Auf dem Rennrad in Tirol unterwegs – Radfahren mit Marcel Wüst
In der vergangenen Woche gab es zum 2. mal die Rennradwoche im Tannheimer Tal, die leider nicht von ähnlich gutem Wetter wie im Vorjahr begleitet wurde. Hier zeigte sich aber schnell, dass neben „Kilometerfressen“ vor allem der Spaß am schönen Hobby-Rennradsport im Vordergrund stand. Eher mal am Nachmittag losfahren oder gar den Fahrtechnik-Workshop in einen theoretischen Powerpoint -Vortrag zu verwandeln, während es draußen aus vollen Eimern schüttete…das war ganz in meinem Sinne, denn sonst wäre das eher eine nasskalte Rutschpartie geworden.
So hatten wir gemeinsam Spaß im trockenen und für die etwa 30 Teilnehmer eröffneten sich neue Perspektiven beim Blick über den Tellerrand. Gefahren wurde natürlich auch. Trotz des Tiefdruckgebietes, dass auch die Jungs beim Giro beutelte, sind wir nie nass geworden und hatten in den verschiedenen Leistungsgruppen nicht nur Freude am Fahren, sondern es entstanden auch tolle Kontakte zu Gleichgesinnten. Ich sorgte stets dafür, dass es neben einfachem Radfahren auch Struktur in der Woche gab, denn jeder der mal, ohne sich ausreichend zu erholen, so eine ganze Woche durchgefahren ist, der wird es erlebt haben, dass zur Belastung eben auch die Erholung gehört… Wie kann man sich besser erholen, als bei einer Siesta am verregneten Nachmittag mit Giro d’Italia vom Bett aus?
Bei den abendlichen Radsport-Stammtischen in den diversen Hotels des Tannheimer Tals stieß mir immer reges Interesse an allen möglichen, den Radsport betreffenden Dingen entgegen. Da ging es um die theoretische Erklärung einer perfekt gefahrenen Kurve bis zu trainingsspezifischen Belangen oder auch Radlerlatein aus meiner Profikarriene. Lustig war es immer und den Horizont erweiternd übrigens auch für mich, denn obwohl ich inzwischen zum „Schönwetter-Hobbyradler ohne jegliche Ambition sich jemals wieder auf dem Rad weh zu tun“ mutiert bin, finde ich die Anreize die andere haben sich ihren sportlichen Zielen zu stellen interessant und diskussionswürdig!
Durch die Wetterlage der ersten Wochenhälfte bedingt, führten uns unsere Radtouren zunächst häufiger ins benachbarte Deutschland, wo es zwischen pittoresken Berglandschaften mit glasklaren Seen eben auch Königsschlösser und traumhaft ruhige Straßen gibt. Hier von meiner Seiten eine Riesen-Dankeschön an Hans Haider, Chef Bogner Hof, der uns mit einem kleinen „Überraschungsberg“ gegen Ende der Montagsrunde vor eine echte Herkules-Aufgabe stellte. Es war so brutal steil, dass wir die tolle Berglandschaft gar nicht genießen konnten – das ging dann erst, als wir uns am Kulminationspunkt sammelten und verschnauften.
Ebenfalls waren Michael Keller (Geschäftsführer Tourismusverband Tannheimer Tal), Christian Lochbihler und unser „Mopped“ Christian Strebl regelmäßig mit uns unterwegs, was sehr half die kleinen, verkehrsarmen Radwege sicher zu treffen und allen Teilnehmern ein tolles Erlebnis zu bereiten! Christian hatte auch grade die AK-Wertung der Tour de Kärnten mit fast einer halben Stunde Vorsprung gewonnen – schön wenn man so ein „Mopped“ in seinem Team hat…(und die Schreibweise mit 2 pp ist so beabsichtigt, nicht das wieder irgendwer meint, er müsse seinen orthografischen Senf dazu geben!!)
Alles in allem bleibt den Rennradwoche-Teilnehmern eine tolle Veranstaltung in Erinnerung – die Highlights waren vermutlich der Rad-Marathon-Streckentest am sonnig warmen Donnerstag (siehe separater Blog…) und das HIT Intervalltraining am Abreisetag.
Sicher nicht perfekt gewählt vom Timing, denn die Körper waren schon etwas müde nach den vielen Kilometern, aber mal die Möglichkeit am eigenen Leibe zu erFAHREN, was Hochintensives Intervalltraining mit dem Körper macht und vor allem wie sich das anfühlt. Am gleichen Tag lernten auch alle die Erfahrung kennen, dass es total entspannt sein kann, wenn ALLE sich entschließen einen Berg (hier: Gaichtpass) mal richtig langsam hochzufahren. Null Schmerz, kein Druck dranbleiben zu müssen sondern gute Gespräche, die dann erst bei den Kurzintervallen verstummten: Wir fuhren 20 Sekunden Vollgas / 20 Sekunden Pause, 4x und 5x in 2 Serien…AUA, war der Tenor, aber auch, dass man sich danach irgendwie viel besser fühlte…ja, ja, es ist immer schön wenn der Schmerz nachlässt. Die Kreiseleinheiten im Lechtal waren willkommener Anschauungsunterricht bezüglich Effizienz, wenn’s mit der Technik passt. Zu 8 / 9 Fahrer(innen) fuhren wir selbst im Gegenwind problemlos einen 40ger Streifen – was ein gutes Briefing, konsequente Umsetzung der Vorgaben und eine gute Konzentration doch ausmachen können…
Als Fazit bleibt für mich: Eine tolle Woche mit tollen Menschen die die gleiche Passion wie ich leben, den Radsport! Ich konnte mich über viel positives Feedback und die Tatsache freuen, dass es in diesem Jahr einen weiter gestiegenen Frauenanteil gab…wenn Mädels mitfahren sind Männer irgendwie sanfter – auch untereinander.
Im kommenden Jahr zu Pfingsten (Samstag, 14. Mai bis Samstag, 21. Mai 2016) wird es die 3. Rennradwoche geben. Das zeigt, dass nicht nur die Teilnehmer und ich, sondern auch die verantwortlichen Organisatoren die Veranstaltung klasse finden…
Wenn nicht zum Rad-Marathon am 19. Juli (Kick Off Woche ab Montag, 13. Juli 2015), dann sehen wir uns hoffentlich zu Pfingsten 2016 – natürlich im Tannheimer Tal!
Euer Marcel