Schon vor 2.000 Jahren wanderten hier die Römer – eine unglaubliche Vorstellung. Heute gehe ich auf der gleichen Straße durch den Schnee. Mein Plan: auf den Auerberg wandern. Dieser 1055 Meter hohe Berg im Alpenvorland vom Ostallgäu hält noch viel mehr römische Geschichte für mich bereit. Die Winterwanderung von Stötten auf den Auerberg ist aber sicher nicht nur etwas für Freunde der Kulturgeschichte: die herrlichen Panoramablicke unterwegs machen wirklich jeden Wanderer glücklich.
Wandern in der Wintersonne
Ich habe meine Wanderung zum Auerberg früh begonnen. Es ist noch so kalt, dass es sich anfühlt, als würde die Haut in meinem Gesicht gefrieren. Vom Zentrum von Stötten am Auerberg aus sind es etwa fünf Kilometer bis zum Gipfel. In der ansonsten sanften Hügellandschaft des nördlichen Ostallgäus kann der Auerberg mit seinen 1055 Metern zu Recht als Berg bezeichnet werden. Und so wird mir schon nach den ersten paar hundert Metern schön warm. Wenn dann plötzlich die Sonne über den Berg kommt, „tauen“ auch meine Wangen auf. Fast während der gesamten Wanderung sehe und spüre ich die Sonnenstrahlen: Die Winterwanderung auf den Auerberg ist eine herrlich sonnige Tour.
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages!
Auf den Spuren der Römer zum Auerberg wandern
Im ersten Jahrhundert nach Christus befanden sich auf dem Auerberg ein römischer Militärstützpunkt und ein kleines Dorf namens Damasia. Es wurde im Jahr 12 nach Christus gegründet und ist damit eine der ältesten römischen Siedlungen in Bayern. Wo es Leben gab, wurden auch Straßen gebaut. So auf dem Auerberg. Unter anderem verlief hier ein Abzweig der Via Claudia, der Römerstraße, die Südgermanien mit Norditalien verband. Dieser Zweig führte von Roßhaupten über Stötten nach Kaufbeuren im Norden des heutigen Ostallgäus. Tatsächlich war das Dorf Damasia nicht lange bewohnt: Es wurde 35 Jahre nach seiner Gründung schon wieder verlassen. Fast zwei Jahrtausende später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wird der Ort ausgegraben und erforscht. Reste der 3 km langen römischen Stadtmauer sind entlang des Wanderweges zu sehen, doch leider sind sie wegen der Schneedecke im Winter nur schwer zu finden. Mehr über die interessante Zeit der Römer lässt sich im Auerbergmuseum in Bernbeuren, fünf Kilometer östlich des Auerbergs, erfahren.
Informationstafel zu den Römern auf dem Auerberg
Winterwanderweg mit Panoramablick im Ostallgäu
Die Route führt ein Stück durch den Wald. Die Sonne erwärmt die Baumkronen, bringt den Schnee zum Schmelzen und lässt winzige Tröpfchen herunterfallen. Mit dem Gegenlicht sieht es aus, als ob Glitter von den Bäumen fällt. Nach einer knappen halben Stunde durch diese märchenhafte Szenerie führt der Weg weiter am Waldrand entlang. Dann habe ich einen weiteren schönen Panoramablick. Hinter den sanften Hügeln des Ostallgäus erheben sich die Berge. Ich kann nicht anders, als auf einer Bank mit Blick auf die Berge eine Pause einzulegen. An diesem Morgen ist die Luft so klar, dass ich von den Ammergauer Alpen ganz links bis zu den Allgäuer Alpen ganz rechts fast alle Berggipfel erkennen kann. Ich liebe es, mitten in der Berglandschaft zu wandern, aber eine solche Route im hügeligen Voralpenland hat auch Vorteile: wenige Höhenmeter und herrliche Bergblicke.
