unterwegs mit der Gebietsbetreuerin Isolde Miller vom BUND – Kreisgruppe Lindau:
Bei bestem Wetter versammelte sich am 25.06.2015 nachmittags eine interessierte Gruppe an Wanderern am Freibadparkplatz. Oberreute um auf dem Grenzerpfad Schmugglergeschichten und Naturschätze zu endecken. Bevor man den eigentlichen Rundweg im Wald erreicht, gilt es zunächst den Zuweg, eine geteerte Straße hinauf zu bewältigen. Um den Anstieg aufzulockern, gibt es hier Informationstafeln an denen sich eine Pause anbietet, um wissenswertes zum Lebensraum zu erfahren und in Form eines Naturquiz sein Wissen zu testen.
Mosaiklandschaft Westallgäu
An der ersten Station angekommen, erläutert Isolde Miller kurz wie die charakteristische Mosaiklandschaft des Westallgäus, geprägt durch Wiesen und Wälder, Bäche und Schluchten, Hügel, Senken und Moore, entstanden ist. Die Gletscher der Eiszeit sorgten für den Grobschliff, den Feinschliff erledigten Frost-Tau-Zyklen, durch die kleinere und größere Gesteinsstücke vom Gebirge herausgelöst und zu Tal befördert wurden. Unablässig verfüllte das erodierte Material den Molassetrog des Alpenvorlands. Stetig schürfen die Eismassen der Gletscher Täler aus, polierten Fels, transportierten und zerrieben Gestein und lagern Schutt im Vorland als Moräne ab. Ihr Geschiebe und ihr Wasser formten die Hügel und Täler der Region.
Mit neuer Kraft geht es weiter zur nächsten Station, an der ein wenig Baumkunde erfolgte. Neben der Frage welche Höhe unsere Fichten und Weißtannen erreichen können (40-60 m) werden die typischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Fichte und Tanne geklärt (anhand von Zapfen, Nadeln und Baumform). Auch die Baumarten die in einem gesunden Mischwald vorkommen sollten werden uns kurz vorgestellt. Nach einem kurzen Blick auf die bei Kindern sehr beliebte „Spechtwippe“ laufen wir hinein in den angenehm schattigen Wald.
Artenreiche Feuchtwiesen
Nach ein paar Metern durch den Wald, öffnet sich dieser und vor uns liegt eine atemberaubend schöne Orchideenwiese. Wir befinden uns hier im Niedermoor „Bruckmoos“, mehr als 70 verschiedene Blütenpflanzen wachsen auf seinen Streuwiesen. Knabenkräuter, Schwalbenwurzenzian, Wollgras, Klappertopf und Arnika sind nur einige die wir näher betrachten. Um die Artenvielfalt zu erhalten und Verbuschung zu vermeiden werden die Wiesen einmal jährlich gemäht, das gemähte Gras stellt eine gute Einstreu dar, wovon auch der Name „Streuwiese“ stammt. Nach nun insgesamt ca. zwei Kilometern Wegstrecke erreichen wir den Beginn des eigentlichen Rundweges, am „Kalten Brunnen“, ein schöner Rastplatz mit einer kleinen Schutzhütte samt Tisch und Bänken und jede Menge Spielgelegenheiten für Kinder.
Über Wiesenpfade gelangen wir dann zum ehemaligen Grenzerhäuschen auf 1050 m Höhe, das an vergangene Zeiten erinnert. Auch einige Schmugglergeschichten darüber wie Waren über die Grenze geschmuggelt wurden, hat unsere Wanderführerin in Ihrem Repertoire.
Moore im Allgäu auch „Moos“ genannt erfüllen eine Reihe wichtiger ökologischer Funktionen
Da noch ein gutes Stück Weg vor uns liegt, geht es nun aber flott und ohne weiter Zwischenstationen weiter über Wiesen und Waldwege zum eigentlichen Mittelpunkt des Wildrosenmooses, der beschaulich gelegene Moorweiher, in dessen dunklem Wasser sich die umliegenden Bäume spiegeln. Hier machen wir noch einmal eine längere Pause.
Dabei hören wir, dass wir uns hier in einem Hochmoor befinden, in welchem die Moose eine uhrglasförmige Mooroberfläche bilden. Die Toorfmoose wachsen dabei nur etwa 1-2 mm pro Jahr spitzenwärts. An ihrer Basis hingegen sterben sie ab und es entstehen auf diese Weise mächtige Torfschichten. Wir erfahren auch, dass Moore ca. 3 % der Landfläche unserer Erde einnehmen und in ihnen ca. 30 % des Bodenkohlenstoffs gespeichert ist. Neben der wichtigen Funktion zum Klimaschutz sind Moore als natürlicher Wasserspeicher auch für den Hochwasserschutz von Bedeutung, da das Wasser durch die Moose wie ein Schwamm aufgesaugt wird. Viele seltene und geschützte Tiere und Pflanzen finden hier zudem noch einen Rückzugsort. Zur Demonstration werden Boden, Pflanzen und Tierarten des Moors genauer betrachtet.
Allgäuer Moorallianz zur Erhaltung der Moore
Bei der Trockenlegung von Mooren baut sich organisches Material langsam ab und der gebundene Kohlenstoffdioxid wird in die Atmosphäre entlassen. Auch der idyllische Moorweiher ist nicht natürlich entstanden, sondern durch einen Torfstich. Die Naturschützerin rät daher dringend dazu torffreie Blumenerde zu kaufen, beispielsweise von der Allgäuer Moorallianz, welche Schutz, Pflege und Erhalt von Mooren zum Ziel hat.
Grenzerpfad ein Ausflugstipp für Familien
Nach so viel interessanten Wissen, laufen wir nun ohne weiter Zwischenstopps den Rundweg folgend zurück, dabei genießen wir noch die beeindruckende Aussicht auf die Nagelfluhkette. Der Grenzerpfad ist gerade auch für Familien mit Kindern empfehlenswert. Die Kinder laufen gespannt von Erlebnisstation zu Erlebnisstation und können es kaum erwarten die nächste Aufgabe zu lösen. Der Schmugglerpeter – das Symbol des Grenzerpfades – gibt Anleitungen, wie man auf die Zeichen der Natur achten lernt und die Sinne schärft. Da kann man etwa im Unterholz lebensgroße Tierfiguren entdecken, die Schatzkiste knacken, mit dem Hörrohr die Stimmen der Baumwipfel einfangen, im Tannenreisigversteck Unterschlupf finden und vieles mehr.
Nach ca. 3 ½ Std erreichen wir unseren Ausgangspunkt, den Wanderparkplatz am Freibad wieder. Vielen Dank an Isolde Miller für diese wunderschöne und informative Wanderung!