Allgäuer Alpenblog

Der Berg ruft auch im Winter

Aggenstein 1.987 m

Winterwanderung im Tannheimer Tal

Ein Wort der Warnung ist hier angebracht: Wegen des exponierten Weges in Verbindung mit dem Stahlseil am Ende der  Tour ist diese vor allem Winter nur Geübten vorbehalten. Ich war drei Tage vor dem Schneefall schon einmal dort und kannte somit alle Stellen und hatte entsprechende Ausrüstung dabei.

Der Aggenstein ist mit seinen fast 2.000 Meter Höhe ein markanter Gipfel in den Allgäuer Alpen. Seitdem ich im letzten Jahr an seinem Nachbarn, dem Breitenberg, eine Iglu – Übernachtung mitgemacht habe, mußte ich immer wieder an diesen riesigen Felszacken denken. Nun habe ich es gewagt und den Aggenstein bei 50 cm Neuschnee bestiegen.

Die Wettervorhersage war ja ganz gut – Es hatte frisch geschneit, als ich auf den Parkplatz kam hatte es -5 °C und mir war eher danach, wieder umzudrehen und mich in’s Bett zu legen. Aber auch wenn man der Wettervorhersage speziell im vergangenen Sommer wenig bis gar nicht trauen konnte, so spürte ich doch, dass dies ein guter Tag werden sollte.

Also habe ich die Ausrüstung, bestehend aus Kameras, Schuhen, Gamaschen, Schneeschuhen, Wechselwäsche und verschiedenen Handschuhen zusammengesucht und dann geht es los. Aber sofort danach folgte die erste Enttäuschung: Alles voller Spuren im Schnee. Und ich dachte ich könnte der erste sein, nur ein Mal.

Aggenstein vor dem Sonnenaufgang

Der lange Weg nach oben

Aber wie kann das sein? Ich bin um 4.30 Uhr morgens nach einem Tiefdruckgebiet aufgestanden und stehe als erster (und einziger) auf dem Parkplatz. Also wo kommen die her? Na was soll’s, dann folge ich eben den Spuren der anderen. Aber schon nach kurzer Zeit folgt die Überraschung: Egal wer vor mir unterwegs gewesen war: Er hat nach ca. 200 Höhenmetern umgedreht. Nun ist der gesamte Weg vor mir unberührt, ein Traum wird wahr.

 

Traumwetter und unverspurter Schnee

Bad Kissinger Hütte und Gipfel

Der Wanderweg von Grän im Tannheimer Tal führt an der Bad Kissinger Hütte vorbei. Und diese etwas exponiert erscheinende Hütte ist wohl auch dank dem Materiallift in sehr guter Verfassung. Wenn man jetzt noch einen heißen Kaffee bekommen könnte, wäre es optimal. Aber ab Ende Oktober ist hier niemand mehr. So bleibt mir nur ein kurzes Päuschen zu machen und die herrliche Herbstsonne zu genießen.

Bad Kissinger Hütte im Winterlook

Der letzte Anstieg

Aber jetzt sollte es richtig anstrengend werden. Denn mein herbeiersehntes „erster Sein“ schlägt nun in’s Gegenteil um: Ich habe noch 200 Höhenmeter vor mir, und zwar in fast 50 cm hohem Schnee. Das bedeutet, dass ich nur sehr langsam voran komme und es sehr sehr anstrengend ist. Der mit Serpentinen gespickte Weg endet 60 Höhenmeter unter dem Gipfel und mündet in einem mit einem Stahlseil versicherten Steig. Aber das Stahlseil bietet Sicherheit gegen die speckigen und rutschigen Stellen auf dem Weg zum Gipfel. Und dann habe ich es auch geschafft:

Aggenstein Winterbesteigung

Chris betreibt Bergwasser und schreibt für verschiedene Blogs

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