Fast während der gesamten Wanderung genießt man großartige Aussichten
Nicht umsonst wird das Ostallgäu auch Schlosspark genannt. Warum? In diesem Teil des Allgäus befinden sich einige prächtige Schlösser. Natürlich das weltberühmte Schloss Neuschwanstein, aber auch zum Beispiel die Burg Falkenstein in Pfronten und das Hohe Schloss in Füssen. Sie sind wunderschön in die Landschaft eingebettet, die im Norden eher flach und im Süden bergig ist. Und weil Landschaft und Schlösser zusammen die Anziehungskraft im Ostallgäu ausmachen, wird es auch Schlosspark genannt.
1055 Meter und noch ein wenig höher
Und dann kann ich ihn plötzlich sehen: den Gipfel des Auerbergs. Obendrauf thront die kleine, weiße Wallfahrtskirche. Ich gehe das letzte steile Stück durch den Schnee dorthin und überschreite dabei die „magische Berggrenze“ von 1.000 Metern: Der Auerberg ist 1055 Meter hoch. Und es geht sogar noch ein bisschen höher, denn der Kirchturm ist frei zugänglich. Auf einer immer enger werdenden Holztreppe gehe ich nach oben. Gerade als ich mich frage, ob es noch enger werden kann, sehe ich Licht. Ich krabble das letzte Stück zur Tür, die zum Balkon der Wallfahrtskirche St. Georg führt. „Grüß dich!“ Ich blinzle gegen das helle Sonnenlicht an und grüße zurück. Auf dem Kirchenbalkon treffe ich den ersten anderen Wanderer von heute. Ha, endlich mal jemand, mit dem ich teilen kann, wie schön die Aussicht hier ist.
Auf dem Auerberg steht die Wallfahrtskirche St. Georg
Über das Buffernandl zurück nach Stötten
Nachdem ich eine Weile die Sonne und die Aussicht genossen habe, beginne ich den Abstieg nach Stötten am Auerberg. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zum Buffernandl, einem Aussichtspunkt etwas südlich des Auerbergs. Ein paar Bänke und ein Kreuz markieren den Platz, der einen grandiosen Blick auf das Ostallgäu und die Alpen bietet. Okay, ich kann nicht anders: Ich lege eine kleine Teepause ein und schaue in die Ferne. Es war eine gute Entscheidung, heute Morgen früh aufzubrechen. Wie so oft hebt sich am Nachmittag am Fuße der Alpen der Nebel. Aus der Ferne ist dies ein schöner Anblick. Da es wohl nicht mehr lange dauern wird, bis auch hier die Sonne verschwindet, fange ich an, die letzten Kilometer auf dem gleichen Weg zurück nach Stötten am Auerberg zu wandern. Auf dem Rückweg, kurz vor dem Ortskern von Stötten, entdecke ich am Wegesrand ein Schild mit der Aufschrift „Römerroute“. Die Vorstellung, dass hier schon vor 2.000 Jahren Menschen gewandert sind, ist schon echt außergewöhnlich. Hätten sie die Aussicht damals auch so sehr genießen können?
Die Winterwanderung auf den Auerberg ist herrlich sonnig
Start- und Zielort: Zentrum von Stötten am Auerberg
Distanz: 9,7 km
Höhenunterschied: 370 m 370 m
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Vom Bahnhof Marktoberdorf fährt die OVG-Buslinie 59 (Richtung Lechbruck) nach Stötten. Die Busfahrt lässt sich mit Mona oder der App der Deutschen Bahn planen.
Hinweis: Es handelt sich nicht um eine präparierte Winterwanderroute. Je nach Schnee- und Wetterbedingungen kann es sinnvoll sein, Grödel oder Schneeschuhe anzuziehen. Den Verlauf der präparierten Winterwanderwege findet man auf der Winterkarte des Ostallgäus. Diese Winterkarte kann kostenlos auf der Website des Ostallgäus (Nummer 9) bestellt werden.
Wandern im Winter: der Auerberg im Ostallgäu ist ein tolles Ziel
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