Schlösser und Burgen, Seen und Bäche, Städtchen und Landidylle, Berge und Wiesen: die Schlossparkradrunde im Ostallgäu und super vielseitig. Eine tolle Radtour von 219 Kilometern – oder sogar ein bisschen mehr, wenn man so viele Abstecher zu Sehenswürdigkeiten macht wie ich. Nicht umsonst ist der Fernradweg im Allgäu vom ADFC mit 5 Sternen ausgezeichnet. Ich habe die Route in vier Etappen aufgeteilt, meine Radtaschen gepackt und mich auf der Schlossparkradrunde ins Abenteuer gestürzt.
Etappe 1 Schlossparkradrunde: Lechbruck nach Nesselwang
219 km liegen vor mir! Was für eine wunderbare Idee, dass ich die nächsten vier Tage auf dem Rad verbringen und das Ostallgäu erkunden darf. Mit diesem Gedanken beginne ich den ersten Tag meiner Radtour auf der Schlossparkradrunde. Es ist früh am Morgen, die Berge sind als Silhouetten in der Ferne zu sehen und die Tautropfen glänzen wie Perlen in der Sonne.
UNESCO-Weltkulturerbe: Die berühmte Wieskirche besuchen
Kurz außerhalb von Roßhaupten gelange ich auf den Radweg und fahre nach Lechbruck. Ich bin erst zehn Kilometer geradelt, aber auf den Bänken am Lechstausee muss ich einfach eine kurze Pause einlegen. „Jeden Morgen gehe ich hier mit meinem Hund spazieren und es wird nie langweilig“, erzählt mir eine ältere Dame, während sie mir die Kamera abnimmt, „welchen Knopf soll ich drücken?“ Als sie ein Foto gemacht hat, setzen wir beide unseren Weg fort: die Dame nach Hause und ich in Richtung Steingaden. Die Berggipfel sind noch schneebedeckt und bilden einen schönen Kontrast zu dem immer blauer werdenden Himmel.
In Steingaden parke ich mein Rad vor einer Sehenswürdigkeit, die ich schon lange besuchen wollte: die Wieskirche. Die Wallfahrtskirche aus dem 18. Jahrhundert beeindruckt mit einer Mischung aus Barock und Rokoko. So schlicht die Linien außen sind, so üppig ist das Innere. Ich bewundere das Trompe-l’oeil-Fresko auf dem Kuppeldach – einer der Gründe, warum die Kirche seit den 1980er Jahren zum UNESCO-Kulturerbe gehört. Und als Sahnehäubchen spielt an diesem frühen Morgen auch noch der Organist.
Königlicher Radweg entlang von Schlössern und Seen im Ostallgäu
Mit den Bergen im Blick radle ich dann weiter über Halblech nach Schwangau. Die Bauern mähen fleißig die Wiesen und es duftet herrlich nach warmem Gras. Die ungemähten Wiesen sind voll von Wildblumen in allen möglichen Farben. Die Berge kommen immer näher, Schloss Neuschwanstein thront wie ein Märchenschloss in der Sonne und bei dieser Aussicht geht das Radeln fast von alleine. Oder liegt das am E-Bike von Easy Tours?
Etappe 2 Schlossparkradrunde: Nesselwang nach Baisweil
Die Sonne scheint! Ich hole mein E-Bike aus der Fahrradgarage (auch das zeigt, dass dieses Hotel eine radlerfreundliche Bett & Bike-Unterkunft ist) und packe meine Radtaschen. Schon nach dem ersten Kilometer kann ich meine Jacke ausziehen und im T-Shirt weiterradeln. Über die Alte Römerbrücke verlasse ich Nesselwang und radle in Richtung Norden des Ostallgäus.
Ich tausche die Berge gegen… den Dschungel?
Die ersten Kilometer fahre ich auf der Schlossparkradrunde parallel zu den Bergen, und im Morgenlicht sind die Silhouetten der Alpen schön zu erkennen. Am Rande des Radweges verfolgen mich neugierige Kuhaugen. Nach einigen Kilometern lasse ich die Berge dann wirklich hinter mir und die Landschaft wird etwas flacher, aber sicher nicht weniger interessant. Auf Empfehlung eines Freundes steige ich kurz vor Görisried vom Rad ab, um einen Abstecher zur Hängebrücke über die Wertach und zu einem Wasserfall zu machen. Versteckt im Wald finde ich zuerst den Wasserfall, der sich leise plätschernd in viele verschiedene Bäche ergießt, die in den Fluss münden. Eine schmale, hölzerne Hängebrücke ist über den etwas schlammigen Fluss gespannt. Wackelig gehe ich auf die andere Seite und die Dschungelgefühle kommen hoch. Ein unerwartetes Highlight im Ostallgäu!
