Natur – im Theater. Wie das zusammenpasst.
Natur – im Theater? Wie das zusammenpasst? Gut! Das Landestheater Schwaben bringt noch bis zum 21. Juni die Komödie „Natur – der Umwelt zuliebe“ auf die Bühne. Und greift ein Thema auf, dass so manche Wanderregion vor Probleme stellt: Auf der Suche nach individueller Naturerfahrung machen sich ausgepowerte, klimabewusste Menschen auf den Weg. Und stellen fest, dass nicht nur sie, sondern Hunderte das Gipfelerlebnis suchen.
Angekündigter Bergsturz und Katastrophentourismus
Natur im Theater: Auf der Bühne treffen 6 verschiedene Persönlichkeiten aufeinander. Sie suchen auf ihrer Bergtour Erholung, Inspiration und Abwechslung. Hauptgrund ist aber: Sie wollen von einer Hütte aus – in sicherer Entfernung, aber doch nah genug, den vorhergesagten Bergsturz beobachten. Katastrophentourismus also. Schon auf der Wanderung zur Hütte begegnen sich die unterschiedlichen Charaktere: Der Umweltschützer der ersten Stunde, ein konservativer Grüner. Der leidenschaftliche Bergsteiger, er kennt alle Gipfel, Hütten und deren Wirte und Wirtinnen. Eine arrivierte Frau, die sich auch am Berg ganz chic zeigt. Die Influencerin darf natürlich nicht fehlen. Sie ist mal Netzaktivistin, mal oberflächliche Fotografin. Der Unternehmer und Politiker trifft auch eher zufällig auf seinen Sohn. Sie alle wollen aus sicherer Entfernung das spektakuläre Naturereignis erleben. Dabei wissen sie, dass dieses und andere Katastrophen durch menschlichen Einfluss erst entstand. Durch die Erwärmung der Erde, das Auftauen des Permafrosts und der extremen Freizeitnutzung. Klimawandel ist deren K-Wort.
Bildnachweis: Monika Forster
Klimawandel – das Unwort der Gruppe
Es fallen so ganz nebenbei Sätze wie die der Hüttenwirtin Bebi. Sie hat eine Auszeichnung erhalten, weil sie die Hütte in ein Resort umgebaut hat. Oder solche wie „Zurück zu Natur, sagen Sie, wo bitte geht´s da hin?“ Charakteristisch die Influencerin: Sie ist mehr auf der Suche nach Netz als dass sie ihre Umgebung beobachtet. Hauptsache Fotos und Reels für ihren Kanal. Treffend auch die Gespräche von Vater und Sohn – stets im Streitgespräch, nicht nur zum Klimawandel. Im Übrigen ist es der Sohn, der den Klimawandel nicht aufhalten will sondern ganz pragmatisch sieht. Der technische Fortschritt hat bisher die Menschheit immer weiter gebracht. Auch die Landwirtin aus Ostdeutschland ist erfrischend ehrlich.
Eine Runde auf den Klimwandel!
Was die Gruppe stets verbindet ist die Runde Gebirgsenzian. Ganz klassisch wird getrunken. In dem Fall nicht auf eine schöne Bergtour, sondern auf den Klimawandel. Ich gebe zu: Im Theater kommt keinesfalls Lust auf eine Bergtour auf. Aber hierfür ist das Theater auch nicht zuständig. Stattdessen wird eine Gesellschaft vorgestellt, die man zu kennen glaubt. Jeden Charakter findet man im persönlichen Umfeld wieder. Und wie es treffend im Flyer des Stücks heißt: „NATUR – der Umwelt zuliebe, verbindet das die Natur zerstörende Verhalten des Menschen mit den faszinierenden Naturgewalten. Und erzählt zugleich von der Fähigkeit des Menschen, das eigene Gewissen zu beruhigen. Vom Widerspruch im Umgang mit der Umwelt und der unstillbaren Gier nach dramatischen Bildern, guten Geschichten und der kurzzeitigen Sehnsucht nach echter Natur.“ Natur im Theater – echt gut umgesetzt.
Was im Flyer nicht genannt wird, man aber unwillkürlich assoziiert, ist dem Berg, dem Geschehen eine Verortung zu geben. Meinen die Theater-Leute etwa den vom Absturz bedrohten Gipfel am Hochvogel? Ich muss an unsere Touren auf den Hochvogel denken, wie ich sie auch schon beschrieben habe und nur jedem empfehlen kann!
Racheengel und Yeti rächen die Natur
Der Münchner Autor Lukas Hammerstein hat für das Landestheater Schwaben eine grüne Komödie geschrieben. Der im Hintergrund auftretende Yeti fasziniert immer wieder die Gesellschaft. Und die Hüttenwirtin wird zum Racheengel. Sie überführt jeden, jede Einzelne. Nur der Landwirtin hat sie nichts entgegenzusetzen. Sie ist ehrlich im Umgang mit sich, mit ihren Mitmenschen und ihrem Betrieb. Aber auch sie wird letztlich Yeti zum Fraß vorgworfen – weil Bebri sie nicht mag. So einfach ist die Erklärung.
Übrigens: Für mehr Verständnis und Respekt im Umgang mit der Natur steht das Alpinium sowie der Naturpark Nagelfluhkette. Rangerinnen und Ranger führen, erklären und zeigen. Notfalls sind sie auch digital unterwegs – sie filtern das Netz (Insta, TikTok) nach Fotos, die an dieser Stelle oder mit dem festgehaltenen Verhalten nicht erlaubt sind. Auch wird naturnahes Verhalten vermittelt.