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Jun

Berufe im Tourismus: Die Kulturmanager

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Hier geht es weiter mit der kleinen Serie über Beruf im Tourismus. Auch wenn diese drei keinen klassischen touristischen Job machen, sorgen sie mit ihrer Arbeit dafür, dass die Kultur ihrer Stadt leuchtet – und somit auch Gäste von nah und fern anzieht.

Das sind die „Drei“ von der Abteilung Kultur bei der Stadt Kaufbeuren. Vor ihnen sind weder graue Betonwände noch das Standesamt sicher, denn sie sorgen mit ihren Ideen für kulturelle Überraschungen in der Stadt.
Die Kulturszene querdenken und fördern, Veranstaltungen entwickeln, planen und organisieren – damit hat das Team allerhand zu tun. Zur Abteilung gehören auch noch das Stadtarchiv und das Stadtmuseum jeweils aber mit eigenem Personal. „Wir sind in den letzten Jahren eine Art Knotenpunkt für die Kultur geworden. Ohne anderen Städten auf den Schlips zu treten: Wir sind mit einer reichen Kulturszene gesegnet, die sehr vielfältig, aber auch kleinteilig ist. Wir von der Abteilung Kultur bestimmen nicht einfach einen Gesamtspielplan für das nächste Jahr, sondern wir unterstützen die Kulturakteure der freien Szene und schauen, wo was gebraucht wird.“
Eine zentrale Aufgabe des Teams ist deshalb die Kulturförderung. Sie ist in Kaufbeuren besonders wichtig, weil ein Großteil der Kultur ehrenamtlich organisiert ist. So gibt es unter anderem neun Theatergruppen, sechs Museen, mehrere Chöre, in jedem Stadtteil eine Musikkapelle sowie viele Einzelakteure wie den Kulturring oder die Filmzeit. Diese Vielfalt soll erhalten bleiben, deshalb gibt es finanzielle Unterstützung von der Stadt.

„Fördern heißt aber auch beraten, begleiten und vernetzen. Beispielsweise haben sich die einzelnen Theatergruppen zu den Theaterlandschaften zusammengeschlossen, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen“, erklären die drei Kulturmanager. Herausgekommen ist dabei das Format „Theater to go“, bei dem an neun ungewöhnlichen Orten von je einer Gruppe ein dazu passendes Thema gespielt wird wie in einem Keller eine Gruselszene oder im Standesamt eine Hochzeitsszene. Die Leute wandern dabei von Ort zu Ort durch die Stadt. Auch der Bandworkshop 5ButtonBeaz ist so ein Förderbeispiel. 40 Teilnehmer mit oder ohne Musikvorkenntnisse werden in Bands aufgeteilt und eine Woche lang in den Osterferien von Dozenten betreut. „Wir verstehen uns als Türöffner und wollen bei diesen Formaten die Szene animieren, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Wenn es dann eine öffentliche Aufführung gibt, ist das ein schöner Nebeneffekt, aber nicht forciert.“ Das Team hat auch dafür gesorgt, dass Graffitisprayer sich an sechs gähnend grauen Betonflächen ganz legal austoben dürfen – ohne gestalterischen Druck, einfach als Spielwiese. Sie bekommen ein Kärtchen von den Mitarbeitern der Abteilung Kultur, damit sie sich ausweisen können, falls es Ärger gibt.

Alle drei haben übrigens ganz unterschiedliche Berufe gelernt: Abteilungsleiter Günther Pietsch war zuvor Archivar, Jennifer Lindemann ist Hotel- und Tourismusmanagerin, Lea Guggemos hat bei der Stadt eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert. Was sie alle an ihrer jetzigen Stelle begeistert, ist die Vielfalt und der Kontakt in die Kulturszene. Besonders freuen sie sich, wenn ein Projekt oder eine Veranstaltung wie Sound am Markt in Neugablonz nach einjähriger Planungszeit endlich live geht. Da sind sie sich auch nicht zu schade, Bierbänke und Bauzäune aufzubauen und Backstage zu helfen. „Wenn wir die Begeisterung der Leute sehen, wissen wir, warum wir da so viel Arbeit reingesteckt haben. Kultur macht eine Stadt ja erst so richtig lebenswert – für Einheimische wie für Gäste, die in die Region kommen.“

 

Zur Serie Berufe im Tourismus: Immer Urlaub? Natürlich haben das die Menschen nicht, die im Tourismus arbeiten. Aber sie sorgen dafür, dass sich Allgäuer Urlaubsgäste wohl fühlen, etwas erleben und unternehmen können. Sie sind also so nah dran am Urlaub wie keiner sonst. Ob als Hotelchefin, Koch oder Masseurin – die Unterkunftsbetriebe und Tourist-Informationen sind ein wichtiger Arbeitgeber. Aber auch viele andere Betriebe und Mitarbeiter arbeiten indirekt für den Tourismus, ob als Handwerker, Einzelhändler oder Hersteller regionaler Produkte. Als Journalistin habe ich mir einen Erlebnisraum des Allgäus, den Schlosspark, mal genauer angesehen und fünf Menschen aus der Region porträtiert, die ganz unterschiedliche Berührungen mit dem Tourismus haben und daraus eine kleine Serie gemacht. Übrigens verdienen im Schlosspark, der deckungsgleich mit dem Landkreis Ostallgäu ist, über 12.640 Menschen ihren Lebensunterhalt durch die touristische Nachfrage.

Bildnachweis: Tourismusverband Ostallgäu/Ingrid Yasha Rösner

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