Der Heimattest – Winterurlaub in Nesselwang im Allgäu
Warum irgendwo anders in den Winterurlaub fahren, wenn man alles direkt vor der Haustüre hat. Ich wohne seit 13 Jahren in Nesselwang, ein 3500-Seelen-Dorf in den Allgäuer Alpen. In 5 Minuten stehe ich mitten auf der Skipiste, am Rodelhang und in der Langlauf- oder Skatingloipe, sogar Schnupperbiathon kann man hier machen. Der Ort hat eine lange Tradition im Wintersport. Hier zu wohnen und aufzuwachsen heißt auf jeden Fall: Viel draußen zu sein! Wandern, Radeln, Skifahren – das gehört fast schon zur kindlichen Früherziehung.
Zusammen mit meinem Sohn Luca versuche ich ein Wochenende lang, mal die Gastperspektive einzunehmen und das heimische Angebot zu testen – mit Übernachtung im Hotel. Luca ist begeistert von der Idee, ins ‚Explorer Hotel Neuschwanstein‘ zu gehen, dort wollte er schon immer mal übernachten.
Das liegt direkt am Fuße des Hausberges von Nesselwang, der Alpspitze. Von hier können wir ohne Auto sofort auf die Piste.
Am Freitagabend packen wir unseren Koffer und sind richtig gespannt auf unser Heimatabenteuer. Der erste Eindruck unseres Basislagers: Ein cooles Sporthotel im modernen Alpenstyle.
Viel Holz und Farben, gemütliche Sitzgelegenheiten, abschließbare Glaskabinen für das Sportequipment und eine große Werkbank, mit der die Ausrüstung wieder fit gemacht werden kann. Super finde ich, dass alle ‚explorer‘ Passivhaus-Hotels sind, sogar die ersten zertifizierten in Europa. Durch gute Isolierung brauchen sie extrem wenig Heizenergie und der Wärmebedarf wird hauptsächlich durch Sonneneinstrahlung, technische Geräte und die ‚Abwärme‘ der Gäste gedeckt. Auch wir zwei heizen also heute mit…
„Voll gechillt“, meint Luca, als wir unser Zimmer betreten. Uns gefallen die vielen Ablageflächen und besonders die Sitznische im Fenster. Die werden wir über’s Wochenende noch öfter für einen Plausch nutzen.
Nach unserem Besuch im Sport-Spa mit Sauna, Dampfbad und Infrarotkabine fallen wir todmüde ins Bett und schlafen – herrlich! Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein.
Eine geniale Schneeschuhtour in den Allgäuer Alpen
Nach einem leckeren Frühstück starte ich mit zwei anderen Hotelgästen zu einer Schneeschuhtour. Das erste Mal! Ich gehe sonst gerne mit befellten Ski auf den Berg und bin neugierig, wie das so ist mit den riesigen Teilen durch die winterliche Landschaft zu stapfen.
Gerhard Korn ist unser Tourguide, den das Hotel über die Skischule Nesselwang für uns gebucht hat. Unser Ziel: Die 1575 Meter hohe Alpspitze. Bis wir uns an die Schuhe gewöhnt haben, dauert es etwas. Wir haben ziemlich viel zu lachen…
Es geht steil voran und die Winterstimmung ist echt ein Traum: Die Tannen biegen sich vor Schnee, die Kristalle reflektieren das Sonnenlicht in allen Farben.
Gerhard weiß viel von der Landschaft zu erzählen – auch ich erfahre bei der Tour so manches, was ich noch nicht wusste. Wir befinden uns mitten im ‚Schlosspark‘, einer von 10 Erlebnisräumen des Allgäus.
Nachdem wir die Hälfte des Berges hinter uns gelassen haben, tricksen wir ein bisschen und steigen an der Mittelstation der Alpspitzbahn in die Gondel, um die Zeit oben voll zu nutzen.
Wow! Was für eine Aussicht! Ich kenne sie ja schon, aber sie begeistert mich immer wieder, vor allem an so einem strahlenden Wintertag, wo die über 300 blauen Berggipfel mit dem Himmel um die Wette leuchten und eine Traumkulisse zaubern.
