Allgäuer Alpenblog

„Wanderung in eine versunkene Welt“ – Die Geschichte des Forggensees

Im Sommer genieße ich meine Zeit am Forggensee entweder beim Schwimmen, Kajak fahren, auf einem der Rundfahrtschiffe der Forggenseeschifffahrt oder ich fahre mit dem Fahrrad die 32 km lange Runde um den See. Aber auch im Winter hat der See bei Füssen im Allgäu einiges zu bieten: Was viele gar nicht wissen: Der Forggensee ist ein künstlich angelegter Stausee, der in jedem Winter zum größten Teil abgelassen wird.

Ausgelassener Forggensee mit Brunnen und den Tannheimer Bergen im Hintergrund

Wenn der Wasserspiegel den niedrigsten Punkt erreicht hat, meistens Ende März/Anfang  April, finden dort Führungen unter dem Motto „Forggensee-Wanderung in eine versunkene Welt“ statt. Ich hatte schon letztes Jahr versucht, an einer der Führungen teilzunehmen, wurde aber durch ein heftiges Gewitter ausgebremst. Umso mehr freuten mich die knapp 20 Grad Celsius, die ich dieses Mal erwischte. Gemeinsam mit fast 40 anderen Teilnehmern und mit unserem Guide Magnus Peresson, der direkt am Forggensee groß geworden ist und sich als Heimatforscher bestens mit der Geschichte Füssens und dem Forggensee auskennt, machte ich mich also vom Treffpunkt an der Karbücke in Brunnen auf den Weg in den abgelassenen See. Am Seeufer erzählte Herr Peresson sehr anschaulich von der Entstehung der Allgäuer und Ammergauer Alpen, vom steingewordenen Traum König Ludwig II.  – dem Schloss Neuschwanstein –und von der Römerstraße Via Claudia Augusta, die direkt durch den Forggensee verlief.

 

Erklärungen zur Entstehungsgeschichte des Forggensees und der Umgebung von Füssen

Je tiefer wir in den See wanderten, umso mehr gab der Schlamm Spuren von dem preis, was vor über 60 Jahren in den Fluten versank. Dem Forggensee mussten damals die Weiler Forggen und Deutenhausen sowie Teile von Brunnen (Schwangau) und dem Weidach (Füssen) weichen. Wir liefen bis zu den Überresten des Weilers Forggen, von dem auch der Name des Forggensees abgeleitet wurde. Hier ist noch sehr deutlich zu erkennen, wo früher die einzelnen Gebäude der Bauernhöfe standen.

Grundmauern eines alten Bauernhauses im Weiler Forggen

Dank der Erzählungen von Herrn Peresson fiel es mir auch nicht schwer,  mich in die Zeit zu versetzen, als der damals noch wilde Fluss Lech hier vorbei floss und die Landschaft von einer artenreichen Pflanzen-  und Tierwelt geprägt war.

Baumstumpf als Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit

Neben vielen interessanten und zum Teil auch sehr lustigen Geschichten über die Menschen, die einst hier wohnten, durften wir auch viel über alte Allgäuer Sagen erfahren. Das breitgefächerte Wissen des Guides ist einfach unglaublich und immer dann, als er gerade die Führung beenden wollte, fiel ihm doch noch eine kleine Geschichte ein, die unbedingt erzählt werden musste. Nicht nur für Einheimische wie mich – mein Großvater war am Bau des Staudammes beteiligt – sondern auch für alle anderen ist diese Führung in eine versunkene Welt ein echtes Erlebnis. An den nächsten beiden Freitagen (17. April und 24. April) hat man noch einmal die Chance zum Mitwandern. Die Anmeldung läuft über die Tourist Information Schwangau, Tel. 08362 81980.

 

 

 

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