Ulligunde heißt ihr Blog. Es ist ein Spitzname aus Kindheitstagen. Darin erzählt Erika Dürr in grandiosen Bildern von ihrer Leidenschaft für die Berge. Dabei beeindruckt sie nicht nur mit schwindelerregenden Motiven – sondern auch als Reisende, die ihr Tun reflektiert. Ein Waldspaziergang mit einer Überfliegerin, die zuletzt einige schwere Momente erlebt hat.
Was macht es mit einer Bergsteigerin, wenn sie bei einer Gipfel-Tour mit einer Freundin über den tödlichen Bergunfall eines gemeinsamen Freundes spricht, und wenn Tage später genau diese Freundin selbst in den Bergen umkommt? Klar, der Tod ist ein ständiger Begleiter des Lebens. Bei manchen Sportarten scheint er den Menschen mehr über die Schultern zu schauen. Und Erika Dürr liebt genau diese Sportarten – das Leben in der Vertikalen.
Sie will Frauen ermutigen, sich mehr zuzutrauen
Es war von Anfang an auch eine Hassliebe. Beim Spaziergang über einen Weg der Wandertriologie durch den kleinen Buchen- und Eichenhain am Rottachberg bei Rettenberg erzählt Erika Dürr, dass immer auch das Überwinden von Angst ein Thema für sie war. „Alle, die in den Bergen klettern, müssen sich damit auseinander setzen“, sagt die Frau mit den strahlenden Augen. „Aber nicht jeder spricht darüber. Für mich ist es wichtig. Für mich – und für meine Leserinnen. Denn ich wollte immer auch Frauen ermutigen, sich mehr zuzutrauen.“
Erika Dürr stammt vom Bodensee, wo die Berge eher eine herrliche Kulisse sind. Seit 2008 lebt sie im Allgäu. Näher dran an der Welt, für die sie sich von Kindheit an begeistert. Die Aneignung der Berge erfolgt schrittweise – erst auf Wanderungen, dann auf Trekking-Touren mit Zelt und Schlafsack, bald in der Vertikalen mit immer höheren Schwierigkeitsgraden. In ihrem Blog berichtet sie über ihre Abenteuer mit spektakulären Fotos und einfühlsamen Texten.
Eine Frau mit einer Passion für das Zweifeln
Nach und nach entwickelt sich der zu einem Business. Ulligunde wandert, klettert und fliegt mit ihrem Gleitschirm. Sie zeigt umwerfende Bilder, schreibt über das Glück in den Alpen und Gewitter in den Bergen, über Angst und Mut. Darüber plauscht sie bald auch in ihrem Podcast, für den sie einen Bus ausbaut als fahrendes Aufnahmestudio. Im Schnelldurchlauf liest sich das Leben der Frau, die von sich schreibt, sie habe eine Passion für das Zweifeln, wie eine Erfolgsstory. Bis sich alles verändert.
„Der Unfall hat zu einer Neuausrichtung geführt“, sagt Erika Dürr. Inzwischen haben wir einen Grat erreicht. Großartig geht der Blick auf den Grünten, einen der Charakter-Berge des Allgäus, und in die Tiefe. „Ich habe jetzt ein Gravel-Bike im Wohnzimmer stehen und setze mehr darauf, die Berge zu genießen. Es darf weiterhin sportlich sein. Ich fliege noch, klettere wieder. Aber ich suche nicht mehr die Extreme.“ Sie steht am Grat, blickt in die Weite. Ein sanfter Wind spielt mit ihrem Haar.
Eine Überfliegerin sucht die Nähe zu den Bäumen
Gefunden hat sie ihren neuen Weg im Wald. Es hat etwas, dass jemand wie sie, die sich immer über alle Gipfel und Wipfel gesehnt hat, für eine tiefgreifende Entscheidung die Nähe der Bäume sucht. Einige Buchen und Tannen auf dem Rottachberg sind mehr als 100 Jahre alt. Wesen, die nie ihren Platz verlassen. „Ich weiß, dass der Wald was mit einem macht“, sagt Erika Dürr. „Ich habe es erlebt – undzwar sehr nachhaltig.“
Wir baten Erika Dürr uns drei Waldplätze zu nennen, die sich perfekt eignen für einen digital detox-Moment im Allgäu:
Das Gunzesrieder Tal mit seinen alten Ahornbäumen, ist ein recht bekannter Kraftort. Naturbelassene Wälder haben einfach etwas. Besonders der weniger bekannte Aufstieg von der Gunzesrieder Säge hinauf zum Steineberg gefällt mir, ganz speziell der untere Abschnitt durch den Wald. Ähnlich eindrückliche Bäume wären noch die Friedenslinde bei der Ruine Vorderburg und natürlich die Linde bei Schweineberg. Die beiden letzteren Orte sind mit Bänken versehen – man kommt kaum umhin, sich einfach hinzusetzen und zu schauen.
Der Hirschtobel unterhalb vom Hirschberg bei Bad Hindelang. Ich kenne den primär vom Hike and Fly mit dem Gleitschirm und denke mir jedes Mal wieder, dass man auf all den verschiedenen Etagen sich einfach auch hinsetzen könnte. Man spürt die Kraft des Wassers. Noch mehr spürt man sie natürlich in der Starzlachklamm, aber da ist es auch umso lauter ;-)
Das Toreck – auf den „Vor-Felsen“ vom Hohen Ifen: Man ist recht weit ab vom Schuss und hat einen herrlichen Blick auf den Hohen Ifen und die Karstlandschaft. All die Löcher im Boden zeigen mir jedes Mal wieder eindrücklich, dass wir nur ein kurzer Abschnitt in der Weltgeschichte sind. Und noch dazu ganz klein. Abgesehen davon hat man dort oben kaum LTE. Digital detox ist also gratis mit dabei.
Service
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