Alpine Wanderung, Bergsteigen mit Kletterpassagen und doch Komfort am Berg? Ja, das geht! Dank des neu erbauten Waltenbergerhaus unterhalb des Bockkar. Und natürlich der Enzianhütte unterhalb des Linkerkopfs. Doch nicht wegen der Hütten sind wir auf dem Heilbronner Weg unterwegs.
Heilbronner Höhenweg
Wir nutzen sie nur als Unterkunft, wie wir auch in der Rappensee– oder Kemptener Hütte schon übernachtet haben. Es ist mal wieder wechselhaftes Wetter angesagt und der Blick ins Internet zum Waltenbergerhaus verrät, dass übermorgen noch zwei Plätze im Zimmer vorhanden sind. Und per Telefon buchen wir die morgige Übernachtung auf der Enzianhütte.
Die Enzianhütte – ausgezeichnete Küche, unglaublicher Komfort
Daniel Schwegler, Hüttenwirt, Brauer, Masseur und ausgezeichneter Koch in einem, zeigt uns sein neues Sudhaus: Auf 1.804 m Höhe braut er sein dunkles und helles Weizen. Und es gibt noch mehr Komfort: Neben dem schon seit Jahren bestehenden Whirlpool und Sauna in der Enzianhütte gibt´s nun einen Badeteich und Außenwhirlpool. Die Außenterrasse nutzt eine Yoga-Gruppe, die anderen Gäste genießen im Liegestuhl ganz einfach die Sonne.
Und was für ein Luxus: Aperol Spitz auf 1.804 m Höhe, grandiose Aussicht, Sonne und über 20 Grad warm! Mehr Sommergefühl, mehr Freiheit geht nicht. Drei jungen Männer genießen den Whirlpool. Und wir genießen unser ausgezeichnetes Abendessen: Saibling, frisch aus dem Teich, mit Gemüse. Berthold entscheidet sich wie immer für das nur empfehlenswerte Menü. Allein das Essen ist jeden Aufstieg Wert! Doch zusätzlich gibt´s Zimmer anstelle Lager, mehr Duschen pro Person und diese laufen mit warmen Wasser drei anstelle zwei Minuten wie auf anderen Hütten.
Aperol Spritz, Färse vom Oberstdorfer Rund und Weißbier-Tiramisu auf der Enzianhütte in Oberstdorf, 1.804 m
Am nächsten Tag geht´s über den Rappensee auf den Heilbronner Höhenweg. Obwohl Mitte August, sind in der Früh noch nicht so viele Wanderer unterwegs. Dachten wir, bis wir zur Leiter kommen: Dort staut es sich und für uns Zeit für eine Pause. Dann geht´s über die Leiter auf den Hans-Kaiser-Steg, eine nette Abwechslung.
Das Hohe Licht haben wir diesmal ausgelassen. Stattdessen wollten wir die Mädelegabel mitnehmen und der Wetterbericht sagt Regen für den Nachmittag voraus. Und als wir schließlich den Einstieg zur Mädelegabel erreicht haben, bleibt uns nichts als der Rückzug: Zu dicht sind die Wolken. Das war nicht das erste Mal! Und so wandern wir wieder über den Gletscher zurück und über die Bockkarscharte hinab, dem nächsten Ziel entgegen: Das neu erbaute Waltenbergerhaus. Von oben schaut es sehr gelungen aus, gerundet bildet es den Berg nach.
Das Waltenbergerhaus – ein großartig gelungener Neubau
Und dann verschlucken uns wieder die Wolken. Es beginnt zu regnen. Gut, dass wir im Rucksack wirklich alles dabei haben! Plötzlich steht das Haus vor uns – wir aus dem Nichts. Und nicht einmal groß. Die Südseite ist eher schmal, zum Westen hin wird das Haus weiter.
Der Eingang ist sehr großzügig, der Trockenraum auch wirklich trocken – trotz der dort schon hängenden nassen Jacken und Schuhen. Das Haus wurde erst am 15. Juni eröffnet. Wir sind überrascht von dem großzügigen Gastraum, helle Panoramafenster zeigen wegen der Wolken zwar keine Berge, aber man kann erahnen, wie grandios der Blick wohl sein wird.
