Samira, gerade mal 11 Jahre alt, hat ein Auge für Details, die mir entgehen. Schon auf dem Weg zur Ausstellung im Marstall in Kempten fällt ihr eine Blumenrabatte auf dem Residenzplatz auf, in der ein kleines Mammut versteckt ist. Eine erste Hinführung zur Eiszeit Safari Allgäu, die die letzte Eiszeit Europas vor ca. 15.000 – 30.000 Jahren spannend erzählt: Als Mammutherden und Wollhaarnashörner durch unsere Landschaft streiften, Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten.
Die Ausstellung Eiszeit Safari Allgäu entpuppt sich als alles andere als langweilig. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit, beginnend mit einem filmischen Flug von Nord nach Süd auf einer kleinen Kinoleinwand. Doch die Landschaft, die wir überfliegen, ist nicht die uns bekannte, sondern die der Eiszeit. Das Allgäu erscheint als Steppe, durch die Mammuts streifen.
Bärenschliff-Stellen und Schlafkuhlen
Nach diesem filmischen Einstieg tauchen wir tiefer in die Ausstellung ein. Samira und ich sind fasziniert von den lebensecht wirkenden Tieren. Kurze Texte und interaktive Stationen zum Fühlen und Tasten erklären uns, wie diese Tiere einst lebten, welche Kälte sie ertragen mussten und wie sie den Winter überstanden. Wir erfahren, dass Bären den Winter in Höhlen verschliefen. Wie man das weiß? Forscher fanden Bärenschliffstellen, Kratzspuren, Schlafkuhlen und Nierensteine. Schwache Tiere starben dort und hinterließen Knochenlager.
Wir lernen auch, was ein „Sauhaufen“ ist: Wildschweine kuscheln sich im Winter eng aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Ein Wildpferd, das eher wie ein Esel aussieht, sorgt für Diskussionen. Wir bestaunen die lang behornten Auerochsen, die Vorfahren unseres Hausrinds, und suchen nach Ähnlichkeiten zum Allgäuer Braunvieh. Der Wolf, so stellen wir fest, hat sich ebenso wenig verändert wie die Graugans.
Die Moschusochsenfamilie wirkt täuschend echt. Interessanterweise gehören sie zur Familie der Ziegen und sind berüchtigt für ihre Sturheit. Im Kampf um Weibchen rammen sie sich gegenseitig mit ihren mächtigen, von Hörnern flankierten Köpfen. Im Hintergrund hängt ein Bild, das eine weidende Herde vor dem Gletscher-Eisschild in Grönland zeigt. So sah es zur Eiszeit auch hier im Allgäu aus. Die Visualisierung ist beeindruckend gut gelungen! Samira vermisst lediglich Hörstationen. Sie würden die Eiszeit-Ausstellung noch anschaulicher machen.
Moschusochsen (Links im Bild) sind eigentlich Ziegen.
Unsere Vorfahren auf der Jagd
In einem weiteren Raum wird gezeigt, wie unsere Vorfahren lebten. Ein lebensecht nachgeformtes Pärchen begrüßt uns. Wir erfahren, wie viele Schritte notwendig waren, Tierhäute zu bearbeiten, um ein Zelt aufstellen zu können. Interessant fanden wir, dass Frauen gleichberechtigt jagten und absolutes Highlight war unsere virtuelle Höhlenmalerei: Man malt auf eine Tablet, die Zeichnung wird an die Höhlenwand projeziert.
Von der Eiszeit zur Heißzeit: Recht einfach, dafür einprägsam, wird der Wechsel zur Heißzeit erklärt.
Interessanter Vergleich: Das Bild ist aus Grönland und zeigt, wie vor rund 15.000 Jahren das Allgäu wohl aussah.
Dieist noch bis zum 14. April zu sehen. Nicht nur Kinder sind fasziniert von den Tieren. Und für Erwachsene gibt es genug wissenschaftliche Hintergrundinformationen, so zum Beispiel zum Trockental der Iller, zu den mächtigen Kiesablagerungen oder wie sich der Löß ablagerte.