Da ich seit Kurzem bei Füssen Tourismus und Marketing arbeite, wollte ich die Stadt doch mal genauer kennen lernen. Eine Stadtführung durch die Altstadt von Füssen gehört dann einfach dazu! Am Montag war es schließlich soweit und ich kam abends um 19:00 Uhr zum Startpunkt an der Tourist Information. Außer mir haben sich noch neun Gäste eingefunden, um mehr über die Stadtgeschichte zu erfahren.
Die ersten Informationen gab es direkt auf dem Kaiser-Maximilian-Platz zum Sieben-Säulen-Brunnen, der anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Stadt Füssen gebaut wurde. Jede Säule verkörpert ein Jahrhundert Stadtgeschichte – eine tolle Idee! Leider ist der Brunnen zurzeit nicht in Betrieb, im Sommer plätschert das Wasser jedoch munter über die Steine. Anschließend erfahren wir schon ein bisschen was zur ältesten Straße in Füssen – der Römerstraße „Via Claudia Augusta“ von Venedig durch Füssen und weiter nach Augsburg. Diese kann heute auch auf dem Drahtesel oder zu Fuß erkundet werden. Entlang der Straße zog sich die historische Stadt durch die heutige Fußgängerzone von der Reichenstraße bis zum „Hohen Schloss“. Fast kann ich mir noch vorstellen, wie die Ochsenkarren über das Pflaster geholpert sind.
Auf der anderen Straßenseite bleiben wir an den Resten der Füssener Stadtmauer stehen und lauschen den Erklärungen zu deren Bau. Einer der wenigen erhaltenen Türme, der früher von der ehemaligen Seilfabrik genutzt wurde, steht neben dem heutigen „Lila Haus“. Weiter führt uns der Weg in die bereits weihnachtlich dekorierte Altstadt zur Krippkirche, die im 15./16. Jahrhundert gebaut wurde. Ganz unscheinbar fügt die Kirche sich in die Häuserreihe ein, ist aber auch heute noch ein wichtiger kirchlicher Stützpunkt. Gegenüber der Kirche werden wir auf das Füssener Stadtwappen an der Hausecke aufmerksam gemacht. Einmal darauf hingewiesen, entdecke ich an vielen Stellen in der Altstadt die drei kreisförmig angeordneten Füße. Doch wie kam Füssen zu diesem Wappen? Dafür gibt es wohl verschiedene Deutungen. Aber diese will ich an dieser Stelle nicht verraten – dafür kann ich nur empfehlen, selbst die Stadtführung mitzumachen.
Der Handel in Füssen
Weiter geht der Stadtrundgang zum Schrannenplatz, dem ursprünglichen Kornplatz. An fast jedem Haus um den Platz gibt es einen Ausleger – das hatte ich noch nie bemerkt! So ist die Stadtgeschichte heute noch deutlich sichtbar. Und selbst an diesem kleineren Platz gibt es auffallend viele Wirtschaften. Doch das ist eine lange Tradition. Schon im Mittelalter kamen durch die Handelsstraßen viele Menschen direkt nach Füssen und stärkten sich in den Wirtsstuben. Und heute freue ich mich immer wieder über die zahlreichen Cafés und Restaurants, die an jeder Ecke zum Verweilen einladen und fast für ein bisschen Urlaubsgefühl sorgen. Über den alten Türen und Toren in der Brunnengasse finden wir immer wieder kleine Kunstwerke. Zum Beispeil auch ein Werk des Bildhauers Anton Sturm, einem berühmten Füssener Bürger, der beispielsweise auch einige Fresken in der Wieskirche umsetzte.
Am immer kühler werdenden Novemberabend führt unser Weg zur heutigen Spitalkirche direkt an der Lechbrücke, der früheren Flößerkirche. Denn hier starteten die Flößer ihre Reise Richtung Süden. Zu dieser Zeit war der Lech aber noch nicht begradigt und das Manövrieren der schwer beladenen Floße eine Kunst. Ich kann mir das kaum mehr vorstellen, so ruhig und gemächlich wie der Lech jetzt unter der Brücke hinweg fließt.
