Die Blätter hüllen sich in Herbstfarben und die Temperaturen fallen. Die Sonne taucht alles in goldenes Licht und die höchsten Gipfel sind bereits angezuckert. Er ist da: der Herbst. Die perfekte Jahreszeit für Genussradler. Das Ostallgäu bietet die ideale Kulisse für Radtouren im malerischen Alpenvorland. Wie wäre es zum Beispiel mit einer zauberhaften Radtour zu den Burgen und Schlössern? Begleite mich auf der Burgen- und Schlösserrunde im Allgäu, eine 43 Kilometerlange Route die sich perfekt zum Radfahren im Herbst eignet.
Ein goldener Herbstmorgen
Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Berge in ein warmes Licht und ich schwinge mich auf mein Fahrrad. Der Frost auf den Wiesen verwandelt sich im Sonnenlicht langsam in glitzernde Tautropfen. Meine Radtour beginnt in der schönen Stadt Füssen, wo ich bei der Radstation von Easy Tours das Mietfahrrad abhole. Schon in Füssen wird sich der Radweg seinem Namen gerecht. Die Route führt mich am Rande des historischen Stadtzentrums vorbei, wo das Hohe Schloss majestätisch über der Stadt thront. Einst war es die Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Augsburg. Heute ist das Schloss ein Museum mit einer beeindruckenden bayerischen Kunstkollektion. Die Illusionsmalereien an der Außenseite des Schlosses sind ebenfalls einen Blick wert, bevor es aus der Stadt hinaus und in die Natur geht.
Eine königliche Landschaft mit glitzernden Seen
Kaum habe ich die Innenstadt von Füssen hinter mir gelassen, eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf den Forggensee. Es ist Deutschlands größter Stausee mit einer Fläche von 15,2 km². Von hier aus habe ich bereits einen atemberaubenden Blick auf ein Highlight, das mich am Ende der Tour erwartet: Schloss Neuschwanstein. Mein Weg führt mich zunächst zum Hopfensee, wo es sich lohnt, eine kurze Pause am Uferpromenade einzulegen. Das Ostallgäu ist reich an malerischen Seen, aber der Ausblick auf das Ammergebirge vom Hopfensee aus ist kaum zu übertreffen. Majestätisch erheben sich die Ammergauer Alpen wie eine Steinwand hinter dem Alpenvorland. Wer noch ein bisschen mehr Zeit und Energie hat: Ein 15-minütiger Spaziergang führt 100 Meter über den See hinauf zur Burgruine Hopfen. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist damit die älteste Steinburg des Allgäus.
Die Zwillingsruinen: Zeugen einer turbulenten Zeit
Die Route geht entspannt weiter nach Hopferau. Schon bald kann ich meinen Pulli ausziehen. Nicht nur weil die Herbstsonne immer wärmer wird, sondern auch weil der Aufstieg von Eisenberg nach Zell mich ganz schön ins Schwitzen bringt. Dort werde ich aber belohnt mit einem schönen Blick auf die Burgruinen Eisenberg und Hohenfreyberg. Die ‚Zwillingsruinen‘ thronen auf zwei Hügeln, die mit ihren 1.000 Metern Höhe ein echter Hingucker im ansonsten sanft hügeligen Alpenvorland sind. Die Burgen, Eisenberg und Hohenfreyberg, haben ihre Ursprünge im 14. und 15. Jahrhundert. Eisenberg wurde errichtet zu einer Zeit, als das Oberallgäu und Tirol in Kriegszuständen miteinander verstrickt waren. Hohenfreyberg hingegen sollte in den Zeiten des ritterlichen Niedergangs als imposantes Bollwerk gegen den unaufhaltsamen Lauf der Zeit dienen. Beide Schlösser erlebten im turbulenten 17. Jahrhundert schwere Zeiten. Kurz vor dem Ende des dreißigjährigen Krieges wurden sie von der Tiroler Landesregierung in Brand gesteckt. Seitdem sind die Ruinen in dem Zustand, den wir heute bewundern können. Falls du mehr über die faszinierende Geschichte und Architektur dieser Burgen erfahren möchtest, solltest du unbedingt das Burgenmuseum in Eisenberg besuchen. Dort erwarten dich spannende Einblicke in die Geschichte und die einstige Pracht dieser beeindruckenden Festungsanlagen.
Der unerfüllte königliche Traum in Pfronten
Wie von selbst radele ich mühelos über den glatten Asphalt auf dem Weg nach Pfronten. Die majestätischen Allgäuer Alpen erheben sich wie eine imposante Wand vor mir, während ich mich immer mehr auf die Bergen zu bewege. Je näher ich komme, desto mehr erweckt der Kienberg den Eindruck, als hätte ein Künstler ihn mit grünen, roten und orangenen Farbtupfern verziert. Geradeaus führt mich mein Weg durch Pfronten-Meilingen, wo ich die Vils überquere und weiter durch das Vilstal radle. In diesem idyllischen Tal ist man von majestätischen Bergen umgeben. Zu meiner rechten Seite erheben sich die Gipfel der Allgäuer Alpen, darunter der Vilser Kegel und das Brentenjoch.
