Ja, es gibt sie noch, die wirklich verlässlichen Dinge. Habe ich gestern doch tatsächlich über die magere Schneelage geschrieben, oder zumindest nebenbei erwähnt. Eine Momentaufnahme, ich hätte es wissen müssen. Denn wie so üblich zum SKI-TRAIL-Wochenende kam über Nacht der Schnee. Nicht, dass das weiße Gold immer pünktlich zum Skating-Hauptlauf am Sonntag kommen würde. Nein, gelegentlich verwandelte sich auch schon eine ziemlich feuchte Sumpflandschaft von Donnerstag auf Freitag in ein Wintermärchen, gerade noch rechtzeitig, um nicht doch noch die Rennen absagen zu müssen. Manches mal sorgte auch frischer Neuschnee für reichlich verzweifelte Gesichter am Start des Klassik-Rennens, bei dem unsichere Wetterlagen das ohnehin schon komplizierte Wachsen noch kniffliger gestalten. Nun also einmal Schnee zum Sonntag, rund 30 Zentimeter frischer Pulverschnee hüllte alles in frisches Weiß.
Beim Skating besteht zumindest der Vorteil, nicht auf Steigwachs angewiesen zu sein. Die Schwierigkeit besteht also nur in dem solitären Problem, dem Ski genug Gleitfähigkeit beizubringen. Dennoch: stumpf wird so eine Strecke allemal, ein langes Rennen erwartete die Sportler. Doch auch in Hinsicht auf die dabei zu erwartenden Favoriten gibt es verlässliche Prognosen. Sigrid Mutscheller und Jiri Rocarek sind für solche Bedingungen wie geschaffen. Irgendwie schaffen es die beiden, auch bei den widrigsten Bedingungen ein so hohes Tempo anzuschlagen, dass der Rest des Feldes früher (bei den Damen) oder später (bei der Herrenkonkurrenz) die Segel streichen muss. Selten handelt es sich dabei um eine harte Attacke der beiden – Sprinten ist ihnen nicht gerade angeboren. Vielmehr halten sie ihr Tempo so konstant, wie an diesem Vormittag der Schnee vom Himmel fiel. Bei den Damen versuchte es daher erst gar niemand, an den Skienden der bekennenden SKI-TRAIL-Liebhaberin Mutscheller dran zu bleiben. Am Tschechen Rocarek klebte dagegen eine ganze Traube an Läufern. Führungsarbeit leisteten sie nur selten, wie so häufig, aber Jiri läuft sowieso am liebsten von vorne. Nicht zufällig ist eine seiner bekanntesten Gesten das regelmäßige Umdrehen, mit dem die Restzahl an Konkurrenten überprüft wird. Spätestens beim letzten Anstieg, dem berüchtigten Wiesle, ging dieser Blick zurück dann erneut ins Leere und es blieb viel Zeit, den Sieg zu bejubeln. Es war zu erwarten.
Doch es muss nicht immer die Schinderei eines Rennens sein, die die Freuden des Wintersports offenbart. Wer lieber im eigenen Tempo durch schneeweiße Landschaften gleitet, sollte sich immer auf die Zeit nach dem SKI-TRAIL konzentrieren. Flächendeckend weiße Pracht ist dann ebenso wahrscheinlich wie die Siege der beiden verlässlichsten Teilnehmer des alljährlichen Rennsport-Wochenendes. Versprochen!