Kunst und Kultur im Kloster und Hohen Schloss
Auf der anderen Seite der Brücke halten wir beim „Magnusblick“ und es eröffnet sich ein gerade in der Dunkelheit bezaubernder Blick auf das beleuchtete Kloster Sankt Mang und das darüber liegende Hohe Schloss. Schon an dieser Stelle erfahren wir, dass das Kloster und die dazugehörigen Kirche Werke von Johann Jakob Herkomer aus dem 18. Jahrhundert sind. Zurück beim Kloster wird uns im Vorbeigehen der Rest des 1330 erbauten Lechtors gezeigt. Ich hätte es ohne den Hinweis bestimmt nicht beachtet… Wir biegen links ab in den Klosterhof und plötzlich klingt die Stimme unseres Stadtführers ganz anders – viel heller und voluminöser. Dank seiner besonderen Akustik finden auch heute immer wieder Feste oder Konzerte im Klosterhof statt. Und der Füssener Adventsmarkt! In den Klostergebäuden sind heute unter anderem die Stadtverwaltung und die Bibliothek untergebracht.
Weiter geht die Stadtführung zum Brotmarkt, der Ort, an dem früher die Backwaren gehandelt wurden. Der Brunnen auf dem Platz stellt hingegen einen Lautenspieler dar. Denn in Füssen wurde 1562 die erste Lautenbauerzunft gegründet. Nicht nur ich frage mich, warum ausgerechnet in Füssen? Die Antwort bekommen wir sofort: Lauten- und auch Geigenbauer fanden rund um die Siedlung alle notwendigen Rohstoffe, insbesondere Eibe und Fichte. Daneben konnten Sie die Instrumente hier gut verkaufen. Wie wir erfahren, sind seit einiger Zeit wieder ein paar Gitarren- und Geigenbauer in Füssen und führen sozusagen die alte Tradition fort. Vielleicht schaue ich mir dieses faszinierende Handwerk irgendwann einmal genauer an…
Die letzte Etappe führt hinauf zum 1499 erbauten Hohen Schloss. Der kleine Anstieg tut gerade gut, um ein bisschen warm zu werden. Und selbst bei der spärlichen Beleuchtung fallen mir sofort die zahlreichen, beeindruckenden Bemalungen ins Auge. Ich muss schon genau hinschauen, um die zahlreichen Erker und Fensterumrahmungen nicht für gebaut zu halten. Dreidimensionale Illusionsmalerei der höchsten Schule, ich bin ziemlich beeindruckt! Nach diesem Ausflug auf das Hohe Schloss führt uns der Abschluss der Stadtführung zurück in die Füssener Altstadt zum Stadtbrunnen Sankt Mang, der vom heiligen Magnus mit einem Drachen geschmückt wird. Wie wir von hier aus zurück zum Startpunkt schauen, dem Kaiser-Maximilian-Platz, führt der Blick gerade durch die Reichenstraße. Haben hier etwa die reichen Leute gewohnt? Zumindest war es angeblich lange die einzige Straße mit Steinhäusern in Füssen…
Jetzt habe ich wirklich einiges über das historische Füssen gelernt! Und durch die lange und bewegte Stadtgeschichte, lebhaft und anschaulich erzählt von unserem Stadrführer, hat der Stadtrundgang wirklich Spaß gemacht. An jeder Ecke überraschte ein anderer Baustil und besondere Elemente. In Zukunft werde ich sicher mit einem geschärften Blick für die schönen Details durch die Altstadt schlendern. Wer sich auch für die Geschichte Füssens interessiert, dem kann ich die Stadtführung im Rahmen des Gästeprogramms nur empfehlen. Bei der Abendführung taucht man meiner Meinung nach tatsächlich noch ein bisschen mehr in die Romantik der Stadt ein als bei Helligkeit. Kleiner Tipp für die kalte Jahreszeit: Warm anziehen!