Heimatmuseum Tannheimer Tal: Ein Dorf in Tirol kommt groß raus
Im Tannheimer Tal ticken die Uhren anders. Fernab der täglichen Hektik erleben Besucher im idyllischen Hochtal in Tirol Momente der Ruhe. In einem ehemaligen Bauernhof im Tannheimer Ortsteil Kienzen scheinen die Zeiger der Zeit sogar ganz stehen geblieben zu sein. Alte Geräte zur Flachsverarbeitung, Schmiedewerkzeug aus längst vergangenen Tagen oder ein Holzofen, auf dem noch ein gusseisernes Waffeleisen steht, sorgen für ein besonderes Ambiente in dem 300 Jahre alten Gebäude – dem Heimatmuseum. „Es geht uns darum die Traditionen zu bewahren und unseren früheren Lebensstil nicht zu vergessen“, sagt Christian Rief. Der Museums-Obmann steht inmitten der historischen Küche und betrachtet liebevoll die alten Utensilien. Das Ehrenamt, das er vor zwei Jahren übernahm, ist für ihn eine Herzensangelegenheit. „Schon früh habe ich angefangen eine alte Familienchronik abzuschreiben, um sie für die künftigen Generationen zu erhalten“, erzählt der Familienvater. Dabei ist es (zum Glück) nicht geblieben – viele Stunden hat sich der heute 45-Jährige seither mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt. Schon seit Generationen leben die Riefs im Tannheimer Tal.
Von Kultur und Alltag der alt eingesessenen Familien können sich Urlauber seit 1990 einen Einblick im Heimatmuseum verschaffen. „Alle unsere Ausstellungsstücke kommen von den Einheimischen. Sie haben die Idee eines Heimatmuseums mitgetragen und unterstützt“, freut sich Rief und zieht den Kopf ein, als er vom Raum mit den historischen Käserei-Geräten ins altehrwürdige Schlafzimmer schreitet. „Früher waren die Leute noch kleiner“, sagt der hochgewachsene Mann schmunzelnd, als der durch den 1,80 Meter „hohen“ Türstock geht. Die veränderten Größenverhältnisse entgehen auch den Besuchern nicht, wenn sie die Möbel genau betrachten. Ein hellblaues Holzbett, das mit aufwendigem Blumenmuster verziert ist und aus dem 19. Jahrhundert stammt, dürfte heute wohl kaum noch einem Erwachsenen Platz bieten. „Ich hätte da so meine Probleme“, witzelt der 1,90 Meter große Rief und geht weiter in den Museumsbereich, der der traditionellen Handwerkskunst gewidmet ist. Eine Schmiede, eine Schlosserei und ein historischer Kuhstall sind unter anderem Teil der Ausstellung, die über drei Stockwerke durch das Haus führt. „Diese Vielfältigkeit des Museums kommt vor allem daher, dass sich die Talbewohner schon seit je her wegen ihrer isolierten geografischen Lage auf Selbstversorgung eingestellt haben“, erklärt Christian Rief.
Schon 1981 begannen die „Urgesteine“ Rudolf Weirather und Erwin Bilgeri historische Gegenstände zu sammeln. Als die Gemeinde Tannheim der Idealisten-Gruppe später das heutige Heimatmuseum zur Verfügung stellte, war das Glück perfekt. Die Anordnung der Geräte vermittelt dem Betrachter ein klares Bild von deren Verwendungszweck. Schilder und Erläuterungen geben Aufschluss über deren Herkunft. Wie im Falle des Musikzimmers. Ein Porträt von Anton Peterlunger und seiner Ehefrau erklärt die Herkunft der von zwei alten Klavieren, einem Klavichord und anderen Musikinstrumenten. Der gebürtige Südtiroler Peterlunger kam als Lehrer ins Tannheimer Tal und blieb seinen Bewohnern bis heute als hervorragender Musiker in Erinnerung. Sein Sohn spendete dem Museum die ehemalige Wirkungsstätte des Künstlers. In einem weiteren Raum zeugen historische Trachten der verschiedenen Vereine von der ausgeprägten Musik-Historie im Tannheimer Tal. „Tannheim, Nesselwängle, Grän, Zöblen oder Schattwald – noch heute hat jede Gemeinde ihre Gruppe“, weiß Christian Rief. Die Menschen im Tannheimer Tal sind eben stolz auf ihre Traditionen und bewahren sie bis heute. Wenn das mal kein Grund für den Besuch des Museums ist…