Allgäuer Tradition erleben – Viehscheid in den Allgäuer Alpen
Die Viehscheid-Zeit im September ist in der Allgäuer Kultur ein Urgestein. Seit jeher wird das Vieh, das den Sommer über in den Allgäuer Alpen unterwegs war, von den Hirten im Herbst wieder ins Tal getrieben. Passiert Mensch und Tier in den Bergmonaten kein Unglück, werden besonders prächtige Rinder als sogenannte Kranzrinder geschmückt. Gekranzt wird die Tage vor dem Scheid von den Älplern. Das Kreuz und die Spiegel, die in den Blumenschmuck eingearbeitet werden, dienen zur Abschreckung von bösen Geistern. Die sollen sich nämlich erschrecken und flüchten, wenn sie in einen solchen Spiegel schauen. Die geschmückten Kranzrinder führen dann die Herde an und werden so besonders präsentiert.
Für viele Allgäuer ist die Zeit im September das Highlight des Jahres. Für uns war so ein Viehscheid dann natürlich auch Pflicht, im doppelten Sinne sogar. Als Auszubildende und Praktikantin der Allgäu GmbH befasst man sich schon ein paar Wochen vorher damit, alle Termine der Viehscheide zusammen zu sammeln. Und als Allgäuer besucht man ja eigentlich sowieso mindestens einen Scheid. Warum also nicht beides kombinieren und die Recherche vor Ort durchführen – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Viele Termine und viele schöne Viehscheide gibt es im Allgäu, wir haben uns in diesem Jahr für Nesselwang entschieden. Im Gegensatz zum größten Allgäuer Viehscheid mit rund 1000 Rindern in Gunzesried, geht es in Nesselwang eher gemütlich zur Sache. Ca. 100 Rinder werden dort hinab getrieben, zwei Kranzrinder laufen vorweg.
Am 16. September – dem jährlichen Nesselwanger Viehscheid-Feiertag – machten wir uns also morgens auf den Weg zur Talstation der Alpspitzbahn. Von hier aus kann man übrigens auch tolle Wandertouren starten, zum Beispiel auf die Alpspitze, oder gemütlicher am Wasserfallweg entlang. Aber zurück zum Scheid: Es war gar nicht so einfach die optimale Position zu finden, denn viele Besucher waren schon da und hatten sich die besten Plätze zum Fotografieren reserviert. Schon von Weitem hörten wir die Schellen der Schumpen, wie im Allgäu die Jungtiere genannt werden. Gespannt warteten wir auf die ersten Ankömmlinge, die auch nicht mehr lange auf sich warten ließen. Mit etwas Vorsprung zum Rest kamen zuerst die zwei prächtig geschmückten Kranzrinder von den Allgäuer Alpen ins Tal. Wir hatten allerdings das Gefühl, sie wollten nicht so wirklich vom Berg herab – Wer kann es ihnen auch verdenken? Anschließend kamen dann die Schumpen, jede Herde von ihrem Hirten angeführt.
Im Anschluss an den Alpabtrieb wurden alle Rinder dann auf dem Scheidplatz gesammelt, einem großen eingezäunten Platz unterhalb der Alpspitzbahn. Man kann sich den Lautstärkepegel denken, wenn man sich rund 100 kleine, läutende Kirchenglocken auf einmal vorstellt. Deshalb haben wir auch leider die kleine Ansprache verpasst, die von dem Alpmeister gehalten wurde.
Schließlich wurden die Tiere von der Herde getrennt und jedes Einzelne abgeschellt. Die Bauern standen schon mit einem Strick bereit, um die Rinder nach dem langen Sommer auf dem Berg in ihre Viehwägen zu verladen, oder erstmal an einem Zaun zu sammeln.
Die Kranzrinder standen derweil an einem Zaun angebunden und wurden von den vielen Besuchern bewundert. Gegen Ende der Veranstaltung nahm man ihnen dann die Kränze ab, irgendwann hat halt auch das friedlichste Rind keine Lust mehr auf Blumenschmuck.
Oberhalb des Scheidplatzes in Nesselwang war ein großes Bierzelt aufgebaut, da das ganze Wochenende rund um den Viehscheid gefeiert wird. In der Sonne gönnten wir uns eine leckere Bratwurst und Leberkäse mit Kartoffelsalat. Wir haben uns dann noch etwas auf dem Festgelände umgeschaut, wo es neben dem Bierzelt auch ein paar Verkaufsstände gab. Touristen konnten hier unter anderem kleine Schellen kaufen, Honig von den Nesselwanger Landfrauen erwerben und natürlich gab es auch den obligatorischen Süßigkeitenstand. An dem haben wir eingekauft – gebrannte Mandeln, der Klassiker.
Ein schöner Abschluss für einen gemütlichen Vormittag in den Allgäuer Alpen – mit Viehscheid, ein bisschen Tradition und anschließend einem leckeren Essen. So lässt es sich doch leben, wir freuen uns auf nächstes Jahr.
Hallo – Das Fest habe ich Euch ja gegönnt ; aber ich habe das an diesem Tag eher negativ erlebt.Die Verantwortlichen dieser Veranstaltung haben es versäumt,den Straßenverkehr durch Nesselwang zu regulieren.Wir waren auf der Heimreise und haben über 1/2 Stunde durch Nesselwang gebraucht,weil sich die „Sensationstouristen“ wieder einmal wie immer ignorant verhalten haben.Ich bin nicht mehr daran interessiert,in Eurer Gegend ein paar Tage Urlaub zu machen ; denn Stress haben wir in unserem Kaff genug,das brauche ich nicht im Urlaub,der eigentlich der Entspannung zugedacht ist ! – Also,Fakt ist,dass wir zur falschen Zeit am falschen Ort waren.Es gibt bei Euch so schöne Dinge,welche wir auch in guter Erinnerung behalten ! – (Die Kühe können nichts dafür )
Freundliche Grüße aus Hessen in Euren Allgäu
Dieter Theis