26.

Jul

Größtes Historienfest im Allgäu: Wallenstein in Memmingen

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Vier Jahre haben die Memminger gewartet, sich knapp zwei Jahre intensiv vorbereitet – auf das größte Historienfest in Europa. Wallenstein Memmingen 1630. Man befindet sich mitten im 30jährigen Krieg. Als Folge der Reformation, die im Jahr 2017, dem Lutherjahr, 500 Jahre zurückliegt.  Aus der Reformation heraus taten sich die Bauern zusammen, es kam zur ersten schriftlichen Erklärung von Menschenrechten, niedergeschrieben in den 12 Bauernartikeln 1525 in Memmingen.  Die geopolitische Lage ließ den Feldherrn Wallenstein, als Verfechter der katholischen Seite, im Dreißigjährigen Krieg, eine Residentur in Memmingen errichten: Hier war er nahe der Brennpunkte Norditalien, Oberrhein, Norddeutschland und Regensburg.

Bereit für den Einzug auf den Marktplatz

Bereit für den Einzug auf den Marktplatz

Und dieses Lager des Feldherren feiert Memmingen mit mehreren Tausend begeisterte Menschen in historischen Lagern, mit ihren Pferden bei Reiterspielen, mit den Gauklern bei den Lagerspielen, mit Musik, bei historischen Gefechtsvorführungen und einfachen, aber gutem Essen. Mit dabei sind natürlich auch die befreundeten Historiengruppen aus Europa, allen voran die Scots Brigade, CO Col. Hammonds Regiment und die Ukrainische Reitergruppe.

Marktplatz Memmingen: keine Kulisse, sondern echt!

Marktplatz Memmingen: keine Kulisse, sondern echt!

Kein Historienspiel ist so authentisch nachvollziehbar wie in Memmingen. Das liegt an der besonderen Geschichte: Schon seit dem Jahr 1900 stellen die Bürger den Einzug Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (eigentlich hieß er Waldstein) nach.  Des Kaisers Generalssismus, ein katholischer Oberbefehlshaber, bezieht Quartier in einer evangelischen Reichsstadt! Das löste Ängste vor Spannungen und der Gewalt der Soldaten aus. Doch es kam anders: Während sich im Umland, im Allgäu, die Katholiken mit den Evangelischen stritten und sich gegenseitig totschlugen, herrschte in der Stadt eine Atempause. Denn von Mai bis September verweilte Wallenstein aus politischen Gründen in Memmingen. In der Stadt tolerierte der katholische Feldherr das Treiben der protestantischen Bürger. Wallenstein wohnte im heute noch erhaltenen Fuggerbau. Und alles Treiben ist in den Archiven der Stadt festgehalten.

Selbst die Kleinsten sind dabei!

Selbst die Kleinsten sind dabei! Unbeschwerter Sonntag im Lager des Generalissimus.

Auch die Kleinen haben ihre Freude

Auch die Kleinen haben ihre Freude

Die stolzen und freien Bürger der Stadt, in der 1525 die ersten Menschenrechtserklärungen niedergeschrieben wurden, in der Wallenstein den Bürgern Ruhe und Ordnung brachte, in der Patrizier- und Handwerkerfamilien friedlich leben konnten, all das hat sich über Jahrhunderte erhalten können. So jedenfalls erlebt es der Zuschauer wenn er durch die Lager flaniert, über den Historischen Handwerkermarkt, den Vorführungen oder einer Stadtführung folgt. Heiterkeit, Gelassenheit, sichtliche Freude und tiefe Zufriedenheit meint man in den Lagern bei den Mitwirkenden zu spüren. So unbeschwert wie in Memmingen lebt es sich derzeit wohl kaum in einer anderen Stadt.

Tross Butler

Alexandra mit ihrem Sohn Noah und seiner Tante Sandra, seit Anbeginn im Tross Butler dabei. Das Tross Butler lagert im Reichshain. Dort sind auch die Kanoniere mit ihrer Nachtigall: Eine Kanone aus dem 30jährigen Krieg, gezogen von acht Kaltblütern und einer Reichweite von über einem Kilometer!

a g´machta Käs und Wallenstein Bier

Stilecht in Tongeschirr: Wallenstein Bier, dazu a g´machter Käs, serviert von den „Städtischen“ am Martin Luther Platz, direkt neben dem Historischen Markt.

Eine Auswahl am Martin Luther Platz

Da fällt die Wahl schwer – zwischen Söldner Seele und der Seelenwurscht – welche bringt wohl die Erlösung? Zu finden bei den „Städtischen“. Und auch das unten stehende Bild ist keine Kulisse: Kindersegen ist den Memmingern wohl beschert, denn mitten am Marktplatz der historischen Altstadt, auf dem Kamin der ehemaligen Storchenbräu, nistet eine Storchenfamilie mit zwei Jungvögeln. Futter gibt´s im angrenzenden Benninger Ried.

Kamin vom Gasthaus Storchenbräu - mit zwei Jungstörchen im Nest - keine Kulisse!

Kamin vom Gasthaus Storchenbräu – mit zwei Jungstörchen im Nest – keine Kulisse!

Und im Reichshain lagern die Marodeure – das verletzte Kriegsvolk erholt sich. Und wie die Stadtführerin erzählt, verwandelt sich die lustige Truppe nach dem Schminken (dauert gut zwei Stunden) in eine ruhige, eher schwermütige Gruppe.

Im Reichshain  lagern Marodeure
Bürgerin Sabine

Bürgerin Sabine, eine sehr versierte Stadtführerin und das wandelnde Lexikon Memmingens und unter ihr: Dienstältester Bürgermeister Bayerns, Dr. Ivo Holzinger.

dienstältester Bürgermeister Bayerns, DR. Holzinger

 

Wenn es dunkel wird, erklingt Musik aus den Lagern, meist mitreißende Trommelwirbel.

Wenn es dunkel wird, erklingt Musik aus den Lagern, meist mitreißende Trommelwirbel.

 

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