Aufgrund des ausgesprochen schönen Wetters am diesjährigen Muttertag, beschloss ich mit meiner Mama einen Ausflug ins Grüne zu machen. Ein wenig Bewegung sollte dabei sein, die Natur ganz nah, aber auch die nötige Gemütlichkeit und eine tolle Einkehrmöglichkeit durften nicht fehlen. Schnell einigten wir uns auf eine kleine Wanderung durchs Ostertal in Gunzesried, da wir diese Gegend einerseits sehr schätzen und sie außerdem noch alles bietet, was wir uns für unseren Ausflug wünschten. Gunzesried ist ein Hochtal in den Allgäuer Alpen in Bayern und liegt zwischen der zugehörigen Gemeinde Blaichach und der Stadt Sonthofen.
Mit dem Auto fuhren wir durchs Gunzesrieder Tal, weiter bis zum Wanderparkplatz Ostertal. Wir waren positiv überrascht, als wir sahen, dass dieser seit unserem letzten Besuch noch um etliche Plätze erweitert wurde, sodass nun wohl auch in der Hauptsaison die Parkplatzsuche kein Problem mehr sein dürfte. Von hier aus hat man nun zwei verschiedene Möglichkeiten ins Ostertaltobel zu gelangen. Entweder man überquert die Brücke kurz vor dem Parkplatz und gelangt dann, nach ein paar Metern links, auf den Wanderweg Richtung Tobel, oder man entscheidet sich, das Ganze von der anderen Richtung her zu begehen. Wir wählten die zweite Möglichkeit, da wir zunächst eine Alm namens Buhl’s Alpe ansteuern wollten, um dort ein leckeres Mittagessen zu uns zu nehmen.
Im Allgäu und in der Schweiz, also im alemannischen Siedlungsraum, sagt man übrigens grundsätzlich Alp(e), wohingegen im restlichen Bayern und österreichischen Raum das Wort Alm gebräuchlich ist.
Wanderweg zur Alpe Buhl und deren Highlights
Nach einem kurzen Aufstieg näherten wir uns der Alpe bereits, die in ruhiger Lage im Gunzesrieder Hochtal auf 1004 Metern Höhe, zwischen Wiesen und Wäldern gelegen ist. Uns fielen sofort die beeindruckenden schottischen Hochlandrinder ins Auge, für deren Haltung die Familie Buhl ebenfalls bekannt ist. Die kleine Herde bekam dieses Frühjahr nochmal Zuwachs, sodass wir auch die besonders niedlichen Kälbchen bestaunen konnten.
Wie zu erwarten, war die Alm an diesem Tag sehr gut besucht, doch wir hatten Glück und fanden sogleich einen Tisch, der wohl gerade erst frei geworden war. Das Speiseangebot umfasst neben gutbürgerlicher Allgäuer Küche und Brotzeiten, auch Wildfleisch aus dem Jagdgebiet Ostertal sowie eine Auswahl an feinen, selbstgemachten Kuchen. Mama entschied sich für das Rahmschnitzel und ich für die Käsepfanne, was sich als äußerst gute Wahl herausstellte. Während wir unser schmackhaftes Mahl auf der gemütlichen Terrasse genossen, schien uns die herrlich warme Mai-Sonne ins Gesicht und wir erfreuten uns an dem weitläufigen Blick in die prächtige Berglandschaft.
Auch viele Familien mit Kindern waren an diesem Tag zu Gast bei Buhl’s Alpe, welche sich nach Herzenslust auf dem kleinen Spielplatz auf der, zum Grundstück gehörenden Wiese, austoben konnten. Wer im Übrigen an diesem wunderschönen Plätzchen einmal länger Zeit verbringen möchte, als nur für eine Wanderung, der hat auch die Möglichkeit ein Zimmer, oder sogar eine ganze Ferienwohnung bei der Familie Buhl zu mieten.
Wanderung durch die herrliche Berg und Wiesenlandschaft
Frisch gestärkt machten wir uns dann weiter auf den Weg Richtung Ostertaltobel. Wir liefen den, neben der Alpe verlaufenden, Weg weiter entlang, durch ein kurzes Waldstück hindurch und dann ein etwas steiler bergab gehendes Teersträßchen hinab. Von dort aus hat man auch nochmal einen grandiosen Ausblick auf die umliegenden Berge und die saftig grüne Landschaft, was durchaus den einen oder anderen Schnappschuss wert ist.
