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Okt.

Helfende Hände: Der Arbeitskreis Artenvielfalt in Pforzen

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Artenvielfalt am Straßenrand? Geht! Das zeigt der Arbeitskreis Artenvielfalt in Pforzen. Die Mitglieder verwandeln Straßenränder, Supermarktparkplätze und andere öffentliche Flächen von grau in bunt. Alles ehrenamtlich. Hier kommt das vierte Beispiel, was helfende Hände alles bewegen können.

Wer an diesem Garten in Pforzen-Hammerschiede vorbeispaziert, meint das Paradies zu sehen. Üppiges Grün, blühende Stauden und Wildblumen fließen natürlich ineinander, der Wind hebt sanft die Blätter der großen Bäume, von denen Vögel zwitschern, im Naturteich quaken Frösche um die Wette. Es kommt häufiger vor, dass Leute hier spontan stehen bleiben und hoffen, an der Himmelspforte … ähm, am Gartentor … eingelassen zu werden. Hubert Göppel, Besitzer und Gärtner dieses Paradieses lacht: „Ja, ich werde immer wieder angesprochen. Ich fühle mich darin so wohl und mir gefällt es, wenn anderen das auch so geht. Deshalb glaube ich, dass in allen Menschen die Liebe zur Natur vorhanden, jedoch verborgen ist.“ Deshalb engagiert sich Hubert Göppel seit vielen Jahren für den Natur- und Artenschutz in seiner Gemeinde und gründete vor vier Jahren zusammen mit einigen Gleichgesinnten den Arbeitskreis Artenvielfalt, um offene Flächen in Industrie- und Neubeugebieten oder andere Gärten in Pforzen zu einem Paradies zu verwandeln. Ausgangsprojekt dafür war das Projekt „Wiese x 16“ des Landkreises Ostallgäu, mit dem auf Kommunalflächen wie Verkehrsinseln und Straßenrändern neue Lebensräume für heimische Pflanzen und Tiere geschaffen werden sollten. In Pforzen engagierten sich auch Leute aus dem lokalen Gartenbauverein, in dem auch Hubert Göppel im Vorstand ist. Als das Projekt „Wiese x 16″ auslief und die Anfangseuphorie verflog, nahm er das Ganze in die Hand. „Ich habe erkannt, dass ich voran gehen muss, sonst passiert nichts mehr.“

So stellt die Gemeinde seitdem Saatgut zur Verfügung, Hubert Göppel berät, wenn jemand auch privat Hilfe für die Bepflanzung einer Fläche benötigt. Sie können sich seinen „Service“ direkt in ihren Garten bestellen. Alles ehrenamtlich. So einfach sei das nämlich nicht mit den Wildblumen. „Wer einen gepflegten Rasen hat und diese in einen Wildblumenwiese umwandeln möchte, benötigt dazu fachliche Unterstützung. Für die Ökologie ist es ganz, ganz wichtig, dass es sich um einheimische Pflanzen handelt.“ Auch einjährige, gezüchtete Pflanzen sind weniger wertvoll für heimische Insekten. „Es braucht ein Umdenken. Solange es blüht, finden die Leute Wildblumen schön, werden sie struppig, will sie keiner mehr haben, weil es unordentlich wirkt. Aber nur ein paar Quadratmeter naturnaher Garten hat eine enorme Wirkung auf die Überlebensmöglichkeit von vielen Pflanzen- und Tierarten. Es braucht Ausdauer, um den Leuten das bewusst zu machen.“ Mit seiner Arbeit inspiriert Hubert Göppel über seine Gemeinde hinaus. So hält er Vorträge und macht Blumenführungen mit Kindern, damit sie schon früh Zugang zur Natur bekommen. „Wenn sie erlebt haben, wie so eine Pflanze heranwächst, dann ist das ein Selbstläufer. Ich sehe bei mir selbst, wie viel positive Effekte Natur auf mich hat und das will ich auch anderen vermitteln. Ich kann die Welt nicht verändern, aber was gibt es Besseres, als im lokalen Umfeld etwas zu bewirken?“, stellt Hubert Göppel fest, legt seine Hacke beiseite und lauscht mit geschlossenen Augen den Vögeln. Sein Garten – ein Paradies und eine Möglichkeit mehr, den Artenreichtum seiner Heimat zu bewahren.

 

Bildnachweis: Tourismusverband Ostallgäu/Peter v. Felbert, Arbeitskreis Artenvielfalt Pforzen/Hubert Göppel

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