Erfrischende Pause im Paradies am Elbsee in Aitrang
In voller Fahrt radle ich durch Wiesen und Wälder nach Aitrang, wo ich einen kleinen Abstecher zum Elbsee mache. An einem Sommertag wie diesem kann ich mir eine Bademöglichkeit natürlich nicht entgehen lassen. Eine ältere Dame kommt gerade aus dem Wasser und trocknet sich ab, als sie mich fragt: „Na, trauen Sie sich da auch rein?“ Das kann ich nur mit einem breiten Lächeln bestätigen. Sie erzählt, dass sie fast jeden Tag hierher kommt. Das Wasser erwärme sich im Frühjahr relativ schnell, da es sich um einen flachen Moorsee handele. „Es ist wirklich ein kleines Paradies hier“, so die Dame abschließend und sie radelt nach Hause. Das hört sich nach einer Einladung zu einer etwas längeren Radelpause in der Sonne an!
Von Bergen zu Bäumen und Bauernhöfen
Nach dem erfrischenden Bad fahre ich weiter nach Norden. Die Hügel weichen langsam den Wiesen und Äckern. Unterwegs komme ich an kleinen Dörfern wie Friesenried und Eggenthal vorbei. Schließlich erreiche ich am späten Nachmittag mein Ziel Baisweil. Heute Nacht ist meine Unterkunft nicht irgendeine Unterkunft. Nein, heute Nacht schlafe ich in einem umgebauten Bauwagen auf dem Pferdehof Riedbachhof. Dagmars Eltern hatten den leerstehenden Hof in den 1990er Jahren gekauft und schon bald wimmelte es dort wieder von Tieren. Gemeinsam mit ihrem Mann Hannes hat sie später dafür gesorgt, dass man auch auf dem Hof übernachten kann. Hannes, der früher selbst begeisterter Radfahrer war, findet es interessant, die Geschichten der Urlauber zu hören. „Wir sind immer wieder überrascht, was für besondere Reisen die Leute hier machen und wie viele Rad- und Wandermöglichkeiten es in unserer Region gibt“, sagt er. „Wenn ich bei meinen eigenen Radreisen eines anders gemacht hätte, dann wäre es, sich mehr Zeit zu nehmen. Langsamer zu fahren.“ Es ist ein schönes Ende unseres Gesprächs, ich koche noch etwas im Bauwagen und schlüpfe dann unter die Decke, als draußen ein heftiges Frühlingsgewitter losbricht.
Du möchtest für diese mehrtägige Radtour im Allgäu ein Fahrrad vor Ort mieten? Das geht ganz einfach bei Easy Tours in Füssen. Vom E-Bike bis zum Tourenrad: Der Fahrradverleih verfügt über hochwertige Räder. Die Schlossparkradrunde mit Start und Ziel in Füssen lässt sich aufgrund der vielen Orten und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke gut planen.
Etappe 3 Schlossparkradrunde: Baisweil nach Buchloe
Mit Hannes‘ Worten immer noch im Ohr steige ich am nächsten Morgen wieder auf mein Rad und nehme mir vor, heute etwas langsamer zu treten. Wahrscheinlich genieße ich gerade deshalb das interessante Schauspiel aus drohenden Regenwolken und Sonnenstrahlen, den Bussard, der in der Ferne elegant um einen einsamen Baum fliegt, das Rauschen der plätschernden Wertach noch etwas mehr.
Entlang des Wassers weiter ins nördliche Ostallgäu
An den Stauseen bei Frankenhofen sehe ich etwas, das ich noch nie gesehen habe: Fischtreppen. Damit können Fische sicher um Stauanlagen herumgeführt werden, wie hier am Wasserkraftwerk, lese ich auf einer Informationstafel. Ich setze meinen Weg entlang der Wertach in Richtung Norden fort. Wiesen und Wälder wechseln sich ab, das Wasser bleibt immer schön in der Nähe des Radweges. In Stockheim besuche ich einen kleinen Mühlenladen, wo ich „Regionales Risotto“ aus Dinkel von den bayerischen Feldern kaufe.
