in vergangene Zeiten. Ich besichtige das Heimatmuseum von Tannheim. Bis morgen in alter Frische…
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