In der Serie „Helfende Hände“ über ehrenamtliches Engagement im Ostallgäu geht es weiter nach Marktoberdorf. Dort gibt es ein ganz besonderes Kino. Besucher können zwar auch nur zum Filme gucken und Popcorn essen dorthin hingehen, aber die Filmburg ist viel mehr als das. Sie ist eine Kultureinrichtung.
Ein bisschen unerwartet steht die Filmburg in der Marktoberdorf zwischen einem Stadel und einem kleinstädtischen Haus. Sie ist eine Zeugin einer Zeit, in der „ins Kino gehen“ noch etwas ganz Besonderes war. 1956 erbaut, ist sie heute als denkmalgeschütztes Gebäude im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne in München aufgenommen. Rund und einladend wirkt sie und in ihrem fülligen Bauch gibt es viele Filmschätze zu genießen, was den Kinobesuch auch heute noch besonders macht. „Sie strahlt eine Magie aus. Als ich überlegt habe, das Programmkino zu übernehmen, bin ich nachts oft alleine hier gesessen, weil ich wissen wollte, wie sich der große Saal anfühlt „, erzählt die Betreiberin Monika Schuber. Ein Jahr lang dauerte die Entscheidungsphase und wurde 2001 mit einem Ja beendet. Zum Glück, denn sonst wäre nicht nur die Stadt, sondern auch das Ostallgäu um eine Kultureinrichtung und viele Filmabende ärmer. Die Filmburg – sie ist nicht nur ein Kino mit ausgesuchten Filmen, sondern ein Treffpunkt für Einheimische wie Gäste und für ihr kulturelles Beiprogramm wie Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen bekannt. „Das Menschsein wird hier gepflegt. Mein Ehrenamt ist das Rundum zu organisieren, denn es war von Anfang an mein Wunsch, nicht nur Filme zu zeigen, sondern die große Bühne auch für Veranstaltungen zu nutzen“, erzählt Monika Schubert, die 40 Jahre die Theaterschule mobilé in Marktoberdorf leitete. So hat sie für „Heaven can wait“, ein Film über einen Chor mit über 70-Jährigen, selbst einen Chor engagiert, der vor der Geschichte sang oder sie stimmte selbst mit den Kinobesuchern ein Lied an. So etwas schafft eine familiäre Atmosphäre. „Die Filmburg ist für mich ein lebender Organismus, ein sich selbst nährendes System, die einen kommen ins Konzert und später dann in einen Film.“
Die Leidenschaft für Filme hat Monika Schubert fast in die Wiege gelegt bekommen. In Marktoberdorf aufgewachsen, war direkt neben dem Elternhaus ein anderes Kino. Ihre Oma pflegte das Ritual jeden Sonntag um 17 Uhr mit ihr einen Film anzuschauen. Als junge Frau war sie später auf allen Kontinenten unterwegs und filmte dokumentarisch Land und Leute, schnitt und vertonte das Material. Von den Vorführungen finanzierte sie sich die nächste Reise. Auch die vielen Hilfstransporte, die sie nach St. Petersburg initiierte, begleitete sie filmisch.
Um ein interessantes Programm zusammenzustellen, beschäftigt sich die Marktoberdorferin mit Kritiken, befragt Kollegen und bekommt auch von Filmverleihen Vorschläge. Oft schaut sie die Filme selbst auf der großen Leinwand allein an, bevor sie diese ins Programm nimmt, vor allem Kinderfilme. „Das braucht viel Zeit. Allein auf Kritiken will ich mich nicht verlassen, da achte ich schon auf mein Herz- und Bauchgefühl und schalte den Verstand ein.“ Ohne ihre ehrenamtlichen Helfer für die Kinodiente könnte sie den Filmbetrieb nicht am Laufen halten. Viele davon sind seit über 10 Jahren dabei. Auch wurde die Filmburg mit ehrenamtlichen Engagement renoviert und umgebaut. Die Kinobetreiberin ist auch außerhalb der Filmburg vielfach engagiert, zum Beispiel für den Verein Menschen im Aufwind, den sie ins Leben gerufen hat.„Dass es nur miteinander geht, habe ich von meinen Eltern geerbt. Früher gab es den Begriff Ehrenamt auch gar nicht. Da hieß es einfach: Da machen wir was.“ So wie die Filmburg, die als Treffpunkt für viele längst eine Heimat geworden ist.
Bildnachweis: Tourismusverband Ostallgäu/Ingrid Yasha Rösner