Das hier ist kein Laden, sondern eine Erlebniswerkstatt. Wer zur Tür reinkommt, wird erst mal nach Drachenart mit einem lauten Fauchen und einer Stichflamme begrüßt.
Glasbläser Alexander Endres aus Pfronten hat gerade eine heiße Zeit – immer dann, wenn es draußen kalt ist. Auf besonderen Weihnachtsmärkten im Allgäu sind seine kleinen und großen Kunstwerke gefragt: Mundgeblasene Gläser, Ketten, Smileyanhänger und bemalte Weihnachtskugeln. Da muss er unter der Woche für Nachschub sorgen.
Auch Auftragsarbeiten macht der Glasbläser gerne, wie z.B. Stöckelschuhe, aus denen man trinken kann. Die hat er mal für einen Kunden umgesetzt. Seiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
1400 Grad heiß ist die Flamme des Brenners, mit denen er Glas nach seinen Wünschen formen kann. Um eine Kugel zu bekommen, hält er das Glasrohr immer wieder in die Flamme, zieht es heraus und bläst, bis sie die gewünschte Größe hat. Anschließend wird diese noch mit ein paar Punkten verziert.
Glas kann er mit Mineralien wie Mangan oder Kobalt verschieden einfärben. Das erinnert an die Venediger Männle, die in den Allgäuer Alpen wohl oft auf Mineraliensuche waren. Sie kamen aus Murano nahe Venedig und brauchten für ihre Glaskunst solche Stoffe. Dazu besahen sie mit ihren Spiegeln die Gesteine der Berge ganz genau. Den Allgäuern erschien das meist recht suspekt. Die Männle tauchen immer wieder in Allgäuer Sagen auf. Auch am Hausberg von Pfronten, dem Breitenberg, soll so ein Mineraliensucher unterwegs gewesen sein.
Einen heißen Job hat Alexander Endres da, deshalb sitzt er immer ohne Socken am Brenner. Aber nicht nur im Laden. Selbst an klirrend kalten Tagen auf den Allgäuer Weihnachtsmärkten stecken seine Füße barfuß in den Sandalen.
Vielleicht wandert die Hitze nach den vielen Jahren, die er schon Glasbläser ist, einfach nach innen, wer weiß. Mit 16 Jahren entschloss er sich, die Glasfachschule im niederbayerischen Zwiesel zu besuchen, eine von dreien in ganz Deutschland. Zunächst nicht aus Leidenschaft, sondern weil er einfach etwas lernen wollte, von dem sein Vater nichts verstand. Die Begeisterung für das Kunsthandwerk kam aber schnell. 1989 eröffnete er in der umgebauten Doppelgarage seine Werkstatt, da war er 26. „Bill Gates hat auch in der Garage angefangen, aber ich glaube, dass der nicht glücklicher ist als ich“, meint der Glasbläser. Er ist froh, dass er sein eigener Chef ist und tun kann, was er mag.
Wer Alexander Endres zuschaut, der spürt die unglaubliche Ruhe, die sich im Laden ausbreitet, wenn er am Brenner sitzt. „Ja, meine Arbeit hat wirklich etwas Meditatives. Da kann ich total abschalten. Wenn man mir meine Werkstatt weg nehmen würde, das wäre ganz schlimm für mich.“ Auch wenn die Leute zum Perlenwickeln kommen, will er nicht den Kurs verkaufen, sondern das Erlebnis, das damit verbunden ist.
Trotzdem geht er auch gerne raus in die Allgäuer Natur, um ganz abzuschalten. Am liebsten läuft er gemütlich in Pfronten an der Vils entlang – oder geht in die Sauna (!). Da kommen ihm dann schon wieder neue Ideen, was er mit Glas umsetzen will. Tiere macht er sehr gern. „Am liebsten einheimische wie Gämsen, Steinböcke, Hirsche oder schlicht ein Schaf, das ist mir lieber als was Exotisches wie ein Kängeruh“, meint Alexander Endres. Oder auch viele Glücksschweinchen, damit in 2018 alles glatt läuft.
Wer Alexander Endres live erleben will, kann am Gästeprogramm von Pfronten Tourismus teilnehmen (weitere Informationen hier: Veranstaltungskalender Pfronten) oder kommt einfach in seine Glasbläserei in Pfronten. Am 3. Advent ist der Kunsthandwerker auf der Waldweihnacht in Scheidegg.