Kein Wunder, dass sich Märchenkönig Ludwig II. schon als Kind in die Landschaft verliebte und sein berühmtes Bauwerk Schloss Neuschwanstein im Allgäu erbauen ließ. Das sieht man auch, klein, aber je nach Lichteinstrahlung am Felsen unterhalb des Tegelbergs richtig gut. Das Schloss mit der Landschaft, die wie ein großer, weitläufiger Park wirkt, war auch Namensgeber für den ‚Schlosspark‘.
Auch das Zugspitzmassiv (hinten, Mitte) ist hier oben sehr gut zu erkennen. Wir wollen diesen genialen Ausblick noch ein bisschen genießen und verweilen bei einer Tasse Tee, die Gerhard für uns mitgebracht hat.
Jetzt starten wir zur letzten Dreiviertelstunde auf den Gipfel. Unter unseren Füßen knirscht es, die Kristalle wirbeln durch die Luft. Tage, die man am liebsten festhalten möchte…
Wir sind schon in der Zielgeraden und laufen eine Kehre um die Alpspitze. Von hier blicken wir Richtung Oberstdorf auf noch mehr Allgäuer Bergspitzen. Auch der Wächter des Allgäus, der Grünten (rechts im Bild), steht mächtig in der Landschaft.
Ganz hinauf bis zum Gipfelkreuz geht es mit Schneeschuhen nicht, das wäre ziemlich unwegsam auf den steinigen Flächen, ein Relikt der afrikanischen Platte, die sich hier vor Jahrmillionen aufgeschoben hat. Die Eroberung bleibt wohl eher den Tieren überlassen, die im Schnee ihre Spuren hinterlasssen haben.
Ha, da treffen wir auch schon auf zwei Bewohner der Alpspitze…dazu mehr in diesem Video :-)
Beim Laufen entsteht irgendwann ein ganz eigener Rhythmus. Alltagsgedanken ziehen einfach vorbei. Der Schnee schluckt alle Geräusche, auch das laute Lärmen im Kopf.
Das Weiß und die Sonne schaffen zusammen eine besondere Stimmung und formen vergängliche Kunstwerke. Schneeschuhlaufen ist definitiv etwas für Genießer. An jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen.
Geschafft, yeah, wir sind glücklich! Vor allem über das tolle Erlebnis. Anderswo sitzen die Menschen bei verschiedenen Graustufen am Himmel im Trüben, da haben wir’s in den Allgäuer Alpen echt gut.
Noch ein kleines Sonnenbad, dann ist Zeit, Abschied vom Berg zu nehmen.
Allen drei geht es gleich – eigentlich wollen wir gar nicht runter von der Alpspitze. Ist aber auch zu schön hier oben.
Unten im Hotel hat Luca in unserem „gechillten“ Zimmer genau das getan und freut sich jetzt richtig auf den Snowpark, wo er mit seinen Freunden verabredet ist.
Die Jungs rocken das ‚Feld‘! Der Street-Snowpark ist 2015 eröffnet worden und mittlerweile ein richtiger Szenetreff für Freestyler. Hier können sie zusammen an ihren Sprüngen feilen.
Die Hindernisse sind so angelegt, dass Profis wie Neulinge auf ihre Kosten kommen. Auch große Wettbewerbe und Events werden hier ausgetragen, das macht immer viel Spaß zum Zugucken. Hier zeigt ein Snowboardlehrer von der Skischule Nesselwang seine Tricks…für allen anderen: besser mit Helm unterwegs sein.
Der Park ist übrigens parallel zum Flutlichtfahren von 18 bis 21 Uhr geöffnet.
Wir sind begeistert von unserem Heimatabenteuer! Nesselwang hat unserem Test standgehalten und ist mit seinen vielen Wintersportmöglichkeiten definitiv zu empfehlen: Familien mit kleinen und großen Kindern sind hier bestens aufgehoben. Langeweile wird im Urlaub ein Fremdwort bleiben. In unserer lieb gewonnenen Fensternische im Hotel tauschen wir uns über das Erlebte aus. Erinnerungen, die bleiben.
Text, Fotos & Film: Ingrid Rösner, musenkuss & funkenflug, Nesselwang
Videoschnitt: Lukas Kellner, Würzburg
Foto Nesselwang Ortsperspektive: Nesselwang Marketing GmbH
Fotos Snowpark: Julian Ebentheur, Nesselwang
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