Allgäuer Alpenblog

Allgäuer Manufakturen – zu Besuch bei der ALLGÄUER KERAMIK in Altstädten

Gerade in der Weihnachtszeit bekommen handgemachte Produkte und feine Handwerkskunst eine ganz besondere Bedeutung. Denn es gibt sie noch, traditionelle kleine Manufakturen, die altes Handwerk pflegen und ganz besondere Produkte zaubern. Wir sind zu Besuch bei einer dieser Allgäuer Werkstätten – der ALLGÄUER KERAMIK im Oberallgäu. Wir dürfen den KeramikerInnen über die Schulter schauen und ein bisschen Vorweihnachtsflair miterleben.

Dazu fahren wir in das kleine Örtchen Altstädten, einem Ortsteil von Sonthofen. Am Bahnhof befindet sich unser Ziel: Die ALLGÄUER KERAMIK Hans Rebstock GmbH & Co. KG – die auch Partnerin der Marke Allgäu ist. Uns begrüßt Ruth Rebstock, die mit ihrem Mann gemeinsam die Manufaktur führt. Sie führt uns durch den Verkaufsraum und erzählt uns die Geschichte der Familie Rebstock.

Ruth Rebstock führt uns durch ihre Manufaktur (Copyright: Ramona Riederer)

Hans Rebstock

Seinen Traum erfüllen, in die Berge ziehen und ein Stück zur Allgäuer Tradition beitragen. Dies machte Hans Rebstock als er 1936 die Keramik-Manufaktur in Altstädten kaufte. Zusammen mit seiner frisch gebackenen Frau zog Rebstock vom Bodensee ins Allgäu. Dort erwarb er die Keramikmanufaktur, die seit 1919 den Ton und die Braunkohle aus dem Imberggebiet (Löwenbachtobel) gewann. Bislang wurden dort Ofenkacheln und Architekturkeramik produziert, zusammen mit dem damaligen Heimatpfleger Dr. Dr. Alfred Weitnauer widmete sich Rebstock jedoch auch der Gebrauchs- und Zierkeramik.

Heute ist das Familienunternehmen in der dritten Generation und stellt nach wie vor viele Schätze in mühe- und liebevoller Handarbeit her. Ruth Rebstock ist die Enkelin und zeigt uns viele alte Keramiken, welche zum Teil noch vom ihrem Großvater selbst geformt wurden. Hier kann man eine detaillierte Reise durch die Zeit und die verschiedenen Keramik-„Trends“ erleben.

Schritt für Schritt zum Allgäuer Unikat

Ruth führt uns durch die verschiedenen „Stationen“ die so eine Keramik in der Manufaktur durchlebt: Sie erklärt uns dass jedes Stück zuerst gedreht oder in Formen gegossen und dann im Ofen gebrannt wird. Danach werden die Keramiken bemalt, glasiert und wieder im Ofen gebrannt. Der ganze Entstehungsprozess dauert mit Trocknungszeiten ca. 5 bis 6 Wochen.

Wir starten in der Malerei. Viele der Keramiken wurden damals mit der sogenannten „Hörnle“-Malerei bemalt. Der Name deshalb, weil früher mit Hilfe von Tier-Hörnern Farbe auf die Keramik aufgetragen wurde. Heutzutage wird dies aber mit einem Malbällchen aus Gummi und einer Metalldüse gemacht, um eine bessere Kontrolle über die Farbe zu haben. Eine ruhige Hand und höchste Konzentration sind beim Bemalen von Ton wichtig. Denn anders wie beim Papier kann nicht einfach zum Radierer gegriffen werden. Sollte es aber doch mal passieren, dass ein Strich zu lang wird, wird dieser einfach ins Muster eingearbeitet. Somit ist wirklich jedes Stück ein Unikat.

Die verwendeten Farben werden speziell für hohe Temperaturen hergestellt. Durch das Brennen auf hoher Temperatur sind die Bemalungen langanhaltend und bleichen trotz Jahre langer Nutzung und Spülmaschinen-Gebrauch nicht aus. Gerade gestaltet eine Malerin kunstvoll das Paradestück der ALLGÄUER KERAMIK: Die Kässpatzenschüssel. Vor über 70 Jahren wurden diese mit dem Allgäuer Heimatpfleger Weitnauer entwickelt. Ein fürs Allgäu typisches Mitbringsel, damit jeder ein Stück Allgäu bei sich zuhause haben kann.

Die Kässpatzen-Schüssel (Copyright: Ramona Riederer)

Farbenfrohe Werkstatt (Copyright: Ramona Riederer)

Neben der Malerei sehen wir – in Reih und Glied – Regale voller fertig gedrehter Keramikteller. Diese trocknen ruhend und warten darauf, in den Ofen zu kommen.

Die fertig gedrehten Keramikteller warten auf den Ofen (Copyright: Ramona Riederer)

Die „Glasurstation“ befindet sich gegenüber. Sie wird selbst aus vorgeschmolzenen Glas (die sogenannte „Fritte“), Quarz, Ton und anderen Additiven angerührt und ist ein (altes) Rezept von Ruths Vater. Damit so wenig der wertvollen Rohstoffe wie möglich beim Prozess verloren geht, wird die überschüssige Glasur gesammelt und als Innenglasur für z.B. Krüge wiederverwendet. Dies macht die Produktion der Allgäuer Keramiken besonders nachhaltig und umweltbewusst. Übrigens: Glasur und Lasur sind unterschiedliche Begriffe. Während die Glasur, also die glasartige Oberflächenbeschichtung, bei Keramik zum Einsatz kommt, meint die Lasur eine Beschichtung auf Holz, Leinwand, Karton oder Papier.

Die Glasurstation (Copyright: Ramona Riederer)

Ruth führt uns weiter zu den großen Brennöfen. Der erste Brand der Keramik erfolgt bei 950°C und der zweite Brand bei 1.100°C. Wer sich schon immer gewundert hat wieso Tassen und Schüsseln am Boden einen leicht angerauten Rand haben: Das liegt daran, dass der Fuß beim Glasieren wieder von der Glasur befreit wird. Würde dort Glasur bleiben, würden die Tassen im Ofen festkleben.

Ruth erklärt uns auch vieles zu den Berufen hinter der Keramik. In der Ausbildung zum/r Keramiker/in gibt es drei wählbare Schwerpunkte: Scheibentöpferei, Malerei und Baukeramik – das betrifft z.B. Kachelöfen.  Sie selbst hat Scheibentöpferin gelernt.

Ein Stück Allgäu fürs Zuhause

Zurück im liebevoll gestalteten Verkaufsraum angekommen, bezaubern die unterschiedlichsten Formen und Farben der ALLGÄUER KERAMIK das Auge. Gerade weil wir nun auch wissen, wie viel Arbeit hinter dem Brottopf oder der Wanddekoration aus Keramik steckt. Wer ein bisschen Allgäu zu sich nachhause holen will, kann sich die Spatzenschüsseln online bestellen. Wer aber die Auswahl von über 200 verschiedenen handgefertigten Keramiken genießen möchte, darf gerne zum Werksverkauf nach Altstädten kommen.

Liebevoll gestaltete Keramikstücke finden sich im Verkaufsraum (Copyright: Ramona Riederer)

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