Wer Lust auf eine längere und anspruchsvollere Wanderung hat, bekommt hier die Möglichkeit linkerhand auf einen Feldweg abzubiegen und beispielsweise Richtung Mittelbergalpe aufzusteigen. Unser Weg führte uns jedoch nochmal ein Stück weiter bergab, bis wir schließlich an das hölzerne Portal kamen, das rechterhand am Waldrand gelegen ist und einen der zwei anfangs erwähnten Eingänge zum Ostertaltobel markiert.
Einstieg in die Wanderroute des Ostertaltobels
Der Ostertalbach fließt durch eine Schlucht im Gunzesrieder Tal und bildet einen Zufluss der Gunzesrieder Ach. Zwischen der Otto-Schwegler-Hütte und seiner Mündung in die Gunzesrieder Ach, hat sich der Ostertalbach ein sehenswertes, an manchen Stellen bis zu 30 Meter tiefes Tobel in das umgebende Molassegestein gegraben, in dem das Wasser über mehrere Stufen von bis zu zehn Metern herabfällt.
Der Weg und die damit verbundene Wanderung ist auch für Anfänger gut zu bewältigen und macht dabei einen angenehmen Wechsel von geraden Teilstücken und steileren Anstiegen durch. Dennoch sollte man auf gutes Schuhwerk achten, da der Weg über die vielen Wurzeln und Felsstücke, gerade bei Nässe, schnell rutschig werden kann. Wo das Wasser zunächst recht ruhig und gemächlich als Bach neben uns her floss, merkte man nun, wie es mit jedem weiteren zurückgelegten Meter an Kraft zunahm, bis wir an den ersten der tosenden Wasserfälle gelangten.
Imposantes Wasserspiel und mächtige Gesteinsformationen
Weiter ging es, vorbei an den mächtigen Felsformationen entlang des Wegrandes, die zum Teil gerade genug Platz nach oben und zur Seite lassen, dass man aufrecht daran vorbei laufen kann. An dem meiner Meinung nach schönsten der Wasserfälle, hat man die Möglichkeit vom Weg herabzusteigen und ein Stück in das Bachbett hineinzulaufen, um dem imposanten Wasserspiel ganz nahe zu kommen. Gerne nehmen sich die Besucher des Tobels während ihrer Wanderung hier ein wenig länger Zeit für eine kleine Pause und bauen sogenannte Steinmanderl – mehr oder weniger große Türmchen aus den dicken Steinen der Gunzesrieder Ach. Im Sommer hat man außerdem oftmals die Möglichkeit, die ein oder andere Gruppe zu beobachten, die sich beim Canyoning mutig die Felsen herab ins kühle Nass stürzt.
Nach einem letzten steileren Aufstieg über einige Wurzelstufen, gelangten wir über eine hölzerne kleine Brücke. Hier gabelt sich der Weg und man kann links entweder weiter in den Ortskern von Gunzesried, oder auf die Geißrückenalpe laufen. Läuft man rechts weiter, so wie wir, gelangt man nach ungefähr einer Viertelstunde wieder an unseren Ausgangsparkplatz.
Wir atmeten auf den letzten Metern unserer Wanderung nochmal tief die gute Waldluft ein und konnten uns sogar noch am Anblick eines Meeres an gelb leuchtenden Sumpfdotterblumen auf der Waldlichtung erfreuen, bevor wir das zweite hölzerne Portal durchliefen, dass in unserem Fall das Ende des Ostertaltobels anzeigte. Zufrieden mit unserer kleinen Tour liefen wir die letzten Meter über die Brücke zum Parkplatz und waren uns einig: Was für ein herrlicher Muttertags-Ausflug das war!
Tipp: Wer gerne Käse isst, oder noch auf der Suche nach einem Allgäuer Schmankerl als Mitbringsel ist, sollte auf der Rückfahrt durch Gunzesried noch einen Abstecher zur örtlichen Sennerei machen. Dort gibt es neben allerlei Käse- und Molkereispezialitäten auch viele köstliche Eissorten, hergestellt aus der guten Allgäuer Heumilch.