Auf der linken Seite erhebt sich der etwas niedrigere, jedoch nicht weniger reizvolle Salober Kamm. Auf diesem Kamm befindet sich die eindrucksvolle Burgruine Falkenstein, die mit ihren 1.277 Metern über dem Vilstal als die höchstgelegene Burg Deutschlands gilt. Diese besondere Lage, etwa 400 Meter über dem Tal, wurde nicht zufällig gewählt. Bereits um 1270 von Graf Meinhard II. von Tirol erbaut, sollte die hochmittelalterliche Burg eine weithin sichtbare Bedrohung für das Herzogtum Bayern und das Bistum Augsburg darstellen. Etwa 600 Jahre später hegte König Ludwig II. Pläne, auf diesem geschichtsträchtigen Ort ein Schloss im Stil von Schloss Neuschwanstein zu errichten. Finanzielle Schwierigkeiten und der tragische Tod des Königs verhinderten jedoch die Realisierung seiner Vision, und so blieben nur die Ruinen zurück. Während ich durch das Tal radle, kann ich mir vorstellen, warum der König einst eine Burg dort oben erbauen wollte. Die Aussicht von diesem erhöhten Standpunkt ist zweifellos atemberaubend, wie ich von einer Wanderung zur Burgruine weiß.
Mehr Burgruinen in Vils
Am Ende des Vilstals passiere ich die Ruinen der Wehranlage Vilsegg. Die Burgruine Vilsegg thront auf einem steil abfallenden Hügel, was ihre Verteidigung trotz niedriger Lage über dem Tal erleichterte. Schon um 1220/30 erbaut, zählt sie zu den bedeutendsten Beispielen staufischer Baukunst in Tirol. Heinrich von Vilsegg, ein Dienstmann der Hohenegger, bewohnte sie 1263. Die Hohenegger herrschten später selbst auf der Burg, bis sie 1408 von Österreich übernommen wurde. 1939 stürzten Teile der Burg durch ein Erdbeben ein. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Mauerreste freigelegt und teilweise saniert. Ein Teil der Burgruine ist dadurch wieder zugänglich geworden.
Das Märchenschloss in Hohenschwangau
Die Route führt mich weiter nach Musau und zur deutsch-österreichischen Grenze. Nachdem ich den anstrengenden Aufstieg bewältigt habe, eröffnet sich vor mir ein herrlicher Blick auf den klaren blauen Alpsee, der im Herbst von Laubbäumen in allen Farbtönen zwischen gelb und rot umgeben ist. Das gilt natürlich auch für die entspannte Abfahrt nach Hohenschwangau. Danach erwartet mich als krönenden Abschluss der Burgen- und Schlösserrunde das wohl berühmteste Schloss Deutschlands, möglicherweise sogar Europas. Schloss Neuschwanstein wurde im Auftrag von Ludwig II. erbaut, auch bekannt als der Märchenkönig. Er verehrte die Kultur des mittelalterlichen Königtums und ließ daher die Burg im idealisierten Stil einer mittelalterlichen Ritterburg errichten. Der Bau begann 1868, wurde jedoch nie vollständig abgeschlossen, da der König 1886 verstarb. Nur wenige Wochen nach seinem Tod wurde das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um einen Teil der Schulden zu begleichen. Unvollendet und dennoch weltberühmt wurde Neuschwanstein zum Vorbild für zahlreiche Bauwerke weltweit, darunter zwei Disney-Schlösser.
Weniger bekannt, genauso interessant
In unmittelbarer Nähe befindet sich ein weiteres Schloss, das zwar weniger bekannt ist, jedoch ebenso faszinierend: Schloss Hohenschwangau. Erstmals im 12. Jahrhundert in historischen Dokumenten erwähnt, hat dieses Schloss eine durchgehende Geschichte der Bewohnung hinter sich. Im frühen 19. Jahrhundert gelangte es in den Besitz von König Maximilian II, dem Vater von Ludwig II. Dieser ließ das Schloss im neugotischen Stil zu einer Sommerresidenz umgestalten, die bis heute für Besichtigungen zugänglich ist. Durch seine lange Geschichte hindurch verströmt Schloss Hohenschwangau eine authentische historische Atmosphäre, die einen förmlich umfängt, wenn man durch seine verschiedenen Räume wandelt. Hier erlebt man Wandmalereien und opulente Innenräume, die von vergangenen Zeiten und königlichem Prunk zeugen.
Radfahren im Herbst im Allgäu: Touren im Schlosspark
Der Herbst bietet die ideale Kulisse für Radtouren und das Ostallgäu hält zahlreiche Möglichkeiten bereit. Mit dreizehn Regionalrouten und einer Hauptstrecke, können Radbegeisterte die atemberaubende Natur des Schlossparks in all ihrer Pracht erkunden. Die RadReiseRegion Schlosspark im Allgäu bietet ein hochwertiges Netz von Radwegen und eine Leitroute, die durch mehrere Etappen zu den schönsten Plätzen, Geschichten und Sehenswürdigkeiten der Region führt. Nicht ohne Grund ist das Ostallgäu RadReiseRegion.
Tipp: Lese auch meinen Blogbeitrag zu der Schlossparkradrunde. Diese Mehrtagestour kann man auch gut im Herbst radeln!