Allgäuer Alpenblog

Hütten-Wanderung mit vielen Aufstiegen

In diesem Jahr war wieder einmal eine Wanderung im Tannheimer Tal angesagt. Mit Reimund, Karin und Udo hatte ich die passenden Begleiter gefunden. Ich hatte Übernachtungen gebucht auf der Musauer Alm, dem Gimpelhaus, der Landsberger Hütte und der Edenalm. Am 10. Juli um 5.00 Uhr früh fuhren wir nach Nesselwängle zum Parkplatz am Krinnenlift (1.130 m). Bei gutem Wetter konnten wir um 11.30 Uhr unsere Wanderung beginnen. Wir wanderten in 2 Stunden hinauf zur Schneetalalm und machten bei der Sennerin Karin eine längere Mittagsrast. Danach ging es weiter über die Lechaschauer Alm zur Gehrenalm und hinauf zum Gehrenjoch (1.854 m). Hierfür wurden weitere 2 Stunden benötigt. Beim Aufstieg waren wir wegen der unübersichtlichen Wegführung vom Pfad abgekommen. Auf dem Joch trafen wir einen Extremsportler, der war mal kurzerhand auf die Gehrenspitze gelaufen. Beim 1 ¾ stündigen Abstieg zur Musauer Alm (1.290 m), unserem heutigen Ziel, konnten wir mehrere Gämsen beobachten. Da es schon spät geworden war, wollte ich mich telefonisch dort melden, aber es gab keinen Empfang. Für den ersten Tag war die Wanderzeit von 5 ¾ Stunden viel zu lang. Es war aber nicht anders möglich, weil an diesem Wochenende bereits mehrere Almen und Hütten ausgebucht waren. Auf der schön gelegenen Musauer Alm gab es neben reichlich Weizenbier und einem guten Essen auch ein angenehmes Bettenlager

Aufstieg zur Nesselwängler Scharte

Für den zweiten Tag stand der Aufstieg zur Nesselwängler Scharte und evtl. Besteigung der Roten Flüh auf dem Wanderplan. Es ist ein „schwarzer Weg“ und es sind rund 700 Höhenmeter zu bewältigen. Also nicht für jeden zu empfehlen. Nach Verabschiedung von der freundlichen Sennerin Andrea verließen wir um 9.00 Uhr die Alm. Nach 30 Minuten hatten wir in strahlendem Sonnenschein den Beginn des Anstieges erreicht. In vielen Kehren geht es ständig steil bergauf. Im felsigen Gelände hat Karin wieder einige Gämsen entdeckt. Im oberen Streckenteil wird es unangenehm windig. Es sind immer öfter kleine Pausen nötig, um frische Kräfte zu sammeln. Es mussten noch drei seilgesicherte Stellen überwunden werden, wo Neuling Reimund seine liebe Mühe hatte. Ihm fehlt noch etwas Bergerfahrung. Nach 3 Stunden ist die Scharte erreicht und man hat einen Blick auf unzählige Gipfel. Zum Gipfel der Roten Flüh sind sehr viele Wanderer unterwegs, die wohl kaum dort oben Platz haben. Deshalb verzichten wir auf den Gipfel und steigen in 45 Minuten zur Tannheimer Hütte hinab, wo wir reichlich Flüssigkeit tanken. Dies war eine gute Entscheidung, denn morgen wird es ein langer Tag werden. Nach einer mehrstündigen Rast geht es in 15 Minuten zum Gimpelhaus (1.659 m), unserem heutigen Ziel. Die 170 Matratzenlager und 50 Betten sind fast vollständig ausgebucht, das ist kein Vergleich zu einer gemütlichen und familiären Almhütte. Nach dem Abendessen begeben wir uns um 21 Uhr zur unseren Lagerplätzen, denn bei einer Hütten-Tour sollte man für genug Schlaf sorgen.

