Wo die Iller zum Erlebnis wird
147 Kilometer schlängelt sich die Iller von Oberstdorf kommend Richtung Norden, bis sie bei Ulm in die Donau mündet. Der Namensursprung stammt wohl aus dem keltischen und ließ sich mit „eilig“ übersetzen. Damals sehr passend für einen rauschenden Fluss aus den Allgäuer Alpen. Heute trifft es die Übersetzung des einst römischen Flussnamens „Hilaria“ besser: die Heitere und Freundliche. Bei einer erlebnisreichen Wanderung lerne ich sie an einem besonderen Ort kennen….
Früh am Morgen starte ich meine Tour an die Iller im Kneippheilbad Bad Grönenbach im Unterallgäu. Die Dunstschleier liegen noch unten im Tal während die ersten Sonnenstrahlen die graue Fassade des altehrwürdigen Hohen Schlosses in ein sanftes Licht tauchen. Die massiven Mauern können eine wechselvolle Geschichte erzählen. Von den Herren von Grönenbach über die Ritter von Rothenstein und die Grafen von Pappenheim bis zu den Kemptener Fürstäbten gaben sich hier schon viele „Hausbesitzer“ die Klinke in die Hand. Und auch der Allgäuer Kultkommissar Kluftinger ermittelte schon rund um die Gemäuer im Krimi „Grimmbart“. Ein Schloss mit Geschichte und Geschichten also.
Zunächst geht es über den Serpentinenweg einen kleinen Teil der Wiesengängerroute (grünes „Steinmännle“-Zeichen auf den Wegweisern) der Wandertrilogie Allgäu entlang Richtung Rechberghaus. Im Wald treffe ich auf Wegweiser mit einem Dachs. Nun kann ich mir auch einen Reim darauf machen, warum Volker Klüpfel und Michael Kobr ihren Krimi so nannten. Der Dachs – Meister Grimbart in der Fabel! Und irgendwo müssen die beiden ihre Ideen ja schließlich her haben.
Das grüne „Steinmännle“-Zeichen des Wiesengängers und Meister Grimbart begleiten mich am Weg
Ich komme aus dem kühlen Wald, durchquere den Weiler Rothenstein und trete in die wärmende Morgensonne. Leicht steigt der Weg bis zu einer kleinen Kuppe an, von der es bis zum Rechberghaus nur noch wenige Meter sind. Danach wird der Kiesweg zu einem Pfad und steigt erneut leicht an. Eine Mischung aus Vogelgezwitscher und das Läuten von Kuhschellen bilden meine Hintergrundmusik auf dem Pfad. Am höchsten Punkt lichtet sich das Gebüsch und gibt zum ersten Mal die Sicht auf die Iller-Schleife und einen Teil des sogenannten Iller-Durchbruchs frei. Wie lange die Iller wohl nach der letzten Eiszeit gebraucht hat, sich hier einzutiefen und ihr heutiges Bett zu schaffen?
Ein wirklich romantischer Ort mit tollem Ausblick – hoch über der Iller-Schleife
Über Waldboden und Wurzelwerk geht es den Pfad entlang ein wenig bergab. Weit ist es nicht mehr. Noch 15 Minuten bis zum Iller-Erlebnissteg – so der Wegweiser am Rand des Pfades. Stetig schlängelt der Pfad den Hang hinunter. Weit kann es wirklich nicht mehr sein, denn ganz leise höre ich schon das Rauschen der Iller in meinen Ohren.
Drunt in der schönen Au…..
Ich bin unten in der „Au“ angekommen. Vor mir überspannt eine Hängebrücke auf einer Länge von rund 80 Metern die Iller. Am anderen Ufer wartet ein 20 Meter hoher Turm mit Aussichtsplattform auf mich. Er ermöglicht einen Blick flussaufwärts zum Iller-Wehr und flussabwärts in die nicht weit entfernte Iller-Steilwand, einem ökologisch sehr wertvollen und sensiblen Bereich. Unter mir winden sich zwei Bachläufe am Ufer entlang – Aufstiegshilfen für Fische bei ihrer Wanderung zu den Laichplätzen. An kleinen Holztischen mit Bänken kann man wunderbar Picknick machen. Auch dieser Ort muss ein Treffpunkt für Verliebte sein: an dem Geländer hängen lucchetti dell’amore – Liebesschlösser.
Ein klein wenig schwindelfrei sollte man sein, wenn man den Aussichtsturm besteigt. Am Geländer der Plattform hängen Liebesschlösser: Was wohl aus Hannah und Simon geworden ist?
Am Ufer entdecke ich einige große Steine mit eingemeißelten Tieren oder Pflanzen und deren Namen. Ein Kneipptretbecken gibt es hier auch. Prima! Genau das brauchen meine Beine jetzt. Ein klein wenig Abkühlung, Entspannung und Ruhe. Einfach die Seele etwas baumeln lassen ehe es von diesem besonderen Ort des Naturerlebnisses zurück nach Bad Grönenbach geht.
Übrigens: Auch als Radler erreicht man den Iller-Erlebnissteg sehr einfach. Er liegt unweit des Iller-Radwegs nahe Legau und ist auch in das Radwegenetz des Landkreises Unterallgäu eingebunden.
Mehr Informationen gibt es unter:
www.wanderportal-unterallgaeu.de
Allgäuer Land-Art: Steinmännle
Die aufgestaute Iller oberhalb vom Wehr
Fotos: Tobias Klöck und Agentur Fouad-Vollmer (Titelbild)
Selbst im Unterland gibt es wunderschöne Wanderungen zu entdecken. Kein Wunder, dass Kobr&klüpfel diese Region als Schauplatz ihrer Krimis rund um Kommissar Kluftinger wählen. Unbekannt und geheimnisvoll.
Ja, da gibt es noch viel zu entdecken und es ist etwas ruhiger und nicht so überlaufen wie weiter im Süden :)