Allgäuer Alpenblog

Berufe im Tourismus: Die Waldkennerin

Während ihrer Ausbildung als Fachkraft für Tourismus und Freizeit schwebt Pia Lotter oft mal über den Dingen und bereichert die kleine Serie über Berufe im Tourismus mit ihrer Vogelperspektive.

„Der Wald ist für mich etwas Besonderes“, erzählt Pia Lotter und schwebt dabei in 21 Metern Höhe über Hunderte von Baumkronen. Ihren Ausbildungsplatz zur Fachkraft für Tourismus und Freizeit hat sie sich die Halblecherin deshalb an einem ungewöhnlichen Ort gesucht: beim Walderlebniszentrum Ziegelwies, zu dem auch ein 480 Meter langer Baumkronenweg gehört. Entlang des Lechs, der hier vor Füssen noch ungezähmt fließen kann, entfaltet sich ein besonderes Stück Landschaft, denn durch die Umlagerungsstrecken des Wildflusses ist ein Auwald entstanden. Solche Wälder zählen neben dem Wattenmeer zu den artenreichsten Geotopen Deutschlands. „Natur bedeutet mir viel. Ich gehe in meiner Freizeit gern spazieren und bin in den Bergen zum Klettern und Mountainbiken unterwegs. Deshalb wollte ich nicht in einer Tourist-Information sitzen, sondern auch beruflich den Bezug zur Natur haben und sie den Gästen nahe bringen.“ Pia Lotter mag die Abwechslung in ihrem Beruf: Sie macht Gästen Vorschläge, wie sie den Au- und Bergwald mit seinen Erlebnispfaden erkunden können, verkauft Tickets am Baumkronenweg, wartet die Anlage, plant Veranstaltungen mit, macht Abrechnungen, bestellt Souvenirartikel, bereitet im Waldimbiss Gerichte zu und sammelt auch mal den Müll im Gelände auf. „Das macht mir nichts aus, ich schnappe Luft und bekomme den Kopf frei. Langweilig wäre es mir, wenn ich nur für einen einzigen Bereich zuständig wäre.“ Mit dem Lech ist Langeweile sowie kein Thema, denn er ändert schnell und oft seinen natürlichen Lauf und sorgt so im Auwald des Walderlebniszentrums immer wieder für Überraschungen. „Wir haben durch den Lech öfter Hochwasser, dann müssen wir schauen, dass unsere Tafeln und Schilder bleiben, wo sie sind und die Gäste sicher durch’s Gelände kommen.“ Spannend sind für die Auszubildende auch die vielen unterschiedlichen Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Besonders mag sie den Märchenwald mit Felsen, Bäumen und kleinen Holzfiguren sowie die dritte und höchste Plattform des Baumkronenwegs: „Von dort kann ich auf die Tiroler und Allgäuer Berge schauen und meine zu fliegen.“

Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Fachkraft für Tourismus und Freizeit. Der praktische Teil im Ausbildungsbetrieb wechselt mit den Berufsschulblöcken ab. Nur drei Schulen gibt es bayernweit, eine davon in Füssen. Pia Lotter kam über den M-Zug der Mittelschule, einige ihrer Mitschüler*innen haben Abitur. „Ich würde der gesamten Ausbildung auf einer Skala von 1 bis 10 eine 9 geben. Buchungswesen ist das einzige, was nicht so mein Fall ist. Aber wer gerne mit Leuten zu tun hat und wem es nichts ausmacht, auch mal am Wochenende zu arbeiten, der erlernt einen tollen Beruf. Ich gehe mit einem Grinsen heim, weil ich weiß, dass ich den Gästen einen schönen Tag beschert habe, das motiviert mich.“ Im Juni ist ihre Ausbildung im Walderlebniszentrum abgeschlossen, wohin die Reise dann geht, ist noch ungewiss. „Auf jeden Fall will ich hier im Allgäu bleiben und weiter im Tourismus arbeiten. Der ist wichtig für uns, weil wir davon leben. Wir können damit Gäste für unsere Heimat begeistern und umgekehrt bereichern sie uns durch ihre Kultur.“

 

Zur Serie Berufe im Tourismus: Immer Urlaub? Natürlich haben das die Menschen nicht, die im Tourismus arbeiten. Aber sie sorgen dafür, dass sich Allgäuer Urlaubsgäste wohl fühlen, etwas erleben und unternehmen können. Sie sind also so nah dran am Urlaub wie keiner sonst. Ob als Hotelchefin, Koch oder Masseurin – die Unterkunftsbetriebe und Tourist-Informationen sind ein wichtiger Arbeitgeber. Aber auch viele andere Betriebe und Mitarbeiter arbeiten indirekt für den Tourismus, ob als Handwerker, Einzelhändler oder Hersteller regionaler Produkte. Als Journalistin habe ich mir einen Erlebnisraum des Allgäus, den Schlosspark, mal genauer angesehen und fünf Menschen aus der Region porträtiert, die ganz unterschiedliche Berührungen mit dem Tourismus haben und daraus eine kleine Serie gemacht. Übrigens verdienen im Schlosspark, der deckungsgleich mit dem Landkreis Ostallgäu ist, über 12.640 Menschen ihren Lebensunterhalt durch die touristische Nachfrage.

Bildnachweis: Tourismusverband Ostallgäu/Ingrid Yasha Rösner

 

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