Allgäuer Alpenblog

Berufe im Tourismus: Die Wanderexpertin

Immer Urlaub? Natürlich haben das die Menschen nicht, die im Tourismus arbeiten. Aber sie sorgen dafür, dass sich Allgäuer Urlaubsgäste wohl fühlen, etwas erleben und unternehmen können. Sie sind also so nah dran am Urlaub wie keiner sonst. Ob als Hotelchefin, Koch oder Masseurin – die Unterkunftsbetriebe und Tourist-Informationen sind ein wichtiger Arbeitgeber. Aber auch viele andere Betriebe und Mitarbeiter arbeiten indirekt für den Tourismus, ob als Handwerker, Einzelhändler oder Hersteller regionaler Produkte. Als Journalistin habe ich mir einen Erlebnisraum des Allgäus, den Schlosspark, mal genauer angesehen und fünf Menschen aus der Region porträtiert, die ganz unterschiedliche Berührungen mit dem Tourismus haben und daraus eine kleine Serie gemacht. Übrigens verdienen im Schlosspark, der deckungsgleich mit dem Landkreis Ostallgäu ist, über 12.640 Menschen ihren Lebensunterhalt durch die touristische Nachfrage.

„Mein Mann nennt mich das Wanderfrettchen“, amüsiert sich Christa Fredlmeier, „dabei sitze ich berufsbedingt auch sehr viel am Computer.“ Bei der Projektmanagerin dreht sich alles ums Thema Wandern. Ganz zufällig übrigens. Doch dazu später. Auf jeden Fall kann sie sich heute nichts Schöneres vorstellen, als über das Wandern die Natur einer Region erlebbar zu machen. So verhalf sie der Wandertrilogie Allgäu und dem Schlossparkwandern im Ostallgäu ins Leben. Auch für den Lechweg ist sie tätig. Doch was genau macht sie da eigentlich? „Viele denken, ich führe Wanderungen. Aber ich sorge dafür, dass es Wege gibt, auf denen man überhaupt wandern und die Region erkunden kann. Um Wanderern ein tolles Erlebnis zu bieten, braucht es viele Bausteine, die wie Zahnräder ineinander greifen, von der Beschilderung bis zum Kartenmaterial.“ Das Fernwandern hat es ihr besonders angetan. „Es ist etwas ganz anderes so viele Kilometer zu Fuß zu laufen als mit dem Rad unterwegs zu sein. Ich kann die Natur dabei viel bewusster genießen.“
Tourismus hat die Wahl-Allgäuerin von der Pike auf gelernt: Nach dem Abitur absolvierte sie eine Lehre zur Reiseverkehrskauffrau, bekam ein Stipendium für eine Ausbildung zur Euro-Außenhandelsreferentin und entschied sich danach für ein Geografie-Studium mit Ausrichtung Tourismus. Mit der Magisterarbeit kam das Wandern zur ihr: Für den 98. Deutschen Wandertag wurde sie beauftragt, Teilnehmer zu befragen. „Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was das für eine Veranstaltung ist. Wenn man aus dem nördlichen Ruhrgebiet kommt wie ich, ist Wandern nicht unbedingt das Topthema.“

Das sollte es aber bald darauf werden und Christa Fredlmeier hat oft genug erfahren, dass auch eine Regentour durchaus ihren Reiz hat, privat aber ist sie lieber bei schönem Wetter unterwegs. Als der 154 Kilometer lange Rothaarsteig im Sauerland 2001 eröffnete, war sie die erste Marketingfachfrau, die nur für einen einzigen Wanderweg zuständig war. „Ich war im Deutschlandtourismus eine Exotin. Der Rothaarsteig gab den Startschuss für’s Weitwandern in Deutschland und für mich war er eine Initialzündung. Ich musste ja den Weg in- und auswendig kennen, um ihn zu bewerben und zu überlegen, was noch verbessert werden kann.“ Nach einer Zwischenstation beim Rennsteig in Thüringen, dem ältesten Fernwanderweg bundesweit, kam der Ruf aus dem Allgäu. Bis auf ein 30-seitiges Konzept für ein Weitwanderwegenetz stand allerdings noch nichts. „Ich mir nur: Ui, ui, ui, da haben die Allgäuer aber etwas ganz Innovatives vor. Mir war gleich klar, das wird ein Mammutprojekt.“  Sie sagte zu. Ihre Aufgaben: Partner für die Finanzierung finden, Routenführung, Infrastruktur und Beschilderung planen und dann für das Marketing Fotoshootings durchführen, sowie Serviceheft und Übersichtskarte entwickeln. „Ich war wie eine Spinne im Netz. Für die Wandertrilogie Allgäu habe ich mit 256 Dienstleistern  zusammengearbeitet. Produktentwicklung ist für meinen Beruf die Königsdisziplin.“

Im Ostallgäu entwickelte sie daraufhin die Wandertrilogie Allgäu im Kleinformat: Das Schlossparkwandern auf drei Routen, die durch die unterschiedlichen Höhenlagen führen sowie 32 Tages- und Halbtagestouren, für deren Auswahl sie einen Kriterienkatalog schuf . „Die vielen Burgen und Schlösser in der Region machen das Wandern hier besonders. Toll sind aber auch die Logenplätze, von denen aus sich immer neue Blicke auf die Landschaft bieten.“ Und wo ist die Projektmanagerin gerne selbst unterwegs? „Das Allgäu mit seinen vielen Facetten ist für mich die Wanderdestination schlechthin.“ Um die Gipfel zu stürmen, hat sie immer einen Energielieferanten im Rucksack mit dabei: „Kein Gipfelsieg ohne Nuss-Nougatcreme“, sagt die Wanderexpertin und lacht dabei verschmitzt.

 

Bildnachweis:

Gerhard Eisenschink

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