Zugegeben, Geschichte war nie mein Lieblingsfach in der Schule. Deshalb war ich auch sehr skeptisch als mein Arbeitskollege Benni mit der Idee kam, an der nächsten Führung durch das Heimatmuseum im Tannheimer Ortsteil Kienzen mitzumachen. Obwohl ich im Tannheimer Tal geboren bin, muss ich gestehen, dass ich noch nie zuvor in unserem Heimatmuseum war. Aber schon oft hörte ich, dass es wirklich sehr interessant sein soll.
Na gut, immer noch skeptisch, aber doch sehr neugierig, schnappte ich mir meine Kamera und fuhr mit Benni zum Heimatmuseum. Ein paar weitere Besucher und der Museumsführer warteten schon vor dem Haus in der Sonne. Schon ein paar Mal bin ich an diesem Gebäude vorbei spaziert, jedoch habe ich es nie wirklich als Museum wahrgenommen. Wie auch? Es ist ein wirklich unscheinbar aussehendes, altes Bauernhaus. Ganz und gar nicht im Stil eines herkömmlichen Museums gehalten.
Und los geht die Reise…
Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses Haus einst wirklich bewohnt wurde. Es hat wirklich nichts mit einem modernen Einfamilienhaus zu tun. Jedoch war es früher wohl ein ganz normales Bauernhaus, wie der Museumsführer uns erzählte: Der Flur in der Mitte des Hauses, rechts davon die Küche und links führt es in die Stube und ins „Gaden“ (elterliches Schlafzimmer). Außerdem befindet sich im hinteren Teil der Wirtschaftstrakt des Hauses, in dem das Vieh gehalten wurde.
Immer noch stehen wir draußen in der Sonne. Bevor wir eintreten, wurde uns der Tipp gegeben, unsere Jacken anzuziehen. Denn aufgrund der fehlenden Heizung sei es recht kalt im Haus. Etwas verwundert über die Aussage, weil es doch schon mehrere Tage in Folge draußen angenehm warm war, tat ich aber was uns geraten wurde. Kaum sind wir bei der Eingangstüre hineingegangen, war mir auch gleich klar warum.
Der Hinweis „Vorsicht auf die niederen Türstöcke und Decken!“ kommt zu spät – einer der Besucher stößt sich leicht den Kopf an dem Türstock zur Küche. Die Decken sind sehr nieder gebaut, damit es in den Räumen angenehm warm blieb, wurde uns erklärt. Die Führung durch den ersten Stock erzählt auch ohne große Worte des Museumsführers schon sehr viel. Das Interieur bestand wirklich nur aus den Dingen, die auch früher schon dort standen. Ich bin sehr beeindruckt wie minimalistisch man damals leben konnte. Im zweiten Stock des Wohngebäudes wurde von alten Brillen bis Bügeleisen und Waffen alles ausgestellt. Auch die Trachten der Vereine – die es heute übrigens alle noch gibt – und alte Musikinstrumente kann man dort vorfinden.
Noch weiter in die Vergangenheit
Die Führung ging weiter in den Wirtschaftsteil des Hauses: der Werkstatt, dem Heustock, der Garage und dem Stall. Hier sind sehr viele Dinge ausgestellt, die das Leben und Arbeiten vor vielen Jahren um einiges begreiflicher machen. Der Museumsführer erzählt uns, dass die Ausstellungsstücke ausschließlich Leihgaben und Schenkungen von den Einheimischen für das Heimatmuseum sind.
Bemerkenswert ist auch, wie viele verschiedene Berufe es damals schon im Tannheimer Tal gab. Die Vielfältigkeit rührt davon her, dass die Talbewohner wegen der geografischen Lage immer wieder auf mögliche Selbstversorgung für die notwendigen Lebensbedürfnisse eingestellt waren. Somit gab es kaum einen Handwerksberuf, den man im Tal nicht finden konnte. Ausgestellt sind eine Schuster- und Tischlerwerkstatt, Drechsler, Geräte zur Schindelerzeugung, Stuckateurwerkzeuge und eine Uhrmacherwerkstatt.
Zurück in der Zukunft
Am Ende der Führung angelangt, trete ich mit eingezogenem Kopf und zufriedenem Lächeln aus dem sehr niederen Türstock des Museums. Die Empfehlung dieses Haus unbedingt gesehen zu haben, hat sich nun auch mir bestätigt!
ÖFFNUNGSZEITEN:
Sommer: von Mitte Mai bis Mitte Oktober, jeden Mittwoch und Freitag von 13.30 bis 17 Uhr
Winter: von Ende Dezember bis Mitte März, jeden Mittwoch von 13.30 bis 16 Uhr
jeweils mittwochs kostenlose Museumsführung ab 13.30 Uhr
https://www.tannheimertal.at/felixe-minas-haus/museumsverein-tannheimertal.html