Nicht kleckern, sondern klappern – brennende Waden beim MTB Marathon Pfronten
Angenehme 15 Grad am Morgen, leichter Wind und ein paar Wolkenfelder: Perfektes Wetter für ein Radevent im Allgäu, bei dem es zwischen 640 und satten 2600 Höhenmetern nach oben geht. Noch ist es ruhig auf der Strecke des MTB-Marathons hoch zum Breitenberg und an den Verpflegungsstationen liegt unberührt das Energiefutter.
Aber nicht mehr lange. Um 9.00 h sind die Ersten für die 11 Kilometer-Strecke in der Ortsmitte von Pfronten gestartet und schon um 9.40.02 Uhr kommt Hubert Schretter ins Ziel bei der Hochalpe.
Der hatte aber Rückwind von seinem E-Bike. Nach der Premiere letztes Jahr, gab es heuer den E-Bike-Hillclimb-Wettbewerb neben dem MTB Marathon.
Längst haben E-Bikes ihr konservatives Aussehen verloren – und damit auch ihr unsportliches Image. Trotzdem waren nur sieben E-Biker unter den insgesamt 760 Teilnehmern.
Was aber entscheidet über den Sieg? Akkureichweite und stärkerer Antrieb? „Nein, ich bin ein guter Geländefahrer“, meint der Elektro-Sieger, „auf Schotter muss man durchziehen, denn wenn der Schwung weg ist, dann drehen die Räder durch“, meint Hubert Schretter über den Schotter.
Die Allgäuer Gipfel als Radlerziel des MTB-Marathons
Für die Extremen ging es viel weiter – ohne Verstärkung: 76 Kilometer und 2600 Höhenmeter. Zweimal den Breitenberg rauf und wieder runter. Echt krass. Nur die Harten kommen in den Garten. Aber auch der Marathon über 51 Kilometer und 1900 Höhenmeter ist nichts für schwache Nerven und Muskeln.
An manchen Steilhängen bleibt nichts anderes als absteigen und ordentlich schieben.
Trinkpause und schnell weiter…
Die inoffzielle Klapprad-Weltmeisterschaft im Allgäu
Solche Fans sind Gold wert, wenn man am Berg hängt und die letzten paar Meter bis ins Ziel zu schaffen hat…
Gerhard Maier aus Ertingen bei Biberach rockt den Steilhang auf den Breitenberg mit einem federlosen Drahtesel: Bei der Klapprad-WM siegte er überlegen mit seinem Staiger mit 20-Zoll-Reifen ohne Gangschaltung.
Eine Höllentour sei das gewesen, meint der Sportler. Er hat auf dem Klapprad null Erfahrungswerte, hat sich aber mit seinem Moutainbike auf der Schwäbischen Alb fit gemacht.
Die Klapprad-Fahrer, das sind meist richtig gute MTBler, sonst geht da wirklich gar nichts am Berg – außerdem scheinen sie auch generell eine interessante Spezies zu sein. Sie zogen definitiv alle Blicke auf sich.
Verpflegung für unterwegs? Die fuhr bei manchen gleich mit: Salat, Pizza und Blumendeko in den Farben der italienischen Flagge – echte Fans wissen, dass das Klapprad Mitte der 1960er Jahre in Italien erfunden wurde.
Bei den Frauen fuhr Tanja Wittig aus Wiesbaden allen davon. Wo bitte trainiert man denn da für eine Klapprad-WM? „Im Taunus, mit dem Mountainbike!“, meint sie lächelnd und überhaupt nicht ausgepowert. Sie sei beim Bergauf-Klappern nicht mal an ihre Grenzen gegangen, „schließlich soll das Ganze ja Spaß machen.“
Und der stand insgesamt im Mittelpunkt des MTB Marathons, dem Ritchey Mountainbike Challenge, der an insgesamt 10 Orten ausgetragen wird. „Wir wollten die Motivation steigern, indem wir auch eine Art Glückspreis für die vergeben, die am nächsten an der Mittelzeit sind“, meint Florian Eigler, Profisportler und einer der Mitorganisatoren vom Sportpool Pfronten, „alle, die es versuchen wollen, sollen es auch.“ Deshalb gab es heuer die Mittelzeit-Wertung nicht nur bei den E-Bikern, sondern zusätzlich zur Siegerplatzierung auch beim Marathon und der Kurzstrecke. Insgesamt stemmten fünf Ehrenamtliche die Organisation, zusammen mit 120 Helfern auf der Strecke. Die Einnahmen fließen zurück in die Pfrontener Vereine und deren Jugendarbeit.
Am Ende waren alle platt – Fahrer wie Reifen…
Fotos: Ingrid Rösner