21.

Apr

Scheidegg Maibaum stellen

Maibaum, sichtbares Zeichen des Frühlings im Allgäu

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Der Maibaum ist gelebtes Brauchtum, gibt dem Jahr einen Rhythmus. Im Allgäu beginnt dies mit dem traditionellen Funkenfeuer am ersten Fastensonntag, welches den Winter austreiben soll. Mit dem Palmsonntag werden Palmbrezen gebacken und Palmboschen gebunden und in der Kirche geweiht. Palmkätzchen und mindestens sechs weitere grüne Zweige im „Palmen“ kündigen den Frühling an.

Maibaum – sichtbares Zeichen der erwachten Natur

Ganz dem Frühling verbunden ist der Maibaum. Die Tradition ist wohl germanischen Ursprungs: Einst huldigte man wohl den Waldgottheiten bzw. den germanischen Gott Thor, auch Donar genannt. Der im Frühjahr knospende Baum zeugt von der erwachenden Natur und symbolisiert die Verbindung zwischen Erde und Himmel. Im Zuge der Christianisierung wurden viele germanische Bräuche zu einem christlichen Fest. Scheidegg wird den Maibaum ohne Fest und zuschauer aufstellen, von dort sind auch die beiden Bilder (von W. Kleiner) aus dem Jahr 2019. Balderschwang wird 2020 einen Pfingstbaum stellen.

Scheidegg Maibaum aufrichten

Der 1.Mai – Hochfest zu Ehren Maria als Patrona Bavariae, der Schutzheiligen Bayerns

Zumindest in Bayern beginnt der 1. Mai mit einem Festgottesdienst zu Ehren Maria – sie ist die Patrona Bavariae, die Schutzheiligen Bayerns. So wird heute der Maibaum in der Regel von der kirchlich organisierten Landjugend sowie diversen Vereinen gebunden und mit der Feuerwehr aufgestellt.

Patrona Bavariae in Legau

Mariensäule in Legau, Patrona Bavariae.

Seit dem 16. Jahrhundert ist die Form des Maibaums in Bayern gleich: Ein hoher Stamm mit Krone und Girlanden. Auch ich habe nicht nur zu Landjugendzeiten gekranzt. Weil 2020 das das Maibaum-Stellen nicht möglich ist, wird Balderschwang wohl einen Pfingstbaum stellen. Scheidegg stellt trotz Corona, aber dann ohne Fest, den Maibaum auf.

Maibaum Illerbeuren, Foto S. Zehnpfennig

Maien – ein Zeichen der Liebe

Im Laufe der Zeit haben sich andere Bräuche zum Maibaum dazu gesellt, deren Ursprung nicht überliefert ist. So einer ist z.B. der Maien: Junge Männer stecken in der Nacht zum 1. Mai ihrer Angebetenen einen „Maien“. Das ist ein frischer, großer Birkenast oder Birkenbäumchen. Manchmal sind sie mit bunten Bändern verziert und stehen im Vorgarten der jungen Frau, manchmal ziert ein Maien sogar das Dach des Hauses, in dem die Freundin wohnt. So war es übrigens bei mir. Mein damaliger Freund – heute mein Mann – kletterte aufs Dach und platzierte die kleine Birke im Kamin. Meine Eltern wachten nicht auf, wohl aber hielt der Nachbar ihn für einen Dieb und passte ihn ab.

Tanz in den Mai

Das Maibaum Fest ist heute noch ein Dorffest. Im Allgäu treten oft Schuhplattler auf, aber auch der Tanz in den Mai sieht man wieder vermehrt: „Der Tanz in den Mai lebt zurzeit in ganz Bayern wieder auf“, sagt Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Seit Jahrhunderten werde der Beginn der warmen Jahreszeit gefeiert. Das Erwachen der Natur sei früher existenziell wichtig für die Bauern gewesen, wie Ritter erklärt. Daraus habe sich dann der Brauch entwickelt.

Vom Kraftbaum und Kraftort

Die Germanen verehrten Bäume, sie waren Mittler zwischen Erde und Himmel. Das ist wohl der Ursprung unseres Maibaum Festes. Der Maibaum ragt an exponierter Stelle im Dorf in den Himmel. In der Natur gibt es so viel mehr an Kraftbäumen, die man auch zu Corona-Zeiten aufsuchen kann. Es sind singulär stehende Bäume mit ausladender Krone, die unzähligen Insekten, Tieren, Flechten und Moosen Heimat bieten. Sucht man sie auf, findet man den persönlichen Kraftquelle. Und erfährt seine persönliche Achtsamkeit Allgäu.

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