Wanderung durch das wildromantische Birkental

Am folgenden Tag sind wir früh aufgestanden, denn es stand die sogenannte Königsetappe auf dem Programm. Wir wollen durchs Birkental (das ich genau vor 25 Jahren bei meiner allerersten Hüttenübernachtung in umgekehrter Richtung durchwandert habe) zur Landsberger Hütte. Um 8.00 Uhr beginnt der einstündige Abstieg nach Nesselwängle. Nach einer längeren Erholungspause geht es in warmer Sonne in 45 Minuten zum Weiler Rauth. Laut einem Schild liegt noch eine Gehzeit von 5 Stunden vor uns. An einem Brunnen können wir uns an kühlem und wohlschmeckendem Wasser laben und die Füße baden – das erste Highlight des Tages. Kurze Zeit später wandelt sich der Fahrweg in einen Pfad und wir dürfen in einer herrlichen, unberührten Natur das Rauschen des Wildbaches genießen. Dann folgt das nächste Highlight: Wo der Krottenbach einmündet stehen wir plötzlich vor einer tiefen Schlucht. O ha! Mit Eisenketten gesichert geht es über 100 m weit auf einem schmalen Felsenband am Abgrund vorbei. Später hat man uns erzählt, dass hier die Bergwacht trainiert. Der 65-jährige Reimund hat mit unserer Hilfe diese Schlüsselstelle gut gemeistert und kann stolz auf sich sein. Dann folgt 2 Stunden lang ein gut begehbarer, schattiger Pfad. Um 12.30 Uhr erreichen wir die schön gelegene Höflishütte, wo wir eine 45-minütige Mittagspause machen. Hier war zu lesen: „Man kann einen seligen, seligsten Tag haben – ohne etwas anderes zu brauchen als blauen Himmel und grüne Erde“. Als wir gestärkt aufbrechen, begegnen wir lediglich drei Bikern und kurz darauf zwei Frauen. Einige Zeit später verschwindet das Geräusch des Baches und wir erreichen die Baumgrenze. Der Weg wird immer beschwerlicher und unsere Euphorie ist gewichen. Mit letzten Kräften erreichen wir gegen 17.00 Uhr das Lachenjoch in 1.915 m Höhe. Ein schöner Blick auf zwei Seen und die Landsberger Hütte (1.810 m) tut sich auf. Nach weiteren 30 Minuten erreichen wir die Hütte und freuen uns auf Weizenbier, Marillenschnaps und Hirschbraten. Dies haben wir uns nach einer 8-stündigen Wanderzeit auch verdient. Auf der Hütte haben sich rund 40 Nächtiger eingefunden, davon überwiegend Frauen-Wandergruppen. Am gestrigen Samstag war auch diese Hütte voll belegt. Wir gehen wieder früh schlafen und erleben eine erholsame Nacht.

Wanderroute mit Gipfelbesteigung und das Leben auf Almen

Da es am nächsten Morgen regnet, lassen wir uns mit dem Frühstück Zeit. Als wir um 9.15 Uhr starten, hat es sich ausgeregnet. Nach einer Stunde stehen wir auf dem Gipfel der nahe gelegenen Schochenspitze (2.069 m). Udo hatte sogar einen Gipfelschnaps dabei. Es bleibt die einzige Gipfelbesteigung unserer Tour, denn auch für uns gilt: Der Weg ist das Ziel. Dann geht es in 2 ½ Stunden hinab zur Edenbachalm (1405 m). Hier sind immer viele Wanderer anzutreffen, weil die Alm vom Haldensee aus gut zu erreichen ist. Nach der Mittagsrast geht es einige Zeit lang talwärts und dann mühsam hinauf zur Ödenalm (1725 m). Hierfür betrug die Wanderzeit 1 ½ Stunden. Da die Sennerin Lissi inzwischen zwei Kinder zu versorgen hat, müssen wir mit ihrem Andy Vorlieb nehmen (aber der ist genauso nett). Jetzt sind es nur noch 20 Minuten zur Heidi auf die nahe gelegene Edenalm (1671 m). Hier gibt es sogar eine Dusche, gutes Essen, ein nettes Hüttenteam und eine gewisse Bergromantik. Die Sennerin erzählt uns vom Leben auf der Alm, insbesondere über die Arbeit mit 65 Kühen. Dass ich auf dieser Alm nun schon zum 10. Mal übernachte zeigt, dass man sich hier sehr wohlfühlen kann. Für die Nacht muss man eine Taschenlampe dabei haben, denn die Toiletten liegen außerhalb in Stallnähe.
Am nächsten Morgen gibt es ein Frühstück wie im Hotel. Danach müssen wir uns leider von Heidi und Silke verabschieden und wandern in 1 ¼ Stunden nach Nesselwängle hinab zu unserem Auto. Für den letzten Tag unserer Tour habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht. Es ist eine schöne Sache, gute Freunde mit einem Besuch zu überraschen. Also fuhren wir nach Rinnen und parkten bei der Alten Säge. Von dort ging es wieder 700 Höhenmeter durch schattigen Wald 2 Stunden lang steil bergauf zur Ehenbichler Alm (1.694 m). Sie ist umgeben von einer idyllischen Alpenlandschaft mit einem traumhaften Bergpanorama. Fernab vom Massentourismus wahrhaft ein Paradies. Hier leben und arbeiten Marion und Thomas, die ehemaligen Wirtsleute von der Tannheimer Hütte. Diese haben sich sehr gefreut und uns mit einem gutem Schweinebraten und passenden Getränken verwöhnt. In richtigen Betten konnten wir uns von der anstrengenden Tour erholen. Nach dem Frühstück stiegen wir in 1 ¼ Stunden ins Tal hinab, um die Heimreise anzutreten. Nun geht es wieder in eine andere Welt. Alle waren traurig, weil das schöne Abenteuer leider schon zu Ende war. Wenn unsere sehr harmonische Hütten-Tour mit einer Wanderzeit von insgesamt 26 Stunden und 3.700 Höhenmetern im Aufstieg auch teilweise anstrengend war, hat sie meinen drei Bergfreunden doch sehr gefallen. Es war eine Super-Tour mit hohem Erlebniswert, bei der wirklich alles (=Kameradschaft, Wetter, Landschaft, Unterkünfte) gestimmt hat.

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