Ich mag Frankreich, die Sprache, das Essen, die Menschen. Doch da dieses Jahr unsere Rad – Tour durch Korsika abgesagt werden musste, heißt es Allgäu statt Frankreich.
Allgäu statt Frankreich: Vom Schloss des Baron von Vequel-Westernach nach La Salette und Vallerey
Bei 89 Kilometern und rund 1.000 Höhenmetern wird es deutlich: La Salette liegt im Allgäu liegt ähnlich hügelig wie das französische in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Als Ausgangspunkt der Strecke dient Renaissanceschloss Kronburg: Seit 400 Jahren wird es von der Familie von Vequel-Westernach gepflegt, die väterlicherseits aus Lothringen stammen. Übernachten kann man hier übrigens auch. Die französischen Spitzensportler George Vallerey (Vater und Sohn erschwammen Goldmedaillen) hätten sich über den großen Schwimmteich im Schlosspark gefreut.
Die Tour verläuft ab Kronburg zunächst hinab zur Iller, dann geht es in gut machbaren Geländewellen nach La Salette bei Leutkirch. Ein kleiner steiler Anstieg, und von der Kapelle aus hat man einen wunderbaren Blick bis hin zum Bodensee im Westen und zum Süden auf den Naturpark Nagelfluhkette.
In Richtung Südwesten radelt man auf stillen Wegen, immer auf und ab, nach Vallerey und sieht unter sich Wangen.
Ein Abstecher hinunter in die historische Altstadt lohnt sich auf jeden Fall! Vor allem liegt die Sennerei Zurwies auf dem Weg, hier kann man sich bestens mit gutem Käse eindecken. Wie dem Weichkäse Valleray, nach französischen Vorbild.
Allgäuer Seele statt Baguette und Bergkäse statt Bleu d´Auvergne
Denn was den Franzosen die Baguette ist, ist den Wangener die Seele: Ein längliches Brot aus Dinkelmehl, mit ein wenig Salz und Kümmel bestreut. Die doppelt lange Teiggärung und das Backen im Holzofen hat die Allgäuer Seele in die Arche des guten Geschmacks gebracht – zurecht! Am besten schmeckt sie beim Fidelisbäck, die Bäckerei existiert schon seit rund 500 Jahren.
Danach geht´s schon wieder zurück. Die Radstrecken sind ein Genuss. Man kann Tempo machen ohne von Verkehr beeinträchtigt zu werden. Vorbei am Zeppelin-Gedenkstein (hier landete mal eines) geht´s nun hinauf nach Diepoldshofen. Der Käserei Vogler ist nicht nur eine Schaukäserei angeschlossen, sondern auch eine kleine Gastronomie. Und eine E-Bike-Ladestation. Hier zu halten lohnt sich, man ist vor dem Rückweg fast am höchsten Punkt angekommen. Über Seibranz am Kartäuserkloster – nach dem französischen Vorbild der Chartreuse – vorbei, geht es nun die letzten 30 Kilometer nur noch hinab. Einzig: Hat man die Iller überquert, muss man wieder hinauf zu Schloss Kronburg. Es thront hoch über der Iller – und ist wenigstens gut von allen Seiten zu sehen. Das Ziel immer vor Augen erleichtert manchmal das Radeln.
Lindau statt Cannes
Egal ob Rennrad, E-Bike oder normales Rad. Auf Etappen der Radrunde Allgäu, dem Bodensee-Königseeradweg, jeder Radfernweg und Querverbindungen sind gut beschildert: Wer will, radelt von Wangen aus weiter an den Bodensee.
Die Strecke nach Lindau ist gut ausgeschildert. Südlich von Wangen ergibt sich der Anschluss an den Bodensee-Königsee-Radweg. Die Uferpromenade in Lindau ist ein wenig vergleichbar mit Cannes, zumindest tagsüber. Palmen, Pantomime-Darsteller, gute Laune, schicke Damen mit kleinen Hunden, Familien mit Kindern.
Für den Rückweg nach Wangen empfehle ich zunächst einfach mal nach Österreich, nach Hörbranz zu fahren. Parallel der Allgäuer Straße verläuft der Radweg, der dann wirklich ins Allgäu führt. In Ruhlands führt dann der Weg nach Opfenbach und Wigratzbad, einer wirklich belebten Gebetsstätte und von dort aus führt ein ruhiger Weg ganz idyllisch zurück nach Wangen oder wer mag zurück nach Kronburg. Das wären dann insgesamt 135 km und 1364 Höhenmeter. Allgäu statt Frankreich – für mich ist diese Tour eine gute Alternative!
Die Adelegg im Blick.