Dann unser Zimmer: Hell, ganz aus Holz, auf der Galerie schlafen zwei Frauen. Wunderbar, denke ich mir – wenig oder kein Geschnarche! Und das Bad: Warmer Fußboden, warme Duschen – aber eiskaltes Wasser am Waschbecken. Ach ja, wir sind ja auf einer DAV-Hütte. Bald hätte man dies ob des Komforts vergessen. Doch zurück im Gastraum weiß man beim ersten Blick auf die Karte: Es ist der DAV! Als Tagesgericht gibt´s Linsen, nepalesisch gewürzt. Ich frage nach, ob dem wirklich so ist. Als Beweis kommt Karin mit dem Koch zurück – wobei Daaghi meint, er sei ein Augsburger Nepalese. Die Linsen schmecken, übrigens genauso wie der Kaiserschmarren. Da das Waltenbergerhaus die einzige DAV-Hütte der Alpen ist, die nur über den Hubschrauber versorgt wird, ist die Speisekarte natürlich reduzierter. Aber umso besser das neue Haus!
Was Hütten ausmachen: Es sind eigentlich nur nette Leute unterwegs. Sie alle eint die Begeisterung des Bergwanderns. Und man trifft irgendwie dann doch immer die gleichen Bergführer: Manfred, meines Wissens der älteste seiner Zunft, von der Alpinschule Oberstdorf. Immer noch mit knapp 80 Jahren fitter als viele andere. Markus Karlinger, der Hüttenwirt, ist äußerst zufrieden mit seiner neuen Hütte. Kein Vergleich zur alten – auch wenn viel Nostalgie mit solchen ersten DAV-Bauten verbunden ist: Leben und Arbeiten möchten die wenigsten in einer äußerst beengten Behausung.
Die Mädelegabel, 2645m und die „Schwarze Milz“
Am nächsten Morgen dann ein neuer Versuch, die Mädelegabel zu begehen. Die Witterung schaut nicht so gut aus: Wieder in den Wolken, leichter Nieselregen. Doch wenn wir schon hier sind, wollen wir´s erneut versuchen. Für mich nun das dritte Mal. An der Bockkarscharte werden wir belohnt: Wir sind oberhalb der Wolken, es ist obheiter (oben heiter, unten wolkig). Wir genießen nur kurz das dramatische Wolkenspiel. Der Bockkar-Gipfel trennt die Wolken von der Sonne. Doch immer wieder schaffen es die Wolken, hinüber zu fließen.
Wir sind die ersten, die sich auf den Weg zur Mädelegabel machen. Schon die erste Passage fordert mich: Während Berthold mit seinen knapp zwei Metern und damit längerer Spannweite der Arne keine Probleme hat, sich unterhalb eines Felsenüberhangs zu bewegen, werde ich schon unsicher. Das fängt ja schon gut an – doch noch fällt man nicht tief, denke ich mir. Doch letztlich geht´s und von nun an steigt man zügig voran. Eigentlich nicht schwer, nur nicht links und rechts schauen, wie steil der Berg abfällt.
Das Gipfelkreuz Mädelegabel wurde am gleichen Tag wie die Mauer in Berlin errichtet und steht immer noch
Ohje, nicht an den Abstieg denken – doch das tue ich. Und bleibe erst einmal sitzen. Berthold motiviert mich dann doch. Und endlich ist das Gipfelkreuz erreicht. Der Abstieg dauert dann entsprechend länger.
Der Gletscher in den Allgäuer Alpen, die Schwarze Milz
Über den letzten Gletscher der Allgäuer Alpen, die „Schwarze Milz„, führt der Heilbronner Höhenweg. Die Landschaft hier oben, die Schwarze Milz, ist unglaublich schön. Wir genießen die Sonne. Und wollen gar nicht nordwärts hinab ins Tal. Denn dort, so sehen wir, liegen immer noch die Wolken.
Unsere Route:
Parken an der Fellhornbahn, dann vorbei an Birgsau nach Einödsbach. Über die Petersalpe führt der Aufstieg zur Enzianhütte (drei Stunden).
Am nächsten Morgen weiter zur Rappenseehütte, die mitten am Heilbronner Weg liegt. Ab dann wird´s alpin, Höhepunkt ist das Heilbronner Thörle und der Steg. Auch der Bockkar-Gipfel hat es in sich. Aber weil alles gut gesichert ist, kann man gut laufen. Das Hohe Licht mit seinen 2651 Metern ist der zweithöchste Gipfel der Allgäuer Alpen, die Mädelegabel der vierthöchste.
Die Hütten liegen gut erreichbar: Von der Enzianhütte über das Hohe Licht zum Waltenbergerhaus benötigt man rund fünf Stunden. Vom Waltenbergerhaus zur Mädelegabel braucht man rund 2,5 Stunden. Und vom Haus hinab ins Tal zum Parkplatz Fellhornbahn dann wieder drei Stunden.