Gigantische Fernsicht, trockene Wanderwege, absolute Stille: kein plätscherndes Wasser, alles gefroren. In dieser kristallklaren Winterluft kann man sogar riechen, wenn Wanderer unterwegs sind. Der Deo-Geruch, der in der Luft steht, wirkt wie ein Fremdkörper. Als wir das Pärchen schließlich einholen ist die Quelle Dosis Deo zweifelsfrei geklärt.
Berthold und ich sind auf dem Weg zur Rohnenspitze, sie thront über dem Tannheimer Tal, zwischen dem Ponten und dem Gaishorn. Schon ein paar Tage zuvor waren wir auf dem Ponten und haben jeweils den Aufstieg ab Hinterstein über die Willersalpe gewählt.
Stephan Bertele hat über die Feiertage die Alpe bis voraussichtlich Dreikönig geöffnet, so wie viele der Allgäuer Berghütten. Wird im Sommer die Alpe über die Haflinger als Transporttiere versorgt, ist es jetzt Stephan. Er trägt jeden Tag das Brot und was an frischen Lebensmitteln benötigt wird, selbst hinauf. Der im Sommer von seinem Bruder hergestellte Käse lagert im gleichmäßig temperierten Keller, wo auch das Bier einlagert. Und weil wir ein schlechtes Gewissen haben, unser Brot nicht von Stephan hinauftragen lassen wollen, trinken wir unser Radler und kaufen dort nur den Käse. Unser Brot haben wir bei unserem nächsten Aufstieg selbst dabei. Vorsorglich nehmen wir wieder Bergkäse mit hinab ins Tal, wer weiß wie die Schneelage sein wird und wann wir wieder zu einem so guten Käse kommen!
In der Weihnachtszeit gehören Lebkuchen zu unserer Verpflegung bei unserer winterlichen Bergtour in den Allgäuer Alpen dazu.
Wir haben wohl noch nie Lebkuchen so genossen wie hier auf gut 2.000 m Höhe. Das Wetter der letzten Woche war wie ein verlängerter, klarer Herbst. Die Luft an den sonnenexponierten Hängen erwärmt sich schnell, im Schatten ist es kühl. Einzig die Wege sind auf allen Seiten trocken weil der Boden überall durchgefroren ist. Es besteht daher noch nicht einmal Rutschgefahr.
Die winterliche Bergtour in den Allgäuer Alpen führten jeweils ab Parkplatz Hinterstein über die Willersalpe zum Zirleseck. Bis zur Willersalpe benötigen wir rund eineinhalb Stunden, bis zum Zirleseck knapp eine weitere. In nördliche Richtung steigt der Weg bis zum Ponten, der übrigens auch bestens zu begehen ist. Ab der Weggabelung am oberen Zirleseck benötigt man rund 45 Minuten bis zum Ponten und nur 30 bis zur Rohnenspitze.
Die Wege sind trocken und es bietet sich eine wunderschöne Aussicht. Im Bild ist links im Hintergrund die Zugspitze zu sehen. Allerdings erfordert der Weg trotzdem immer höchste Aufmerksamkeit, ist der Weg doch mit Seilsicherung ausgestattet und ein wenig klettern muss man auch. Aber das macht die Tour umso abwechslungsreicher.
Ab der Rohnenspizte nehmen wir denselben Weg zurück. Hier, an der Weggeabelung zum Ponten liegt genug Schnee fürs Engele. Richtig eisig wird´s am gefrorenen Willersbach.
Im Übrigen lohnt sich wie immer ein Aufstieg zum Grünten. Will man die Sonne genießen, dann sollte man im Winter auf der Südseite, das heißt ab Burgberg starten. Übers Burgberger Hörnle geht´s zum Gipfel und übers Grüntenhaus zurück. Der Grünten ist offensichtlich ein äußerst beliebter Berg für Sportler: Mit oder ohne Stöcke versehen, springen und laufen sie auf den Gipfel. Selbst in der Dämmerung, wenn sich andere auf den Weg konzentrieren um nicht zu stolpern, rennen sie in Rekordzeit den Berg hinab.