Allgäuer Alpenblog

Langlaufgebiet Obermaiselstein: Traum-Loipen im Winterwunderland

BU

Langlaufparadies Obermaiselstein: Es hat geschneit, perfekte Bedingungen für Anfänger

Ganz großes Kino. Wenn Norddeutsche auf Ski stehen, sieht das meist anders aus als wenn jemand aus den Bergen sich in die Bindung einrastet. Eine norddeutsche Patchworkfamilie sucht die Herausforderung im Schnee – und lässt sich Langlaufski anpassen. Ihr Skilehrer war einst Leistungssportler im Team des DSV, hat inzwischen eine künstliche Hüfte und braust nach wie vor mit großer Leidenschaft durch die Loipe. Wir purzeln hinterher. Spaß im Schnee und die Lust an der Landschaft in Obermaiselstein
Reisereportage von Susanne Baade (Fotos) und Dirk Lehmann (Text)

Zeugwart und Lehrmeister: Langlauflehrer Andreas stattet uns mit Material aus…

…erklärt wie die Schuhe einrasten und wie lang die Stöcke sein dürfen

„Sie werden kein Wort mehr mit dir reden“, sagte ein Freund lächelnd als ich ihm erzählte, dass ich im Allgäu für mich und „meine Mädels“ – gemeint sind meine Töchter Judith, 15 Jahre alt, und Benita, 10 – einen Langlauf-Kurs gebucht habe im Langlaufgebiet Obermaiselstein. „Langlauf ist die Pest für Menschen unter 60“, behauptete er. Und weil er mehr Winterkompetenz hat als ich, habe ich mich ein wenig einschüchtern lassen und den Mädels gar nicht so richtig erläutert, was an diesem Tage passieren würde…

„Noch eine Runde, bitteeee!“ Jetzt stehen wir hier, auf einer der Loipen von Obermaiselstein, und die Mädels, über die es anfänglich noch hieß, ihnen würde Langlauf sicherlich keinen Spaß machen (höflich umschrieben), können nicht genug davon kriegen. Dabei sind die Bedingungen alles andere als super. Tief hängen die Wolken über den Hügeln, immer wieder schneit es, und wir Anfänger müssen uns ganz schön quälen mit den schmalen Brettern auf der gar nicht anspruchslosen Einsteigerpiste.

In freier Wildbahn heißt es dann, den kippligen Ski zu vertrauen…

…und dem Lehrer folgen. „Gaaanz einfach“, sagt der, „immer schön im Wechselschritt“

Und dann durch die weiße Weite. Eine zauberhafte Landschaft, die Lust macht auf mehr

In Wahrheit bin vor allem ich das Problem. Im Verlauf der Übungseinheit purzele ich acht mal in den Schnee. Und halte damit den absoluten Rekord. Dabei, das ist das Verrückte am heutigen Tag im Schnee, macht Langlauf viel Spaß. Das liegt vor allem an Lehrer Andreas. Ein ruhiger Typ, der einem mit großer Gelassenheit auch die dümmsten Fragen beantwortet („Es gibt keine dummen Fragen.“), die Ski anpasst, die Stöcke und dann mit uns raus geht auf die ersten Übungsrunde.

Eine kleine Wiese hinter dem Parkplatz des Fremdenverkehrsamtes, gefühlt meterhoch eingeschneit. Eine frisch gezogene Loipe, die einen kleinen Hang hinauf führt und wieder hinab. Und über die wir, im Gänsemarsch, hinter Andreas her fahren.

Aus der Ferne sieht das noch etwas chaotisch aus. Aus der Nähe vielleicht auch…

„Super“, lobt uns Andreas nach der zweiten Runde, „dann können wir jetzt in die richtige Loipe.“ Benita und Judith sind begeistert. Ich folge mit demselben mulmigen Gefühl, mit dem man als Schüler nach zu wenig Lernen und Übung in eine wichtige Klausur gegangen ist. Wohl wissend, dass man Glück braucht.

Doch dann fühlen sich schon die ersten Meter wie Glück an. Der Ski teilt den Schnee, der so weich ist, dass selbst hinfallen kein Problem ist. Außer für die Ehre. Und dass ausgerechnet ich immer hin knalle, ich der ich vorher gesagt habe, Langlauf mache Spaß und sei einfach zu lernen. Und dann liege ich da, nachdem sich aus einem für mich völlig unerfindlichen Grunde die Skispitzen übereinander gekreuzt haben. Und die Mädels gackern sich eins.

Macht aber trotzdem Spaß, oder Judith? Benita braust über die kleine Kuppe, Yippie!

Schemen im Schneegestöber: Dirk und Benita, nicht schnell, aber doch unscharf

Aufrappeln. Schnee abklopfen. Die etwas bescheuert aussehende, aber sehr warme Mütze richten – die Mädels sagen „Badekappe“ – und weiter geht es. Zwei Runden drehen wir auf dem großen Feld. Die Strecke fühlt sich nach und nach besser an, vertrauter. Auch das Gefühl auf den Ski. Allerdings schneit und schneit es immer mehr. Als Erwachsener entwickelt man jetzt so eine Sehnsucht nach der Sauna in Hotel „Berwanger Hof“, in dem wir übernachten, nach einer Tasse Kaffee und einem fetten Stück Kuchen. Die Mädels aber wollen noch eine Runde drehen. Auf geht’s. Noch eine Runde im Langlaufgebiet Obermaiselstein. Die Loipen warten auf uns.

Skischule Obermaiselstein. Hier können Sie sich das Material für eine Loipentour ausleihen und bei Andreas einen Einsteigerkurs buchen (Grüßen Sie herzlich von uns!)

Obermaiselstein. Alles Wissenswerte zum Ort und seiner Umgebung auf der Website.

Hotel Berwanger Hof. Ein familiär geführtes Haus, sehr engagierte Gastgeber (lassen Sie sich mal das Umweltmanagement erklären!) und einer tollen Wellness-Abteilung

Der Mann mit Badehaube und den gekreuzten Ski. Keine gute Idee…

…denn wer sich selbst über die Spitzen fährt, taucht kopfüber in den Schnee ein

Wenn ich es mal kann, dann geht es bis zum Horizont – und immer weiter…

Langlaufhelden für einen Tag. Es hat riesig Spaß gemacht. Danke, Andreas

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