Über kleine Umwege zum Zielort Buchloe
In Türkheim verlasse ich den Radweg, um mir die Stadt anzuschauen. Auch das ist es, was das Radfahren im Ostallgäu so angenehm macht: Die Beschilderung ist so gut, dass man der Route leicht folgen oder kleine Umwege einplanen kann. Auch in Ettringen mache ich einen kleinen Abstecher, um in einer Bäckerei Kaffee und Erdbeerkuchen zu genießen. Das gibt mir neue Energie für die letzten Kilometer nach Buchloe mit einem Zwischenstopp am Rosengarten in Gennach. Dort sind bereits die ersten Knospen zu sehen, die erahnen lassen, wie üppig dieser Garten in einigen Wochen sein wird. Am späten Nachmittag erreiche ich mein Ziel der dritten Etappe der Schlossparkradrunde. Ich schlendere noch ein wenig durch die Stadt, dusche ausgiebig und genieße die Tatsache, dass es zwar erst Mai ist, ich aber schon draußen auf der Terrasse essen und ein Buch lesen kann.
Etappe 4 Schlossparkradrunde: Buchloe nach Lechbruck
Grün, grüner, am grünsten ist meine letzte Etappe der Schlossparkradrunde. Vom Start bis zum Ziel. Warum es hier so grün ist, das erlebe ich heute hautnah, aber gut, auch das gehört zu einer mehrtägigen Radtour. Erstmal startet es in Buchloe trocken und kann ich mir in Waal noch in Ruhe die Kirche und das Schloss von Außen anschauen.
Wo Natur und Radfahrer die alte Bahnstrecke erobern
Ab Helmishofen folge ich der ehemaligen Bahnlinie zwischen Schongau und Kaufbeuren. Bis in die 1970er Jahre verlief hier das Sachsenriedener Bähnle, benannt nach dem beliebten Sachsenriedener Forst. Nach dessen Stilllegung wurden die meisten Gleise abgebaut. Im Jahr 1989 kauften der Landkreis Ostallgäu und die Stadt Kaufbeuren die Strecke von der Stadtgrenze Kaufbeuren bis zum Haltepunkt Sachsenrieder Forst und legten auf dem verbliebenen Schotterbett einen Radweg an. An der Stelle der abgerissenen Eisenbahnbrücken über die Gennach und den Hühnerbach wurden neue Holzbrücken errichtet. Entlang des Weges finden sich auch einige Objekte aus dieser Zeit, wie alte Zugsignale und eine Lokomotive. Informationstafeln erzählen die Geschichten aus vergangenen Zeiten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ich heute wieder ziemlich langsam unterwegs bin.
Dicke Tropfen und eine gemütliche Regenpause in der Bio-Bäckerei
Das schöne Alpenpanorama, das heute vor mir liegt, muss ich mir selbst dazu denken, denn die Berge sind in Wolken gehüllt. Und nach etwa 25 Kilometern spüre ich die ersten Tropfen. Zzzzip… Regenklamotten an und weiterradeln. Als die Tropfen immer größer werden, gebe ich Gas. In Ingenried sehe ich ein Schild für eine Bio-Bäckerei, dem ich fast automatisch folge. Diese Pause kommt genau zum richtigen Zeitpunkt! Klatschnass und mit beschlagener Brille trete ich ein. Es klingelt und die Dame hinter dem Tresen empfängt mich freundlich. Ich bestelle einen Kaffee und einen hausgemachten Keks. „Gute Wahl. Um hier zu essen, nehme ich mal an?“, fragt die Dame lächelnd. Ich setze mich an den kleinen Tisch neben einem älteren Herrn. Wir kommen ins Gespräch über die Landwirtschaft im Allgäu. Die Bäckerei Würfl mahlt ihr regionales Getreide in der eigenen Mühle und bäckt alle Brote vor Ort. Ohne Fertigmischungen, mit Bio-Zutaten und mit viel Leidenschaft. „Sie erwähnen die Bäckerei doch in Ihrer Geschichte, oder?“, fragt mich der Herr. Also: hiermit, bitte schön
Das (nasse) Finale auf der Schlossparkradrunde im Allgäu
Als ich wieder hinausgehe, regnet es nur noch stärker. Ich radle weiter in Richtung Berge: über Rettenbach und Stötten am Auerberg zurück nach Lechbruck. Von anderen Radtouren in dieser Gegend weiß ich, wie herrlich der Blick auf die Alpen hier ist. Jetzt, wegen des Regens, achte ich viel mehr auf Details wie die kleinen Bäche, die durch den Wald plätschern, die Raubvögel, die über den Wiesen kreisen, die leuchtend grünen, bemoosten Baumstämme und den Klang der Kuhglocken. So einen Regentag wünscht man sich natürlich nicht, aber wenn eine Tour auch dann noch schön ist, kann man sich sicher sein, dass es eine tolle Radroute ist. Und genau das ist die Schlossparkradrunde.