Dieser spektakuläre Feuersprung wurde nicht bei einer Feier der Olympischen Spiele fotografiert, sondern in Pfronten, einem schmucken 8000-Seelen-Dorf im Allgäu. Hier zeigen jedes Jahr am Rosenmontag und am 30. Dezember Skilehrer und der Nachwuchs, was sie alles drauf haben. Es wird die Geschichte des Skisports in den Schnee „gezeichnet“, also auch die Kunst alte Holzski zu fahren, die Horst Kunkel perfekt beherrscht. Ein Pfrontener Urgestein. 76 Jahre alt und kein bisschen müde, als Skilehrer Anfängern auf die Bretter zu verhelfen und Gäste mit Schneeschuhen auf die umliegenden Berge zu führen.
Und auch Florian Eigler wird mit dabei sein, wenn die Ski- und Boardshow am 27. Februar steigt. Ebenfalls ein Pfrontener Gewächs, genau 50 Jahre jünger, Skicrossprofi , fährt Weltcuprennen und war 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotchi im Finale.
Traumtage in den Allgäuer Alpen
Wer hier in den Bergen geboren ist, dem wird die Leidenschaft für’s Bretteln, Boarden, Rodeln und was sonst noch alles mit Schnee und Sport zu tun hat, einfach in die Wiege gelegt. „Da kommt ma net aus“, wie man hier sagen würde. Wäre auch schade, wenn man diese kristallklaren Traumtage in den Allgäuer Alpen mit frisch verschneiten Hängen, goldgelben Bergspitzen und hellbauen Himmel nicht dafür ausschöpfen würde. Anderswo sitzen die Menschen wochenlang unter dichten Nebelfeldern und freuen sich über jeden kleinen Sonnenstrahl, der durch die graue Decke bricht.
Das ist der Bergblick, den die zwei Allgäuer besonders lieben, denn er bedeutet für beide Heimat. Florian Eigler ist gut 120 Tage im Jahr zu Trainings und Weltcuprennen unterwegs, da genießt er es, daheim Zeit mit seinen Freunden und seiner Familie zu verbringen, gerne auch mal sportelnd, wie hier mit seiner Mama mit den Tourenski auf dem Weg zum Breitenberg, dem Hausberg von Pfronten (siehe Blogbeitrag vom 27. Januar/Florian Eiglers Haustour).
Wenn es frisch geschneit hat, dann tritt Horst Kunkel erstmal vor die Terrassentür seines Hauses in Pfronten und schaut, was genau für ein Weiß vom Himmel gekommen ist.
Dann wird entschieden, was heute gemacht wird. Pulverschnee ist ihm natürlich am liebsten. Als er ein Kind war, da war Skifahren noch kein begehrter Freizeitsport wie heute. Die Winter, sie waren streng und viel kälter als jetzt. Spaß hatte Horst Kunkel trotzdem.
Auf windschiefen, ewig langen Holzbrettern ohne Kanten schoss er als Bub halsbrecherisch den Berg hinunter. Abenteuer war das! Und eins war klar: Nur wer Skifahren konnte, konnte eben Skifahren. Nach der Schule ging’s gleich zwei Stunden auf die Bretter und zum Schanzenbauen raus, erst dann wurden Hausaufgaben gemacht. „Wenn ein Ski kaputt ging, das war das Schlimmste, weil wir uns keine neuen leisten konnten.“ Wind- und wasserdichte Gore-tex-Anzüge, Carver, Schlepplift, Gondeln oder perfekt präparierte Pisten wie es sie heute im Skigebiet Pfronten gibt – Fehlanzeige!
Das mit dem Schanzenbauen scheint sich über die Jahrzehnte nicht verändert zu haben. Auch Florian Eigler bastelte mit seinen Freunden an coolen Sprungschanzen. Jeder wollte höher und weiter springen. Er startete seine Karriere als alpiner Skiläufer, aber erst der Skicross mit seiner Vielfalt hat ihn richtig gepackt. Er ist ein Perfektionist, einer der einen hohen Leistungsanspruch an sich hat. „Für viele schaut Skicross ziemlich verrückt aus. Aber es ist eine lange Entwicklung, weil man viele Bewegungserfahrungen braucht.“ Der Abenteuergeist sitzt trotzdem einfach in ihm und lockt ihn auch in schneefreien Zeiten, z.B. wenn er wissen will, wie es ist, eine Kiesgrube runterzufahren.
Dinge, die wahrscheinlich auch Horst Kunkel reizen würden. „Der würde alles machen“, sagt seine Frau Jutta überzeugt. Zumindest im Schnee. Abenteurer bleibt Abenteurer. Live zu sehen und zu erleben bei der Ski- und Board-Show am Rosenmontag um 19 Uhr in Pfronten im Allgäu (bei entsprechender Wetterlage).
Fotos: Ski- und Boardshow: Pfronten Tourismus/Michael Lukaszweski (www.lukafo.de), Skitour Breitenberg/Panorama/Nachwuchstraining: Florian Eigler, Schneekristalle: Ingrid Rösner, Kiesgrubenabfahrt: Andi Mayr
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