Alt und geheimnisvoll sind die Geschichten, die sich seit hunderten von Jahren rund um das Faulenbacher Tal bei Füssen und dessen Alatsee ranken. Von umgehenden Mönchen und erbosten Rittersgattinnen erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand. Und beim Spaziergang in der Abenddämmerung wird schnell klar, warum der Ort so sagenumwoben ist.
Schlüsselpfaff geht umher
Historische Häuser liegen im Zwielicht und machen den Charme des Füssener Ortsteils aus, hinter dem sich ein ausgedehnter Wald aus Fichten und Buchen erstreckt. „In der Nacht soll zwischen den Bauten der Schlüsselpfaff wandern“, sagt Magnus Peresson, der Vorsitzende des historischen Vereins Alt Füssen. Laut Sage hat der Geistliche zu Hochzeiten des Klosters Sankt Mang die Kasse veruntreut. Seither ist er dazu verdammt, in Bad Faulenbach umzugehen. „Seinen dicken Schlüsselbund soll man bis heute in der Dunkelheit klirren hören“, erzählt der Experte für Heimatforschung.
Auch weiter talaufwärts spielt das Benediktinerkloster, in dem sich heute der Sitz der Stadt Füssen befindet, eine wichtige Rolle. Folgen Wanderer der Alatseestraße durch den Wald, gelangen Sie – begleitet vom schwefeligen Duft des Faulenbachs – zum Mitter- und Obersee. „Die Gewässer sind künstlich angelegt und dienten der Fischzucht der Mönche“, weiß Magnus Peresson. Über den Faulenbach sind sie mit dem Alatsee verbunden und werden von dessen Wasser gespeist.
Auch der Alatsee birgt seine Geheimsnisse
Der oberhalb gelegene Alatsee birgt ebenfalls seine Geheimnisse. Eine Schicht Rotalgen in 15 bis 18 Metern Tiefe ist eine wahre Besonderheit: Darunter sei es stockdunkel und das Wasser nahezu sauerstofflos, berichten Taucher. Aus Sicherheitsgründen dürfen Sie hier nur mit Ausnahmegenehmigung und zu Forschungszwecken unter Wasser gehen. In sehr seltenen Fällen werden die Algen nach oben gespült und sind vom Ufer aus als rötlicher Schimmer im Wasser zu sehen.
Bevor der Alatsee in Besitz des Klosters überging, soll er der Witwe eines Ritters gehört haben. „Sie soll der Abtei den See vorübergehend zur Fischerei zur Verfügung gestellt haben“, sagt Peresson. Als das Kloster das Gewässer später aber nicht mehr freigab, hat sie es verflucht, erzählt eine alte Sage. Der Sohn soll aus Rache Baumpfähle in den Alatsee geworfen haben, um ihn für die Fischerei mit Netzen unbrauchbar zu machen.
Interessante Fundstücke
Die Baumpfähle lassen sich freilich nicht mehr finden. Interessante Gegenstände haben Taucher in den vergangenen Jahrzehnten dennoch im 32 Meter tiefen Wasser entdeckt: „Neben Munition und Waffen aus dem zweiten Weltkrieg ist noch heute ein Gestänge im Alatsee, das zu Nazizeiten für Aerodynamikversuche von Flugzeugrümpfen verwendet worden ist“, sagt Peresson.
Zeitzeugen berichten, dass der See bis zum Kriegsende scharf bewachtes Sperrgebiet der Nationalsozialisten gewesen ist. Kaum war dieses dunkle Kapitel vorüber, sperrten laut Peresson die amerikanischen Besatzer das Gewässer, um es genauer unter die Lupe zu nehmen. Was sie genau dort zu finden hofften, ist bis heute unklar. Ein weiteres Geheimnis, dass das Faulenbacher Tal wohl nicht mehr endgültig preisgeben wird…